Hoff, Jacobus H. van 't: Die Lagerung der Atome im Raume. Übers. v. F. Herrmann. Braunschweig, 1877.Erster Abschnitt. erster Linie die sogenannten aromatischen Verbindungen ge-hören), erscheint nicht möglich ohne eine neue Voraussetzung zu machen, welche weder in Bezug auf Einfachheit noch auf Wahrscheinlichkeit der Grundvorstellung, auf welcher unsere Theorie im Vorstehenden entwickelt ist, an die Seite gestellt wer- den könnte. Während wir bisher nur über die gegenseitige Stellung der an Kohlenstoffatome gebundenen Elementaratome oder Gruppen eine gewisse Anschauung gewonnen haben, wären wir genöthigt, bei geschlossenen Kohlenstoffketten die gegenseitige räumliche Stellung der Kohlenstoffatome selbst in Betracht zu ziehen, zu welcher Vorstellung Anhaltspunkte nicht ohne eine gewisse Willkür geschaffen werden können. Wir haben das Molecül einer Combination, in welcher die Wir können uns also bei der Betrachtung der gegenseitigen Die Gleichgewichtslagen der an das Kohlenstoffatom ge- Am Eingang unserer Betrachtung sind die fünf möglichen 1) Vergl. Anhang VI.
Erster Abschnitt. erster Linie die sogenannten aromatischen Verbindungen ge-hören), erscheint nicht möglich ohne eine neue Voraussetzung zu machen, welche weder in Bezug auf Einfachheit noch auf Wahrscheinlichkeit der Grundvorstellung, auf welcher unsere Theorie im Vorstehenden entwickelt ist, an die Seite gestellt wer- den könnte. Während wir bisher nur über die gegenseitige Stellung der an Kohlenstoffatome gebundenen Elementaratome oder Gruppen eine gewisse Anschauung gewonnen haben, wären wir genöthigt, bei geschlossenen Kohlenstoffketten die gegenseitige räumliche Stellung der Kohlenstoffatome selbst in Betracht zu ziehen, zu welcher Vorstellung Anhaltspunkte nicht ohne eine gewisse Willkür geschaffen werden können. Wir haben das Molecül einer Combination, in welcher die Wir können uns also bei der Betrachtung der gegenseitigen Die Gleichgewichtslagen der an das Kohlenstoffatom ge- Am Eingang unserer Betrachtung sind die fünf möglichen 1) Vergl. Anhang VI.
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Erster Abschnitt.
erster Linie die sogenannten aromatischen Verbindungen ge-
hören), erscheint nicht möglich ohne eine neue Voraussetzung
zu machen, welche weder in Bezug auf Einfachheit noch auf
Wahrscheinlichkeit der Grundvorstellung, auf welcher unsere
Theorie im Vorstehenden entwickelt ist, an die Seite gestellt wer-
den könnte. Während wir bisher nur über die gegenseitige Stellung
der an Kohlenstoffatome gebundenen Elementaratome oder
Gruppen eine gewisse Anschauung gewonnen haben, wären wir
genöthigt, bei geschlossenen Kohlenstoffketten die gegenseitige
räumliche Stellung der Kohlenstoffatome selbst in Betracht zu
ziehen, zu welcher Vorstellung Anhaltspunkte nicht ohne eine
gewisse Willkür geschaffen werden können.
Wir haben das Molecül einer Combination, in welcher die
vier Affinitäten des Kohlenstoffatoms durch vier einwerthige
Gruppen abgesättigt sind, als ein im Allgemeinen stabiles System
von fünf Massenpunkten betrachtet. Die intramolecularen Be-
wegungen, welche nach dem Stande unserer heutigen Forschung
unbedingt zugegeben werden müssen, können bestehen in Oscil-
lationen der Atome um gewisse Gleichgewichtslagen, wodurch
die relative Stabilität des Systems keine Aenderung erleidet.
Wir können uns also bei der Betrachtung der gegenseitigen
räumlichen Lagerung dieser Atome dieselben als ruhend in
ihren Gleichgewichtslagen vorstellen.
Die Gleichgewichtslagen der an das Kohlenstoffatom ge-
bundenen Gruppen bilden die Ecken eines Tetraëders, dessen
geometrische Gestalt durch die Gleichheit oder Verschiedenheit
der angelagerten Gruppen bestimmt ist 1). Ohne nämlich irgend
welche Voraussetzung über die in dem System herrschenden
anziehenden und abstossenden Kräfte zu machen, lässt sich für jeden
einzelnen Fall die geometrische Gestalt des Tetraëders ableiten
unter der einfachen und berechtigten Annahme, dass auf identische
Gruppen die Aeusserungen der herrschenden Kräfte gleiche sind.
Am Eingang unserer Betrachtung sind die fünf möglichen
Fälle der Gleichheit oder Verschiedenheit der Gruppen unter
1) Vergl. Anhang VI.
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