Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783.Miller irrt, dass ich die folgenden Theile übersezt habe; Ich seze aus jenem Briefe noch einige Stellen her, Stadt
Miller irrt, daſs ich die folgenden Theile überſezt habe; Ich ſeze aus jenem Briefe noch einige Stellen her, Stadt
<TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0023" n="XV"/> Miller irrt, daſs ich die folgenden Theile überſezt habe;<lb/> ich habe nur am Anfange des erſten Theiles meine<lb/> Kräfte verſucht.</p><lb/> <p>Ich ſeze aus jenem Briefe noch einige Stellen her,<lb/> die unſern Freund lebhafter darſtellen, als es eine todte<lb/> Beſchreibung vermag. „Noch bin ich hier. Wer weiſs,<lb/> wie lange die Trennung dauren wird, wenn ich einmal<lb/> von meinen Freunden getrennt bin. Ich will ſo lange<lb/> bei ihnen bleiben, als es mir nur immer möglich iſt.<lb/> Meine Hauptbeſchäftigung ſoll die Leſung der Griechen<lb/> und die Poeſie ſein. Welch ein ſüſſer Gedanke iſt die<lb/> Unſterblichkeit! Wer duldete nicht mit Freuden alle<lb/> Mühſeligkeiten des Lebens, wenn ſie der Lohn iſt! Es<lb/> iſt eine Entzückung, welcher nichts gleicht, auf eine<lb/> Reihe künftiger Menſchen hinauszublicken, welche uns<lb/> lieben, ſich in unſere Tage zurückwünſchen, von uns<lb/> zur Tugend entflammt werden ... Einige Jahre möchte<lb/> ich in einer groſſen Stadt zubringen, und in allerlei Ge¬<lb/> ſellſchaften kommen, um die Menſchen ſorgfältig zu<lb/> ſtudiren. Ich fühle, daſs mir dieſes nothwendig iſt,<lb/> wenn ich in der Dichtkunſt mein Glück machen will.<lb/> Ich habe meine Jahre unter Büchern zugebracht ...<lb/> Wenn ich keine Geſchwiſter hätte, die nach meines<lb/> Vaters Tode meiner Unterſtüzung bedürfen, ſo wollte<lb/> ich mich ganz und gar um kein Amt bekümmern, ſon¬<lb/> dern mich vom Ueberſezen nähren, und bald in der<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Stadt<lb/></fw> </p> </div> </front> </text> </TEI> [XV/0023]
Miller irrt, daſs ich die folgenden Theile überſezt habe;
ich habe nur am Anfange des erſten Theiles meine
Kräfte verſucht.
Ich ſeze aus jenem Briefe noch einige Stellen her,
die unſern Freund lebhafter darſtellen, als es eine todte
Beſchreibung vermag. „Noch bin ich hier. Wer weiſs,
wie lange die Trennung dauren wird, wenn ich einmal
von meinen Freunden getrennt bin. Ich will ſo lange
bei ihnen bleiben, als es mir nur immer möglich iſt.
Meine Hauptbeſchäftigung ſoll die Leſung der Griechen
und die Poeſie ſein. Welch ein ſüſſer Gedanke iſt die
Unſterblichkeit! Wer duldete nicht mit Freuden alle
Mühſeligkeiten des Lebens, wenn ſie der Lohn iſt! Es
iſt eine Entzückung, welcher nichts gleicht, auf eine
Reihe künftiger Menſchen hinauszublicken, welche uns
lieben, ſich in unſere Tage zurückwünſchen, von uns
zur Tugend entflammt werden ... Einige Jahre möchte
ich in einer groſſen Stadt zubringen, und in allerlei Ge¬
ſellſchaften kommen, um die Menſchen ſorgfältig zu
ſtudiren. Ich fühle, daſs mir dieſes nothwendig iſt,
wenn ich in der Dichtkunſt mein Glück machen will.
Ich habe meine Jahre unter Büchern zugebracht ...
Wenn ich keine Geſchwiſter hätte, die nach meines
Vaters Tode meiner Unterſtüzung bedürfen, ſo wollte
ich mich ganz und gar um kein Amt bekümmern, ſon¬
dern mich vom Ueberſezen nähren, und bald in der
Stadt
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