Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783.O könnt' ich dir den Thränenguss, O welcher Unstern! wehe mir! Das Mastvieh war geschlachtet, Der Pfarrer hatte die Gebühr, Wonach er lang geschmachtet! Wir waren schon, ich armer Mann! Schon zweimal aufgeboten, Und dachten wahrlich nicht daran, Was uns vor Wetter drohten. Schon ging mit manchem bunten Band
Am Hut der Hochzeitbitter Im Dorf herum; der Musikant Probirte schon die Zitter. Die Speisen, die wir angeschafft, Sind nun schon Iängst verdorben. Mein Liebchen ist wohl, hingerafft Von Schwermut, gar gestorben. Den
O könnt' ich dir den Thränenguſs, O welcher Unſtern! wehe mir! Das Maſtvieh war geſchlachtet, Der Pfarrer hatte die Gebühr, Wonach er lang geſchmachtet! Wir waren ſchon, ich armer Mann! Schon zweimal aufgeboten, Und dachten wahrlich nicht daran, Was uns vor Wetter drohten. Schon ging mit manchem bunten Band
Am Hut der Hochzeitbitter Im Dorf herum; der Muſikant Probirte ſchon die Zitter. Die Speiſen, die wir angeſchafft, Sind nun ſchon Iängſt verdorben. Mein Liebchen iſt wohl, hingerafft Von Schwermut, gar geſtorben. Den
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O könnt' ich dir den Thränenguſs,
Dem Kerker hier entriſſen,
Durch einen reuevollen Kuſs
Von deiner Wange küſſen!
O welcher Unſtern! wehe mir!
Das Maſtvieh war geſchlachtet,
Der Pfarrer hatte die Gebühr,
Wonach er lang geſchmachtet!
Wir waren ſchon, ich armer Mann!
Schon zweimal aufgeboten,
Und dachten wahrlich nicht daran,
Was uns vor Wetter drohten.
Schon ging mit manchem bunten Band
Am Hut der Hochzeitbitter
Im Dorf herum; der Muſikant
Probirte ſchon die Zitter.
Die Speiſen, die wir angeſchafft,
Sind nun ſchon Iängſt verdorben.
Mein Liebchen iſt wohl, hingerafft
Von Schwermut, gar geſtorben.
Den
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Zitationshilfe: | Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelty_gedichte_1783/162>, abgerufen am 16.02.2025. |