Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783.Die Leidenschaft seinen Geist zu beschäftigen machte Als Hölty sechzehn Jahre alt war, wusste er mehr, um
Die Leidenſchaft ſeinen Geiſt zu beſchäftigen machte Als Hölty ſechzehn Jahre alt war, wuſste er mehr, um
<TEI> <text> <front> <div n="1"> <pb facs="#f0015" n="VII"/> <p>Die Leidenſchaft ſeinen Geiſt zu beſchäftigen machte<lb/> ihn gegen des Körpers Pflege etwas gleichgültig. Sein<lb/> nachläſſiger Anzug ward ihm oft von ſeinen Eltern ver¬<lb/> wieſen. Er hörte ihre Ermahnung mit freundlichem<lb/> Lächeln an, bemühte ſich den Fehler auf einige Zeit<lb/> wieder gut zu machen, und erſchmeichelte ſich durch<lb/> alle möglichen Dienſte Vergebung und Nachſicht. Noch<lb/> in Göttingen koſtete es nicht wenig Ueberredung, wenn<lb/> er ſeinen beſtäubten Flauſsrock ablegen, und in dem<lb/> braunen Feierkleide mit vergoldeten Knöpfen erſcheinen<lb/> ſollte. Doch war er einmal ſo ſehr im Schuſs, daſs er<lb/> ſchon ziemlich ernſthaft von den Vorzügen eines Treſſen¬<lb/> hutes, der länger gegenhielte, zu reden anfing.</p><lb/> <p>Als Hölty ſechzehn Jahre alt war, wuſste er mehr,<lb/> als die meiſten Jünglinge, welche, ein gelehrtes Hand¬<lb/> werk zu lernen, die Akademie beziehn. Gleichwohl<lb/> ſchickte ſein Vater, überzeugt, daſs ohne die innigſte<lb/> Vertraulichkeit mit den Alten keine wahre Gelehrſam¬<lb/> keit ſtatt finde, und um ſeinem Sohne für die Akademie<lb/> mehr Weltkenntniſs und feinere Sitten zu verſchaffen,<lb/> ihn 1765 um Michaelis auf die öffentliche Schule in<lb/> Celle, wo ſein Oheim, der Kanzleirath Göſſel,<lb/> wohnte. Hier blieb er drei Jahre, und erwarb ſich<lb/> die Liebe und Achtung ſeiner Lehrer ſowohl, als aller,<lb/> welche ihn kannten. Michaelis 1768 ging er zu ſei¬<lb/> nem Vater zurück, und Oſtern 1769 nach Göttingen,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">um<lb/></fw> </p> </div> </front> </text> </TEI> [VII/0015]
Die Leidenſchaft ſeinen Geiſt zu beſchäftigen machte
ihn gegen des Körpers Pflege etwas gleichgültig. Sein
nachläſſiger Anzug ward ihm oft von ſeinen Eltern ver¬
wieſen. Er hörte ihre Ermahnung mit freundlichem
Lächeln an, bemühte ſich den Fehler auf einige Zeit
wieder gut zu machen, und erſchmeichelte ſich durch
alle möglichen Dienſte Vergebung und Nachſicht. Noch
in Göttingen koſtete es nicht wenig Ueberredung, wenn
er ſeinen beſtäubten Flauſsrock ablegen, und in dem
braunen Feierkleide mit vergoldeten Knöpfen erſcheinen
ſollte. Doch war er einmal ſo ſehr im Schuſs, daſs er
ſchon ziemlich ernſthaft von den Vorzügen eines Treſſen¬
hutes, der länger gegenhielte, zu reden anfing.
Als Hölty ſechzehn Jahre alt war, wuſste er mehr,
als die meiſten Jünglinge, welche, ein gelehrtes Hand¬
werk zu lernen, die Akademie beziehn. Gleichwohl
ſchickte ſein Vater, überzeugt, daſs ohne die innigſte
Vertraulichkeit mit den Alten keine wahre Gelehrſam¬
keit ſtatt finde, und um ſeinem Sohne für die Akademie
mehr Weltkenntniſs und feinere Sitten zu verſchaffen,
ihn 1765 um Michaelis auf die öffentliche Schule in
Celle, wo ſein Oheim, der Kanzleirath Göſſel,
wohnte. Hier blieb er drei Jahre, und erwarb ſich
die Liebe und Achtung ſeiner Lehrer ſowohl, als aller,
welche ihn kannten. Michaelis 1768 ging er zu ſei¬
nem Vater zurück, und Oſtern 1769 nach Göttingen,
um
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