Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Zweiter Band. Tübingen, 1799.peinigt, von so mancher wunderbaren krummen Bahn, die sich das Leben bricht, seitdem sein grader Gang gehemmt ist, dann fällt mir auch mein Adamas ein, mit seinen Reisen, seiner eignen Sehnsucht in das innere Asien hinein - das sind nur Nothbehelfe, guter Alter! möcht' ich dann ihm rufen, komm! und baue deine Welt! mit uns! denn unsre Welt ist auch die deine. Auch die deine, Diotima, denn sie ist die Kopie von dir. O du, mit deiner Elysiumsstille, könnten wir das schaffen, was du bist! Hyperion an Diotima. Wir haben jezt dreimal in Einem fort gesiegt in kleinen Gefechten, wo aber die Kämpfer sich durchkreuzten, wie Blize, und alles Eine verzehrende Flamme war. Navarin ist unser und wir stehen jezt vor der Veste Misistra, dem Überreste des alten Sparta. Ich hab' auch die Fahne, die ich einer albanischen Horde entriß, auf eine Ruine gepflanzt, die vor der Stadt liegt, habe vor Freude meinen türkischen Kopfbund in den Eurotas geworfen und trage seitdem den griechischen Helm. Und nun möcht' ich dich sehen, o Mäd- peinigt, von so mancher wunderbaren krummen Bahn, die sich das Leben bricht, seitdem sein grader Gang gehemmt ist, dann fällt mir auch mein Adamas ein, mit seinen Reisen, seiner eignen Sehnsucht in das innere Asien hinein – das sind nur Nothbehelfe, guter Alter! möcht’ ich dann ihm rufen, komm! und baue deine Welt! mit uns! denn unsre Welt ist auch die deine. Auch die deine, Diotima, denn sie ist die Kopie von dir. O du, mit deiner Elysiumsstille, könnten wir das schaffen, was du bist! Hyperion an Diotima. Wir haben jezt dreimal in Einem fort gesiegt in kleinen Gefechten, wo aber die Kämpfer sich durchkreuzten, wie Blize, und alles Eine verzehrende Flamme war. Navarin ist unser und wir stehen jezt vor der Veste Misistra, dem Überreste des alten Sparta. Ich hab’ auch die Fahne, die ich einer albanischen Horde entriß, auf eine Ruine gepflanzt, die vor der Stadt liegt, habe vor Freude meinen türkischen Kopfbund in den Eurotas geworfen und trage seitdem den griechischen Helm. Und nun möcht’ ich dich sehen, o Mäd- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="chapter" n="2"> <p><pb facs="#f0040"/> peinigt, von so mancher wunderbaren krummen Bahn, die sich das Leben bricht, seitdem sein grader Gang gehemmt ist, dann fällt mir auch mein Adamas ein, mit seinen Reisen, seiner eignen Sehnsucht in das innere Asien hinein – das sind nur Nothbehelfe, guter Alter! möcht’ ich dann ihm rufen, komm! und baue deine Welt! mit uns! denn unsre Welt ist auch die deine.</p><lb/> <p>Auch die deine, Diotima, denn sie ist die Kopie von dir. O du, mit deiner Elysiumsstille, könnten wir das schaffen, was du bist!</p><lb/> </div><lb/> <div type="chapter" n="2"> <head><hi rendition="#g #k">Hyperion</hi> an <hi rendition="#g #k">Diotima</hi>.</head><lb/> <p>Wir haben jezt dreimal in Einem fort gesiegt in kleinen Gefechten, wo aber die Kämpfer sich durchkreuzten, wie Blize, und alles Eine verzehrende Flamme war. Navarin ist unser und wir stehen jezt vor der Veste Misistra, dem Überreste des alten Sparta. Ich hab’ auch die Fahne, die ich einer albanischen Horde entriß, auf eine Ruine gepflanzt, die vor der Stadt liegt, habe vor Freude meinen türkischen Kopfbund in den Eurotas geworfen und trage seitdem den griechischen Helm.</p><lb/> <p>Und nun möcht’ ich dich sehen, o Mäd- </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0040]
peinigt, von so mancher wunderbaren krummen Bahn, die sich das Leben bricht, seitdem sein grader Gang gehemmt ist, dann fällt mir auch mein Adamas ein, mit seinen Reisen, seiner eignen Sehnsucht in das innere Asien hinein – das sind nur Nothbehelfe, guter Alter! möcht’ ich dann ihm rufen, komm! und baue deine Welt! mit uns! denn unsre Welt ist auch die deine.
Auch die deine, Diotima, denn sie ist die Kopie von dir. O du, mit deiner Elysiumsstille, könnten wir das schaffen, was du bist!
Hyperion an Diotima.
Wir haben jezt dreimal in Einem fort gesiegt in kleinen Gefechten, wo aber die Kämpfer sich durchkreuzten, wie Blize, und alles Eine verzehrende Flamme war. Navarin ist unser und wir stehen jezt vor der Veste Misistra, dem Überreste des alten Sparta. Ich hab’ auch die Fahne, die ich einer albanischen Horde entriß, auf eine Ruine gepflanzt, die vor der Stadt liegt, habe vor Freude meinen türkischen Kopfbund in den Eurotas geworfen und trage seitdem den griechischen Helm.
Und nun möcht’ ich dich sehen, o Mäd-
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