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Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Zweiter Band. Tübingen, 1799.

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Diotima! mir geschieht oft wunderbar, wenn ich mein unbekümmert Volk durchgehe und, wie aus der Erde gewachsen, einer um den andern aufsteht und dem Morgenlicht' entgegen sich dehnt, und unter den Haufen der Männer die knatternde Flamme emporsteigt, wo die Mutter sizt mit dem frierenden Kindlein, wo die erquikende Speise kocht, indeß die Rosse, den Tag witternd, schnauben und schrein, und der Wald ertönt von allerschütternder Kriegsmusik, und rings von Waffen schimmert und rauscht - aber das sind Worte und die eigne Lust von solchem Leben erzählt sich nicht.

Dann sammelt mein Hauffe sich um mich her, mit Lust, und es ist wunderbar, wie auch die Ältesten und Trozigsten in aller meiner Jugend mich ehren. Wir werden vertrauter und mancher erzählt wies ihm ergieng im Leben und mein Herz schwillt oft von mancherlei Schiksaal. Dann fang' ich an, von besseren Tagen zu reden, und glänzend gehn die Augen ihnen auf, wenn sie des Bundes gedenken, der uns einigen soll, und das stolze Bild des werdenden Freistaats dämmert vor ihnen.

Alles für jeden und jeder für alle! Es ist ein freudiger Geist in den Worten und er er-

Diotima! mir geschieht oft wunderbar, wenn ich mein unbekümmert Volk durchgehe und, wie aus der Erde gewachsen, einer um den andern aufsteht und dem Morgenlicht’ entgegen sich dehnt, und unter den Haufen der Männer die knatternde Flamme emporsteigt, wo die Mutter sizt mit dem frierenden Kindlein, wo die erquikende Speise kocht, indeß die Rosse, den Tag witternd, schnauben und schrein, und der Wald ertönt von allerschütternder Kriegsmusik, und rings von Waffen schimmert und rauscht – aber das sind Worte und die eigne Lust von solchem Leben erzählt sich nicht.

Dann sammelt mein Hauffe sich um mich her, mit Lust, und es ist wunderbar, wie auch die Ältesten und Trozigsten in aller meiner Jugend mich ehren. Wir werden vertrauter und mancher erzählt wies ihm ergieng im Leben und mein Herz schwillt oft von mancherlei Schiksaal. Dann fang’ ich an, von besseren Tagen zu reden, und glänzend gehn die Augen ihnen auf, wenn sie des Bundes gedenken, der uns einigen soll, und das stolze Bild des werdenden Freistaats dämmert vor ihnen.

Alles für jeden und jeder für alle! Es ist ein freudiger Geist in den Worten und er er-

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[0037] Diotima! mir geschieht oft wunderbar, wenn ich mein unbekümmert Volk durchgehe und, wie aus der Erde gewachsen, einer um den andern aufsteht und dem Morgenlicht’ entgegen sich dehnt, und unter den Haufen der Männer die knatternde Flamme emporsteigt, wo die Mutter sizt mit dem frierenden Kindlein, wo die erquikende Speise kocht, indeß die Rosse, den Tag witternd, schnauben und schrein, und der Wald ertönt von allerschütternder Kriegsmusik, und rings von Waffen schimmert und rauscht – aber das sind Worte und die eigne Lust von solchem Leben erzählt sich nicht. Dann sammelt mein Hauffe sich um mich her, mit Lust, und es ist wunderbar, wie auch die Ältesten und Trozigsten in aller meiner Jugend mich ehren. Wir werden vertrauter und mancher erzählt wies ihm ergieng im Leben und mein Herz schwillt oft von mancherlei Schiksaal. Dann fang’ ich an, von besseren Tagen zu reden, und glänzend gehn die Augen ihnen auf, wenn sie des Bundes gedenken, der uns einigen soll, und das stolze Bild des werdenden Freistaats dämmert vor ihnen. Alles für jeden und jeder für alle! Es ist ein freudiger Geist in den Worten und er er-

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Zitationshilfe: Hölderlin, Friedrich: Hyperion. Zweiter Band. Tübingen, 1799, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_hyperion02_1799/37>, abgerufen am 24.11.2024.