Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Die Heimath. Froh kehrt der Schiffer heim an den stillen Strom, Von Inseln fernher, wenn er geerntet hat; So käm' auch ich zur Heimath, hätt' ich Güter so viele, wie Leid, geerntet. Ihr theuern Ufer, die mich erzogen einst, Stillt ihr der Liebe Leiden, versprecht ihr mir, Ihr Wälder meiner Jugend, wenn ich Komme, die Ruhe noch einmal wieder? Am kühlen Bache, wo ich der Wellen Spiel, Am Strome, wo ich gleiten die Schiffe sah, Dort bin ich bald; euch traute Berge, Die mich behüteten einst, der Heimath Verehrte sichre Grenzen, der Mutter Haus; Und liebender Geschwister Umarmungen Begrüß' ich bald, und ihr umschließt mich, Daß, wie in Banden, das Herz mir heile, Die Heimath. Froh kehrt der Schiffer heim an den ſtillen Strom, Von Inſeln fernher, wenn er geerntet hat; So kaͤm' auch ich zur Heimath, haͤtt' ich Guͤter ſo viele, wie Leid, geerntet. Ihr theuern Ufer, die mich erzogen einſt, Stillt ihr der Liebe Leiden, verſprecht ihr mir, Ihr Waͤlder meiner Jugend, wenn ich Komme, die Ruhe noch einmal wieder? Am kuͤhlen Bache, wo ich der Wellen Spiel, Am Strome, wo ich gleiten die Schiffe ſah, Dort bin ich bald; euch traute Berge, Die mich behuͤteten einſt, der Heimath Verehrte ſichre Grenzen, der Mutter Haus; Und liebender Geſchwiſter Umarmungen Begruͤß' ich bald, und ihr umſchließt mich, Daß, wie in Banden, das Herz mir heile, <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0079" n="71"/> <div n="1"> <head><hi rendition="#g">Die Heimath</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Froh kehrt der Schiffer heim an den ſtillen Strom,</l><lb/> <l>Von Inſeln fernher, wenn er geerntet hat;</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">So kaͤm' auch ich zur Heimath, haͤtt' ich</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Guͤter ſo viele, wie Leid, geerntet.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ihr theuern Ufer, die mich erzogen einſt,</l><lb/> <l>Stillt ihr der Liebe Leiden, verſprecht ihr mir,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Ihr Waͤlder meiner Jugend, wenn ich</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Komme, die Ruhe noch einmal wieder?</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Am kuͤhlen Bache, wo ich der Wellen Spiel,</l><lb/> <l>Am Strome, wo ich gleiten die Schiffe ſah,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Dort bin ich bald; euch traute Berge,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Die mich behuͤteten einſt, der Heimath</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Verehrte ſichre Grenzen, der Mutter Haus;</l><lb/> <l>Und liebender Geſchwiſter Umarmungen</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Begruͤß' ich bald, und ihr umſchließt mich,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Daß, wie in Banden, das Herz mir heile,</hi> </l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [71/0079]
Die Heimath.
Froh kehrt der Schiffer heim an den ſtillen Strom,
Von Inſeln fernher, wenn er geerntet hat;
So kaͤm' auch ich zur Heimath, haͤtt' ich
Guͤter ſo viele, wie Leid, geerntet.
Ihr theuern Ufer, die mich erzogen einſt,
Stillt ihr der Liebe Leiden, verſprecht ihr mir,
Ihr Waͤlder meiner Jugend, wenn ich
Komme, die Ruhe noch einmal wieder?
Am kuͤhlen Bache, wo ich der Wellen Spiel,
Am Strome, wo ich gleiten die Schiffe ſah,
Dort bin ich bald; euch traute Berge,
Die mich behuͤteten einſt, der Heimath
Verehrte ſichre Grenzen, der Mutter Haus;
Und liebender Geſchwiſter Umarmungen
Begruͤß' ich bald, und ihr umſchließt mich,
Daß, wie in Banden, das Herz mir heile,
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