Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Der Tod für's Vaterland. Du kommst, o Schlacht! schon wogen die Jünglinge Hinab von ihren Hügeln, hinab in's Thal, Wo keck herauf die Würger dringen, Sicher der Kunst und des Arms, doch sichrer Kömmt über sie die Seele der Jünglinge, Denn die Gerechten schlagen, wie Zauberer, Und ihre Vaterlandsgesänge Lähmen die Kniee der Ehrelosen. O nehmt mich, nehmt mich mit in die Reihen auf, Damit ich einst nicht sterbe gemeinen Tods! Umsonst zu sterben, lieb' ich nicht, doch Lieb' ich, zu fallen am Opferhügel Für's Vaterland, zu bluten des Herzens Blut Für's Vaterland -- und bald ist's gescheh'n! Zu euch Ihr Theuern! komm' ich, die mich leben Lehrten und sterben, zu euch hinunter! Wie oft im Lichte dürstet' ich euch zu seh'n, Ihr Helden und ihr Dichter aus alter Zeit! Nun grüßt ihr freundlich den geringen Fremdling und brüderlich ist's hier unten. Der Tod fuͤr's Vaterland. Du kommſt, o Schlacht! ſchon wogen die Juͤnglinge Hinab von ihren Huͤgeln, hinab in's Thal, Wo keck herauf die Wuͤrger dringen, Sicher der Kunſt und des Arms, doch ſichrer Koͤmmt uͤber ſie die Seele der Juͤnglinge, Denn die Gerechten ſchlagen, wie Zauberer, Und ihre Vaterlandsgeſaͤnge Laͤhmen die Kniee der Ehreloſen. O nehmt mich, nehmt mich mit in die Reihen auf, Damit ich einſt nicht ſterbe gemeinen Tods! Umſonſt zu ſterben, lieb' ich nicht, doch Lieb' ich, zu fallen am Opferhuͤgel Fuͤr's Vaterland, zu bluten des Herzens Blut Fuͤr's Vaterland — und bald iſt's geſcheh'n! Zu euch Ihr Theuern! komm' ich, die mich leben Lehrten und ſterben, zu euch hinunter! Wie oft im Lichte duͤrſtet' ich euch zu ſeh'n, Ihr Helden und ihr Dichter aus alter Zeit! Nun gruͤßt ihr freundlich den geringen Fremdling und bruͤderlich iſt's hier unten. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0053" n="45"/> <div n="1"> <head><hi rendition="#g">Der Tod fuͤr's Vaterland</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Du kommſt, o Schlacht! ſchon wogen die Juͤnglinge</l><lb/> <l>Hinab von ihren Huͤgeln, hinab in's Thal,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Wo keck herauf die Wuͤrger dringen,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Sicher der Kunſt und des Arms, doch ſichrer</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Koͤmmt uͤber ſie die Seele der Juͤnglinge,</l><lb/> <l>Denn die Gerechten ſchlagen, wie Zauberer,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Und ihre Vaterlandsgeſaͤnge</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Laͤhmen die Kniee der Ehreloſen.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>O nehmt mich, nehmt mich mit in die Reihen auf,</l><lb/> <l>Damit ich einſt nicht ſterbe gemeinen Tods!</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Umſonſt zu ſterben, lieb' ich nicht, doch</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Lieb' ich, zu fallen am Opferhuͤgel</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Fuͤr's Vaterland, zu bluten des Herzens Blut</l><lb/> <l>Fuͤr's Vaterland — und bald iſt's geſcheh'n! Zu euch</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Ihr Theuern! komm' ich, die mich leben</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Lehrten und ſterben, zu euch hinunter!</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Wie oft im Lichte duͤrſtet' ich euch zu ſeh'n,</l><lb/> <l>Ihr Helden und ihr Dichter aus alter Zeit!</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Nun gruͤßt ihr freundlich den geringen</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Fremdling und bruͤderlich iſt's hier unten.</hi> </l> </lg><lb/> <l/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [45/0053]
Der Tod fuͤr's Vaterland.
Du kommſt, o Schlacht! ſchon wogen die Juͤnglinge
Hinab von ihren Huͤgeln, hinab in's Thal,
Wo keck herauf die Wuͤrger dringen,
Sicher der Kunſt und des Arms, doch ſichrer
Koͤmmt uͤber ſie die Seele der Juͤnglinge,
Denn die Gerechten ſchlagen, wie Zauberer,
Und ihre Vaterlandsgeſaͤnge
Laͤhmen die Kniee der Ehreloſen.
O nehmt mich, nehmt mich mit in die Reihen auf,
Damit ich einſt nicht ſterbe gemeinen Tods!
Umſonſt zu ſterben, lieb' ich nicht, doch
Lieb' ich, zu fallen am Opferhuͤgel
Fuͤr's Vaterland, zu bluten des Herzens Blut
Fuͤr's Vaterland — und bald iſt's geſcheh'n! Zu euch
Ihr Theuern! komm' ich, die mich leben
Lehrten und ſterben, zu euch hinunter!
Wie oft im Lichte duͤrſtet' ich euch zu ſeh'n,
Ihr Helden und ihr Dichter aus alter Zeit!
Nun gruͤßt ihr freundlich den geringen
Fremdling und bruͤderlich iſt's hier unten.
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