Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.
Und rege du nicht auch das Herz mir auf, Für mich ist, was vorüber ist, nicht mehr. Pausanias. Ich weiß es nicht, was dir vorüber ist, Doch du und ich, wir sind uns ja geblieben! Empedokles. Sprich lieber mir von anderem, mein Sohn! Habt ihr zum Dolche die Erinnerung Nicht mir gemacht? -- Nun wundern sie sich noch, Und treten vor das Auge mir und fragen -- Nein! du bist ohne Schuld, -- nur kann ich, Sohn! Was mir zu nahe kömmt, nicht wohl ertragen. Pausanias. Und mich, mich stößest du von dir? -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- Empedokles. Verstehest du mich auch? Hinweg. Ich hab' Es dir gesagt: es ist nicht schön, daß du So ungefragt mir an die Seele dringest, An meine Seite stets, als wüßtest du Nichts andres mehr, mit armer Angst dich hängst, Du mußt es wissen: dir gehör' ich nicht, Und du nicht mir, und deine Pfade sind Die meinen nicht; mir blüht es anderswo, Und was ich mein' es ist von heute nicht,
Und rege du nicht auch das Herz mir auf, Fuͤr mich iſt, was voruͤber iſt, nicht mehr. Pauſanias. Ich weiß es nicht, was dir voruͤber iſt, Doch du und ich, wir ſind uns ja geblieben! Empedokles. Sprich lieber mir von anderem, mein Sohn! Habt ihr zum Dolche die Erinnerung Nicht mir gemacht? — Nun wundern ſie ſich noch, Und treten vor das Auge mir und fragen — Nein! du biſt ohne Schuld, — nur kann ich, Sohn! Was mir zu nahe koͤmmt, nicht wohl ertragen. Pauſanias. Und mich, mich ſtoͤßeſt du von dir? — — — — — — — — — — — — — — — Empedokles. Verſteheſt du mich auch? Hinweg. Ich hab' Es dir geſagt: es iſt nicht ſchoͤn, daß du So ungefragt mir an die Seele dringeſt, An meine Seite ſtets, als wuͤßteſt du Nichts andres mehr, mit armer Angſt dich haͤngſt, Du mußt es wiſſen: dir gehoͤr' ich nicht, Und du nicht mir, und deine Pfade ſind Die meinen nicht; mir bluͤht es anderswo, Und was ich mein' es iſt von heute nicht, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#EMP"> <p><pb facs="#f0220" n="212"/> Und rege du nicht auch das Herz mir auf,<lb/> Fuͤr mich iſt, was voruͤber iſt, nicht mehr.</p> </sp><lb/> <sp who="#PAU"> <speaker><hi rendition="#g">Pauſanias</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich weiß es nicht, was dir voruͤber iſt,<lb/> Doch du und ich, wir ſind uns ja geblieben!</p> </sp><lb/> <sp who="#EMP"> <speaker><hi rendition="#g">Empedokles</hi>.</speaker><lb/> <p>Sprich lieber mir von anderem, mein Sohn!<lb/> Habt ihr zum Dolche die Erinnerung<lb/> Nicht mir gemacht? — Nun wundern ſie ſich noch,<lb/> Und treten vor das Auge mir und fragen —<lb/> Nein! du biſt ohne Schuld, — nur kann ich, Sohn!<lb/> Was mir zu nahe koͤmmt, nicht wohl ertragen.</p> </sp><lb/> <sp who="#PAU"> <speaker><hi rendition="#g">Pauſanias</hi>.</speaker><lb/> <p>Und mich, mich ſtoͤßeſt du von dir? — — — —<lb/> — — — — — — — — — — —</p> </sp><lb/> <sp who="#EMP"> <speaker><hi rendition="#g">Empedokles</hi>.</speaker><lb/> <p>Verſteheſt du mich auch? Hinweg. Ich hab'<lb/> Es dir geſagt: es iſt nicht ſchoͤn, daß du<lb/> So ungefragt mir an die Seele dringeſt,<lb/> An meine Seite ſtets, als wuͤßteſt du<lb/> Nichts andres mehr, mit armer Angſt dich haͤngſt,<lb/> Du mußt es wiſſen: dir gehoͤr' ich nicht,<lb/> Und du nicht mir, und deine Pfade ſind<lb/> Die meinen nicht; mir bluͤht es anderswo,<lb/> Und was ich mein' es iſt von heute nicht,<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [212/0220]
Und rege du nicht auch das Herz mir auf,
Fuͤr mich iſt, was voruͤber iſt, nicht mehr.
Pauſanias.
Ich weiß es nicht, was dir voruͤber iſt,
Doch du und ich, wir ſind uns ja geblieben!
Empedokles.
Sprich lieber mir von anderem, mein Sohn!
Habt ihr zum Dolche die Erinnerung
Nicht mir gemacht? — Nun wundern ſie ſich noch,
Und treten vor das Auge mir und fragen —
Nein! du biſt ohne Schuld, — nur kann ich, Sohn!
Was mir zu nahe koͤmmt, nicht wohl ertragen.
Pauſanias.
Und mich, mich ſtoͤßeſt du von dir? — — — —
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Empedokles.
Verſteheſt du mich auch? Hinweg. Ich hab'
Es dir geſagt: es iſt nicht ſchoͤn, daß du
So ungefragt mir an die Seele dringeſt,
An meine Seite ſtets, als wuͤßteſt du
Nichts andres mehr, mit armer Angſt dich haͤngſt,
Du mußt es wiſſen: dir gehoͤr' ich nicht,
Und du nicht mir, und deine Pfade ſind
Die meinen nicht; mir bluͤht es anderswo,
Und was ich mein' es iſt von heute nicht,
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Zitationshilfe: | Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/220>, abgerufen am 16.02.2025. |