Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Ich nicht, und was ich sonst von ihm geschrieben, O daß der goldne Tag die Ruhe mir, Mein eigen Leben wiederbrächt'! -- Ich will Geduldig seyn, und wenn der Vater ihn Nicht ehrt, mir ihn versagt, den Theuren, So schweig' ich lieber, und es soll mir nicht Zu sehr die Seele kränken; kann ich still Ihn ehren doch, und bleiben, wie ich bin. Emilie an Klara. Nun muß ich lächeln über alles Schlimme, Was ich die vor'ge Nacht geträumt; und hab' Ich dir es gar geschrieben? Anders bin Ich itzt gesinnt. Ich nicht, und was ich ſonſt von ihm geſchrieben, O daß der goldne Tag die Ruhe mir, Mein eigen Leben wiederbraͤcht'! — Ich will Geduldig ſeyn, und wenn der Vater ihn Nicht ehrt, mir ihn verſagt, den Theuren, So ſchweig' ich lieber, und es ſoll mir nicht Zu ſehr die Seele kraͤnken; kann ich ſtill Ihn ehren doch, und bleiben, wie ich bin. Emilie an Klara. Nun muß ich laͤcheln uͤber alles Schlimme, Was ich die vor'ge Nacht getraͤumt; und hab' Ich dir es gar geſchrieben? Anders bin Ich itzt geſinnt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0116" n="108"/> <l>Ich nicht, und was ich ſonſt von ihm geſchrieben,</l><lb/> <l>Unleidlich iſt es mir. Was iſt es denn?</l><lb/> <l>Ich wuͤnſche faſt, ich haͤtt' ihn nie geſehn.</l><lb/> <l>Mein Friede war doch ſchoͤner. Theures Herz!</l><lb/> <l>Ich bin betruͤbt, und anders, denn ichs war,</l><lb/> <l>Da ich um den Verlornen trauerte.</l><lb/> <l>Ich bin es nimmer, nein! ich bin es nicht,</l><lb/> <l>Ich bin nicht gut, und ſeellos bin ich auch.</l><lb/> <l>Mich laͤßt die Furcht, die haͤßliche, nicht ruhn.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>O daß der goldne Tag die Ruhe mir,</l><lb/> <l>Mein eigen Leben wiederbraͤcht'! —</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Ich will</l><lb/> <l>Geduldig ſeyn, und wenn der Vater ihn</l><lb/> <l>Nicht ehrt, mir ihn verſagt, den Theuren,</l><lb/> <l>So ſchweig' ich lieber, und es ſoll mir nicht</l><lb/> <l>Zu ſehr die Seele kraͤnken; kann ich ſtill</l><lb/> <l>Ihn ehren doch, und bleiben, wie ich bin.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Emilie an Klara</hi>.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Nun muß ich laͤcheln uͤber alles Schlimme,</l><lb/> <l>Was ich die vor'ge Nacht getraͤumt; und hab'</l><lb/> <l>Ich dir es gar geſchrieben? Anders bin</l><lb/> <l>Ich itzt geſinnt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [108/0116]
Ich nicht, und was ich ſonſt von ihm geſchrieben,
Unleidlich iſt es mir. Was iſt es denn?
Ich wuͤnſche faſt, ich haͤtt' ihn nie geſehn.
Mein Friede war doch ſchoͤner. Theures Herz!
Ich bin betruͤbt, und anders, denn ichs war,
Da ich um den Verlornen trauerte.
Ich bin es nimmer, nein! ich bin es nicht,
Ich bin nicht gut, und ſeellos bin ich auch.
Mich laͤßt die Furcht, die haͤßliche, nicht ruhn.
O daß der goldne Tag die Ruhe mir,
Mein eigen Leben wiederbraͤcht'! —
Ich will
Geduldig ſeyn, und wenn der Vater ihn
Nicht ehrt, mir ihn verſagt, den Theuren,
So ſchweig' ich lieber, und es ſoll mir nicht
Zu ſehr die Seele kraͤnken; kann ich ſtill
Ihn ehren doch, und bleiben, wie ich bin.
Emilie an Klara.
Nun muß ich laͤcheln uͤber alles Schlimme,
Was ich die vor'ge Nacht getraͤumt; und hab'
Ich dir es gar geſchrieben? Anders bin
Ich itzt geſinnt.
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