Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794.einer falschen lächerlichen Empfindsamkeit. Das Nach dem Gesetze der Einbildungskraft, einer falſchen laͤcherlichen Empfindſamkeit. Das Nach dem Geſetze der Einbildungskraft, <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0123" n="123"/> einer falſchen laͤcherlichen Empfindſamkeit. Das<lb/> alltaͤgliche und gewoͤhnliche will nicht mehr ge-<lb/> fallen, alſo auch die Berufsgeſchaͤfte nicht; uͤber-<lb/> ſpannte Phantaſien wirken auf die Nerven und<lb/> erzeugen Kraͤnklichkeit, und haͤusliche Unordnung<lb/> macht das Elend vollkommen. Wenn ich mir<lb/> eine Frau denke, die den Kopf voll von romanhafter<lb/> Einbildungen hat, und durch ihre Launen dem<lb/> Manne das Leben verbittert: ſo muß ich ihn<lb/> bewundern, wenn er nichts als gleichguͤltig ge-<lb/> gen ſie wird, wenn er ſie nicht haßt, ſich nicht von<lb/> ihr entfernt und an einem andern Orte Erhei-<lb/> terungen ſucht die er im Hauſe finden ſollte.<lb/> Hier gibts Wege zu Ausſchweifungen, die in ei-<lb/> nem andern Verhaͤltniß nimmer begangen waͤren.<lb/> Kurz die Wirkungen der Laune ſind groͤßer als<lb/> ſie ſich wol <hi rendition="#fr">manche</hi> denken mag; die Hoͤflichkeit<lb/><hi rendition="#fr">unſerer</hi> Sprache hat ſie mit allen ihr zukom-<lb/> menden Adjektiven zu einem <hi rendition="#aq">femininum</hi> gemacht.<lb/> Ob dies einen Beweis fuͤr die Richtigkeit der<lb/> Pſychologie der Vaͤter abgeben kann?</p><lb/> <p>Nach dem Geſetze der Einbildungskraft,<lb/> oder auch nach der Beſchaffenheit der herrſchen-<lb/> den Leidenſchaft und Laune habe ich dies ſchon<lb/> genannt, richten wir unſere Aufmerkſamkeit ent-<lb/> weder auf die guten oder boͤſen Eigenſchaften<lb/> der Gegenſtaͤnde. Der Einfluß derſelben auf<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [123/0123]
einer falſchen laͤcherlichen Empfindſamkeit. Das
alltaͤgliche und gewoͤhnliche will nicht mehr ge-
fallen, alſo auch die Berufsgeſchaͤfte nicht; uͤber-
ſpannte Phantaſien wirken auf die Nerven und
erzeugen Kraͤnklichkeit, und haͤusliche Unordnung
macht das Elend vollkommen. Wenn ich mir
eine Frau denke, die den Kopf voll von romanhafter
Einbildungen hat, und durch ihre Launen dem
Manne das Leben verbittert: ſo muß ich ihn
bewundern, wenn er nichts als gleichguͤltig ge-
gen ſie wird, wenn er ſie nicht haßt, ſich nicht von
ihr entfernt und an einem andern Orte Erhei-
terungen ſucht die er im Hauſe finden ſollte.
Hier gibts Wege zu Ausſchweifungen, die in ei-
nem andern Verhaͤltniß nimmer begangen waͤren.
Kurz die Wirkungen der Laune ſind groͤßer als
ſie ſich wol manche denken mag; die Hoͤflichkeit
unſerer Sprache hat ſie mit allen ihr zukom-
menden Adjektiven zu einem femininum gemacht.
Ob dies einen Beweis fuͤr die Richtigkeit der
Pſychologie der Vaͤter abgeben kann?
Nach dem Geſetze der Einbildungskraft,
oder auch nach der Beſchaffenheit der herrſchen-
den Leidenſchaft und Laune habe ich dies ſchon
genannt, richten wir unſere Aufmerkſamkeit ent-
weder auf die guten oder boͤſen Eigenſchaften
der Gegenſtaͤnde. Der Einfluß derſelben auf
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