Hobrecht, James: Über die Vorbildung für den Besuch des Polytechnikums. Berlin, 1878.leistet, statt die bessernde Hand anzulegen, wo sich an ihnen Mängel Es liegt nicht die Absicht vor, Abänderungsvorschläge zu "Diese Stellung (als integrirender und wesentlicher Theil des "In dieser Beziehung ist die lateinische Sprache vorzüglich ge¬ leistet, statt die bessernde Hand anzulegen, wo sich an ihnen Mängel Es liegt nicht die Absicht vor, Abänderungsvorschläge zu „Diese Stellung (als integrirender und wesentlicher Theil des „In dieser Beziehung ist die lateinische Sprache vorzüglich ge¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0016" n="12"/> leistet, statt die bessernde Hand anzulegen, wo sich an ihnen Mängel<lb/> herausstellten, brach man für einen guten Theil der Nation mit<lb/> ihnen und proklamirte das Evangelium der realen Wissenschaften<lb/> und der Realschulen. Es ist das so recht ein charakteristisches<lb/> Zeichen unserer Zeit; statt zu <hi rendition="#g">bessern</hi>, — in Missmuth über Un¬<lb/> vollkommenheiten Bestehendes aufzugeben und hastig in neuen For¬<lb/> men zu experimentiren, ohne zu bedenken, dass jedes neue Gute<lb/> auch seine neuen Mängel mit sich bringt. Ich glaube nicht Un¬<lb/> recht zu haben, und jedenfalls steht mir das Urtheil erfahrener<lb/> Fachmänner zur Seite, wenn ich sage, dass alle Experimente im<lb/> Unterrichtswesen, welche <hi rendition="#g">der Zeit nach</hi> der fast alleinigen Herr¬<lb/> schaft der Gymnasien angehören, zum mindesten weit hinter den<lb/> Erwartungen zurückgeblieben sind, die man an sie knüpfte. Sieht<lb/> nicht die vorliegende Reorganisation der Gewerbeschulen gerade so<lb/> aus, als wenn sie auch eine Reorganisation der Realschulen erster<lb/> Ordnung wäre? und würde man diese Reorganisation vornehmen,<lb/> wenn man zufrieden wäre? Auf alle Fälle ist, was man will, ein<lb/><hi rendition="#g">neues</hi> Experiment, aber nach dem alten Grundsatze: <hi rendition="#i">„fiat experi¬<lb/> mentum in corpore vili“</hi>; möge man es nicht an <hi rendition="#g">uns</hi> vornehmen! —</p><lb/> <p>Es liegt nicht die Absicht vor, Abänderungsvorschläge zu<lb/> machen; ich begnüge mich vollständig mit <hi rendition="#g">der</hi> Verfassung, welche<lb/> für den Bildungsgang in unserm Beruf vorgeschrieben <hi rendition="#g">ist</hi>. Wenn<lb/> ich das Abiturientenexamen auf den Realschulen erster Ordnung<lb/> als ausreichend für unsern Beruf erachte, so geschieht es, weil in<lb/> diesen Schulen immer noch, wenn auch vielleicht nicht in ausrei¬<lb/> chendem Maasse, die <hi rendition="#g">lateinische Sprache</hi> betrieben wird. Ueber<lb/> ihre Bedeutung für die Schule äusserte sich seiner Zeit die Preussi¬<lb/> sche Unterrichtsverwaltung:</p><lb/> <p>„Diese Stellung (als integrirender und wesentlicher Theil des<lb/> Lehrplans) gebührt der lateinischen Sprache sowohl wegen der<lb/> Wichtigkeit, welche sie für die Kenntniss des Zusammenhanges der<lb/> neueren europäischen Cultur mit dem Alterthum hat, wie als grund¬<lb/> legende Vorbereitung des grammatischen Sprachstudiums überhaupt<lb/> und insbesondere des der neueren Sprachen, welches ohne Kennt¬<lb/> niss des Lateinischen immer oberflächlich bleibt.</p><lb/> <p>„In dieser Beziehung ist die lateinische Sprache vorzüglich ge¬<lb/> eignet, zur Bildung des Sinnes für scharfe Unterscheidung der<lb/> Formen beizutragen.“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [12/0016]
leistet, statt die bessernde Hand anzulegen, wo sich an ihnen Mängel
herausstellten, brach man für einen guten Theil der Nation mit
ihnen und proklamirte das Evangelium der realen Wissenschaften
und der Realschulen. Es ist das so recht ein charakteristisches
Zeichen unserer Zeit; statt zu bessern, — in Missmuth über Un¬
vollkommenheiten Bestehendes aufzugeben und hastig in neuen For¬
men zu experimentiren, ohne zu bedenken, dass jedes neue Gute
auch seine neuen Mängel mit sich bringt. Ich glaube nicht Un¬
recht zu haben, und jedenfalls steht mir das Urtheil erfahrener
Fachmänner zur Seite, wenn ich sage, dass alle Experimente im
Unterrichtswesen, welche der Zeit nach der fast alleinigen Herr¬
schaft der Gymnasien angehören, zum mindesten weit hinter den
Erwartungen zurückgeblieben sind, die man an sie knüpfte. Sieht
nicht die vorliegende Reorganisation der Gewerbeschulen gerade so
aus, als wenn sie auch eine Reorganisation der Realschulen erster
Ordnung wäre? und würde man diese Reorganisation vornehmen,
wenn man zufrieden wäre? Auf alle Fälle ist, was man will, ein
neues Experiment, aber nach dem alten Grundsatze: „fiat experi¬
mentum in corpore vili“; möge man es nicht an uns vornehmen! —
Es liegt nicht die Absicht vor, Abänderungsvorschläge zu
machen; ich begnüge mich vollständig mit der Verfassung, welche
für den Bildungsgang in unserm Beruf vorgeschrieben ist. Wenn
ich das Abiturientenexamen auf den Realschulen erster Ordnung
als ausreichend für unsern Beruf erachte, so geschieht es, weil in
diesen Schulen immer noch, wenn auch vielleicht nicht in ausrei¬
chendem Maasse, die lateinische Sprache betrieben wird. Ueber
ihre Bedeutung für die Schule äusserte sich seiner Zeit die Preussi¬
sche Unterrichtsverwaltung:
„Diese Stellung (als integrirender und wesentlicher Theil des
Lehrplans) gebührt der lateinischen Sprache sowohl wegen der
Wichtigkeit, welche sie für die Kenntniss des Zusammenhanges der
neueren europäischen Cultur mit dem Alterthum hat, wie als grund¬
legende Vorbereitung des grammatischen Sprachstudiums überhaupt
und insbesondere des der neueren Sprachen, welches ohne Kennt¬
niss des Lateinischen immer oberflächlich bleibt.
„In dieser Beziehung ist die lateinische Sprache vorzüglich ge¬
eignet, zur Bildung des Sinnes für scharfe Unterscheidung der
Formen beizutragen.“
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