haben noch ihre Blumen; sie blühen stärker, sie blühen länger, als die flüchtigen Kin- der des Frühlings. Glücklich ist der, welcher in jeder Jahreszeit des Lebens ihre Blumen zu finden weiß! Glücklich der Mann, der, sicher vor den Stürmen der Welt, seinen Abend im ruhigen Blumengarten genießt, und durch Weisheit wieder belebt, was die allmälig verblühende Phantasie welken ließ! --
[Abbildung]
Blumengärten machen nicht blos das Vergnügen der Jugend; sie sind auch ein geliebter Aufenthalt der Zärtlichkeit. Personen von einem sanften und milden Charakter, und demnach das andere Geschlecht, pflegen sich am meisten in diesen klei- nen Scenen der stillen Schönheit und bescheidenen Anmuth zu unterhalten. Fast nirgends vereinigt die Natur mehr ihre Lieblichkeiten, als hier. Das Reine und Sanfte Einer Farbe, wie in der Hyacinthe, der Balsamine, der Lupine, der Lava- tera; ihre feinen Schattirungen, wie in den mannichfaltigen Arten der Nelken; die Mischungen und Verschmelzungen mehrerer milden Farben, wie bey einigen Tulpen; das Süße, das Feine, das Liebkosende, das Erquickende, das Begeisternde des Wohlgeruchs bey so vielen Blumengattungen; alles dieses erzeugt und unterhält die Empfindung des Lieblichen, welche die ganze Seele mit einem Wohlbehagen, mit einer Vergnüglichkeit, mit einer so zauberischen Wollust füllt, daß die Sprache für sie keinen Ausdruck zu haben scheint.
Unstreitig
Sechster Abſchnitt. Gaͤrten
haben noch ihre Blumen; ſie bluͤhen ſtaͤrker, ſie bluͤhen laͤnger, als die fluͤchtigen Kin- der des Fruͤhlings. Gluͤcklich iſt der, welcher in jeder Jahreszeit des Lebens ihre Blumen zu finden weiß! Gluͤcklich der Mann, der, ſicher vor den Stuͤrmen der Welt, ſeinen Abend im ruhigen Blumengarten genießt, und durch Weisheit wieder belebt, was die allmaͤlig verbluͤhende Phantaſie welken ließ! —
[Abbildung]
Blumengaͤrten machen nicht blos das Vergnuͤgen der Jugend; ſie ſind auch ein geliebter Aufenthalt der Zaͤrtlichkeit. Perſonen von einem ſanften und milden Charakter, und demnach das andere Geſchlecht, pflegen ſich am meiſten in dieſen klei- nen Scenen der ſtillen Schoͤnheit und beſcheidenen Anmuth zu unterhalten. Faſt nirgends vereinigt die Natur mehr ihre Lieblichkeiten, als hier. Das Reine und Sanfte Einer Farbe, wie in der Hyacinthe, der Balſamine, der Lupine, der Lava- tera; ihre feinen Schattirungen, wie in den mannichfaltigen Arten der Nelken; die Miſchungen und Verſchmelzungen mehrerer milden Farben, wie bey einigen Tulpen; das Suͤße, das Feine, das Liebkoſende, das Erquickende, das Begeiſternde des Wohlgeruchs bey ſo vielen Blumengattungen; alles dieſes erzeugt und unterhaͤlt die Empfindung des Lieblichen, welche die ganze Seele mit einem Wohlbehagen, mit einer Vergnuͤglichkeit, mit einer ſo zauberiſchen Wolluſt fuͤllt, daß die Sprache fuͤr ſie keinen Ausdruck zu haben ſcheint.
Unſtreitig
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Sechster Abſchnitt. Gaͤrten
haben noch ihre Blumen; ſie bluͤhen ſtaͤrker, ſie bluͤhen laͤnger, als die fluͤchtigen Kin-
der des Fruͤhlings. Gluͤcklich iſt der, welcher in jeder Jahreszeit des Lebens ihre
Blumen zu finden weiß! Gluͤcklich der Mann, der, ſicher vor den Stuͤrmen der Welt,
ſeinen Abend im ruhigen Blumengarten genießt, und durch Weisheit wieder belebt,
was die allmaͤlig verbluͤhende Phantaſie welken ließ! —
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Blumengaͤrten machen nicht blos das Vergnuͤgen der Jugend; ſie ſind auch
ein geliebter Aufenthalt der Zaͤrtlichkeit. Perſonen von einem ſanften und milden
Charakter, und demnach das andere Geſchlecht, pflegen ſich am meiſten in dieſen klei-
nen Scenen der ſtillen Schoͤnheit und beſcheidenen Anmuth zu unterhalten. Faſt
nirgends vereinigt die Natur mehr ihre Lieblichkeiten, als hier. Das Reine und
Sanfte Einer Farbe, wie in der Hyacinthe, der Balſamine, der Lupine, der Lava-
tera; ihre feinen Schattirungen, wie in den mannichfaltigen Arten der Nelken; die
Miſchungen und Verſchmelzungen mehrerer milden Farben, wie bey einigen Tulpen;
das Suͤße, das Feine, das Liebkoſende, das Erquickende, das Begeiſternde des
Wohlgeruchs bey ſo vielen Blumengattungen; alles dieſes erzeugt und unterhaͤlt die
Empfindung des Lieblichen, welche die ganze Seele mit einem Wohlbehagen, mit
einer Vergnuͤglichkeit, mit einer ſo zauberiſchen Wolluſt fuͤllt, daß die Sprache fuͤr
ſie keinen Ausdruck zu haben ſcheint.
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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/70>, abgerufen am 19.07.2024.
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