Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.nach dem verschiedenen Charakter ihrer Besitzer. Manier des Kent und le Notre einander entgegenstellt, so sagt er von dieser, daßsie in den Gärten der Großen doch ihren Platz verdiene. L'un est fait pour briller chez les grands & les rois; Les rois sont condamnes a la magnificence. On attend autour d'eux l'effort de la puissance; On y veut admirer, enivrer ses regards Des prodiges du luxe & du faste des arts. L'art peut donc subjuguer la nature rebelle. Indessen setzt er eine mehr überlegte Einschränkung hinzu: Mais c'est toujours en grand qu'il doit triompher d'elle: Son eclat fait ses droits; c'est un usurpateur Qui doit obtenir grace, a force de grandeur. So mögen Versailles und Sans-Souci, als Muster zu dieser Vorschrift, Es giebt eine Größe in der Natur, die alle Macht der Kunst nicht hervor- Fluren, *) S. 3ten B. S. 217. **) S. 214. ***) S. 210. D 2
nach dem verſchiedenen Charakter ihrer Beſitzer. Manier des Kent und le Notre einander entgegenſtellt, ſo ſagt er von dieſer, daßſie in den Gaͤrten der Großen doch ihren Platz verdiene. L’un eſt fait pour briller chez les grands & les rois; Les rois ſont condamnés à la magnificence. On attend autour d’eux l’effort de la puiſſance; On y veut admirer, enivrer ſes regards Des prodiges du luxe & du faſte des arts. L’art peut donc ſubjuguer la nature rebelle. Indeſſen ſetzt er eine mehr uͤberlegte Einſchraͤnkung hinzu: Mais c’eſt toujours en grand qu’il doit triompher d’elle: Son éclat fait ſes droits; c’eſt un uſurpateur Qui doit obtenir grace, à force de grandeur. So moͤgen Verſailles und Sans-Souci, als Muſter zu dieſer Vorſchrift, Es giebt eine Groͤße in der Natur, die alle Macht der Kunſt nicht hervor- Fluren, *) S. 3ten B. S. 217. **) S. 214. ***) S. 210. D 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0035" n="27"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">nach dem verſchiedenen Charakter ihrer Beſitzer.</hi></fw><lb/> Manier des <hi rendition="#fr">Kent</hi> und <hi rendition="#fr">le Notre</hi> einander entgegenſtellt, ſo ſagt er von dieſer, daß<lb/> ſie in den Gaͤrten der Großen doch ihren Platz verdiene.</p><lb/> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#aq">L’un eſt fait pour briller chez les grands & les rois;</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Les rois ſont condamnés à la magnificence.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">On attend autour d’eux l’effort de la puiſſance;</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">On y veut admirer, enivrer ſes regards</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Des prodiges du luxe & du faſte des arts.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">L’art peut donc ſubjuguer la nature rebelle.</hi> </l> </lg><lb/> <p>Indeſſen ſetzt er eine mehr uͤberlegte Einſchraͤnkung hinzu:</p><lb/> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#aq">Mais c’eſt toujours en grand qu’il doit triompher d’elle:</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Son éclat fait ſes droits; c’eſt un uſurpateur</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Qui doit obtenir grace, à force de grandeur.</hi> </l> </lg><lb/> <p>So moͤgen <hi rendition="#fr">Verſailles</hi> und <hi rendition="#fr">Sans-Souci</hi>, als Muſter zu dieſer Vorſchrift,<lb/> durch die Wunder der Kunſt glaͤnzen. Aber ſollen denn die Koͤnige auch nicht die<lb/> Wunder der Natur ſehen? Sollen ſie denn ſelbſt in ihren Gaͤrten noch immer von<lb/> der blendenden, oft ſo leeren Pracht, die ſie am Thron umgiebt, verfolgt<lb/> werden?</p><lb/> <p>Es giebt eine Groͤße in der Natur, die alle Macht der Kunſt nicht hervor-<lb/> bringen kann. Eine Lage ganz nahe am Meer, oder auf einer Anhoͤhe, von welcher<lb/> der Blick weite Landſchaften uͤberſchaut, die in ferne Gebirge hinausdaͤmmern, oder<lb/> in eine Reihe praͤchtiger Waͤlder hinſtreift, hinter deren Schatten der unermeßliche<lb/> Ocean hervorglaͤnzt, hat ohnſtreitig eine Erhabenheit, die jede Kuͤhnheit des menſch-<lb/> lichen Geiſtes uͤberſteigt. Gebt hier den Koͤnigen ihre Sommerſchloͤſſer, wie ſie<lb/><hi rendition="#fr">Daͤnnemarks</hi> Koͤnige zu <hi rendition="#fr">Friedrichsberg</hi>, <note place="foot" n="*)">S. 3ten B. S. 217.</note> zu <hi rendition="#fr">Sophienberg</hi>, <note place="foot" n="**)">S. 214.</note> zu <hi rendition="#fr">Ma-<lb/> rienluſt</hi> <note place="foot" n="***)">S. 210.</note> haben. Laßt die Wellen des Meeres unter der Staͤrke ihrer Flotten<lb/> ſich ſchmiegen, oder die reichen Handlungsſchiffe ihrer Voͤlker ſanft in friedfertige<lb/> Haͤfen fuͤhren. Laßt ſie in ihren weit gedehnten und geſegneten Provinzen die Staͤdte<lb/> uͤberſchauen, wo der Fleiß bey der Kunſt wohnt, die Landhuͤtten, wo Zufriedenheit<lb/> ſich der Arbeit zugeſellt, die Huͤgel, die mit ungezaͤhlten Heerden bedeckt ſind, die<lb/> <fw place="bottom" type="sig">D 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Fluren,</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [27/0035]
nach dem verſchiedenen Charakter ihrer Beſitzer.
Manier des Kent und le Notre einander entgegenſtellt, ſo ſagt er von dieſer, daß
ſie in den Gaͤrten der Großen doch ihren Platz verdiene.
L’un eſt fait pour briller chez les grands & les rois;
Les rois ſont condamnés à la magnificence.
On attend autour d’eux l’effort de la puiſſance;
On y veut admirer, enivrer ſes regards
Des prodiges du luxe & du faſte des arts.
L’art peut donc ſubjuguer la nature rebelle.
Indeſſen ſetzt er eine mehr uͤberlegte Einſchraͤnkung hinzu:
Mais c’eſt toujours en grand qu’il doit triompher d’elle:
Son éclat fait ſes droits; c’eſt un uſurpateur
Qui doit obtenir grace, à force de grandeur.
So moͤgen Verſailles und Sans-Souci, als Muſter zu dieſer Vorſchrift,
durch die Wunder der Kunſt glaͤnzen. Aber ſollen denn die Koͤnige auch nicht die
Wunder der Natur ſehen? Sollen ſie denn ſelbſt in ihren Gaͤrten noch immer von
der blendenden, oft ſo leeren Pracht, die ſie am Thron umgiebt, verfolgt
werden?
Es giebt eine Groͤße in der Natur, die alle Macht der Kunſt nicht hervor-
bringen kann. Eine Lage ganz nahe am Meer, oder auf einer Anhoͤhe, von welcher
der Blick weite Landſchaften uͤberſchaut, die in ferne Gebirge hinausdaͤmmern, oder
in eine Reihe praͤchtiger Waͤlder hinſtreift, hinter deren Schatten der unermeßliche
Ocean hervorglaͤnzt, hat ohnſtreitig eine Erhabenheit, die jede Kuͤhnheit des menſch-
lichen Geiſtes uͤberſteigt. Gebt hier den Koͤnigen ihre Sommerſchloͤſſer, wie ſie
Daͤnnemarks Koͤnige zu Friedrichsberg, *) zu Sophienberg, **) zu Ma-
rienluſt ***) haben. Laßt die Wellen des Meeres unter der Staͤrke ihrer Flotten
ſich ſchmiegen, oder die reichen Handlungsſchiffe ihrer Voͤlker ſanft in friedfertige
Haͤfen fuͤhren. Laßt ſie in ihren weit gedehnten und geſegneten Provinzen die Staͤdte
uͤberſchauen, wo der Fleiß bey der Kunſt wohnt, die Landhuͤtten, wo Zufriedenheit
ſich der Arbeit zugeſellt, die Huͤgel, die mit ungezaͤhlten Heerden bedeckt ſind, die
Fluren,
*) S. 3ten B. S. 217.
**) S. 214.
***) S. 210.
D 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |