FerdinandI. hat sich unter allen Fürsten des Hauses Medici am meisten um den Gartenbau verdient gemacht. Es ist fast unglaublich, welche Mühe er sich gab, und welche Schätze er verwendete, um morastige Gegenden auszutrocknen und urbar zu machen. Viele florentinische Handelshäuser kehrten, um dem pa- triotischen Fürsten zu gefallen, mit ihrem Reichthum ins Vaterland zurück, und verwandelten ihre Schätze in liegende Gründe. Man konnte mit Recht auf sie den Ausspruch des Horaz anwenden:
Vos sapere et solos ajo bene vivere, quorum Conspicitur nitidis fundata pecunia villis.
In kurzer Zeit ward Toscana mit Weinbergen und Olivenwäldern so bedeckt, daß kein Land in Italien damit verglichen werden konnte. Nach dem Maaß, wie der Ueberfluß an natürlichen Producten durch den Ackerbau zunahm, wuchs auch der Luxus im Gartenbau. Man bestrebte sich gleichsam um die Wette, die seltensten und schönsten Gewächse aus Asien und America kommen zu lassen; und die vom Groß- herzog Ferdinand angelegten Gärten waren der allgemeine Gegenstand der Nach- eiferung. Die Pflege der Blumen, Obstbäume und ausländischen Gewächse ge- hörte unter die ritterlichen Uebungen des Adels, und ward als ein entscheidendes Merkmal des guten Geschmacks angesehen. Casabona, großfürstlicher Botanicus, hatte aus der Lombardey und Candia die seltensten Pflanzen und Blumen von den Bergen Baldo und Ida gebracht, und den Garten zu Pisa damit bereichert. Von hieraus wurden sie unter die Liebhaber vertheilt, und in ganz Toscana fortge- pflanzt. Der Großherzog ließ eine große Menge Maulbeerbäume in seinen eigenen Gärten säen und pflanzen, und theilte sie unentgeltlich unter seinen Unterthanen aus. In den letzten Jahren seiner Regierung wurden auch, zum Vortheil des Garten- wesens, die Treibhäuser mit Oefen durch einen Venezianer in Florenz ein- geführt.
CosmusII. folgte dem Beyspiel seines Vaters in der Beförderung der Gar- tenkunst. Er ließ in den Gärten Pratolino und Castello die Springbrunnen wie- derherstellen, bereicherte den Garten Boboli mit Gebüschen, mit seltenen Pflan- zen, mit Citronen- und Pomeranzenbäumen. Eben dieß thaten seine Gemah- linn Maria Magdalena von Oestreich bey dem von ihr erbaueten Lustschloß Poggio Imperiale unweit Florenz, und sein Sohn, der Cardinal, Johann Carl, in dem ehemaligen Ruccelaischen Garten, den er mit Grotten, Statuen, Springbrunnen und seltenen Gewächsen verschönerte. Unter CosmusII. fiengen die Gärten an, durch viele Orangerien berühmt zu werden. Eine Menge köstlicher
Weintrauben
Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten,
FerdinandI. hat ſich unter allen Fuͤrſten des Hauſes Medici am meiſten um den Gartenbau verdient gemacht. Es iſt faſt unglaublich, welche Muͤhe er ſich gab, und welche Schaͤtze er verwendete, um moraſtige Gegenden auszutrocknen und urbar zu machen. Viele florentiniſche Handelshaͤuſer kehrten, um dem pa- triotiſchen Fuͤrſten zu gefallen, mit ihrem Reichthum ins Vaterland zuruͤck, und verwandelten ihre Schaͤtze in liegende Gruͤnde. Man konnte mit Recht auf ſie den Ausſpruch des Horaz anwenden:
Vos ſapere et ſolos ajo bene vivere, quorum Conſpicitur nitidis fundata pecunia villis.
In kurzer Zeit ward Toſcana mit Weinbergen und Olivenwaͤldern ſo bedeckt, daß kein Land in Italien damit verglichen werden konnte. Nach dem Maaß, wie der Ueberfluß an natuͤrlichen Producten durch den Ackerbau zunahm, wuchs auch der Luxus im Gartenbau. Man beſtrebte ſich gleichſam um die Wette, die ſeltenſten und ſchoͤnſten Gewaͤchſe aus Aſien und America kommen zu laſſen; und die vom Groß- herzog Ferdinand angelegten Gaͤrten waren der allgemeine Gegenſtand der Nach- eiferung. Die Pflege der Blumen, Obſtbaͤume und auslaͤndiſchen Gewaͤchſe ge- hoͤrte unter die ritterlichen Uebungen des Adels, und ward als ein entſcheidendes Merkmal des guten Geſchmacks angeſehen. Caſabona, großfuͤrſtlicher Botanicus, hatte aus der Lombardey und Candia die ſeltenſten Pflanzen und Blumen von den Bergen Baldo und Ida gebracht, und den Garten zu Piſa damit bereichert. Von hieraus wurden ſie unter die Liebhaber vertheilt, und in ganz Toſcana fortge- pflanzt. Der Großherzog ließ eine große Menge Maulbeerbaͤume in ſeinen eigenen Gaͤrten ſaͤen und pflanzen, und theilte ſie unentgeltlich unter ſeinen Unterthanen aus. In den letzten Jahren ſeiner Regierung wurden auch, zum Vortheil des Garten- weſens, die Treibhaͤuſer mit Oefen durch einen Venezianer in Florenz ein- gefuͤhrt.
CosmusII. folgte dem Beyſpiel ſeines Vaters in der Befoͤrderung der Gar- tenkunſt. Er ließ in den Gaͤrten Pratolino und Caſtello die Springbrunnen wie- derherſtellen, bereicherte den Garten Boboli mit Gebuͤſchen, mit ſeltenen Pflan- zen, mit Citronen- und Pomeranzenbaͤumen. Eben dieß thaten ſeine Gemah- linn Maria Magdalena von Oeſtreich bey dem von ihr erbaueten Luſtſchloß Poggio Imperiale unweit Florenz, und ſein Sohn, der Cardinal, Johann Carl, in dem ehemaligen Ruccelaiſchen Garten, den er mit Grotten, Statuen, Springbrunnen und ſeltenen Gewaͤchſen verſchoͤnerte. Unter CosmusII. fiengen die Gaͤrten an, durch viele Orangerien beruͤhmt zu werden. Eine Menge koͤſtlicher
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Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten,
Ferdinand I. hat ſich unter allen Fuͤrſten des Hauſes Medici am meiſten
um den Gartenbau verdient gemacht. Es iſt faſt unglaublich, welche Muͤhe er
ſich gab, und welche Schaͤtze er verwendete, um moraſtige Gegenden auszutrocknen
und urbar zu machen. Viele florentiniſche Handelshaͤuſer kehrten, um dem pa-
triotiſchen Fuͤrſten zu gefallen, mit ihrem Reichthum ins Vaterland zuruͤck, und
verwandelten ihre Schaͤtze in liegende Gruͤnde. Man konnte mit Recht auf ſie den
Ausſpruch des Horaz anwenden:
Vos ſapere et ſolos ajo bene vivere, quorum
Conſpicitur nitidis fundata pecunia villis.
In kurzer Zeit ward Toſcana mit Weinbergen und Olivenwaͤldern ſo bedeckt, daß
kein Land in Italien damit verglichen werden konnte. Nach dem Maaß, wie der
Ueberfluß an natuͤrlichen Producten durch den Ackerbau zunahm, wuchs auch der Luxus
im Gartenbau. Man beſtrebte ſich gleichſam um die Wette, die ſeltenſten und
ſchoͤnſten Gewaͤchſe aus Aſien und America kommen zu laſſen; und die vom Groß-
herzog Ferdinand angelegten Gaͤrten waren der allgemeine Gegenſtand der Nach-
eiferung. Die Pflege der Blumen, Obſtbaͤume und auslaͤndiſchen Gewaͤchſe ge-
hoͤrte unter die ritterlichen Uebungen des Adels, und ward als ein entſcheidendes
Merkmal des guten Geſchmacks angeſehen. Caſabona, großfuͤrſtlicher Botanicus,
hatte aus der Lombardey und Candia die ſeltenſten Pflanzen und Blumen von den
Bergen Baldo und Ida gebracht, und den Garten zu Piſa damit bereichert.
Von hieraus wurden ſie unter die Liebhaber vertheilt, und in ganz Toſcana fortge-
pflanzt. Der Großherzog ließ eine große Menge Maulbeerbaͤume in ſeinen eigenen
Gaͤrten ſaͤen und pflanzen, und theilte ſie unentgeltlich unter ſeinen Unterthanen aus.
In den letzten Jahren ſeiner Regierung wurden auch, zum Vortheil des Garten-
weſens, die Treibhaͤuſer mit Oefen durch einen Venezianer in Florenz ein-
gefuͤhrt.
Cosmus II. folgte dem Beyſpiel ſeines Vaters in der Befoͤrderung der Gar-
tenkunſt. Er ließ in den Gaͤrten Pratolino und Caſtello die Springbrunnen wie-
derherſtellen, bereicherte den Garten Boboli mit Gebuͤſchen, mit ſeltenen Pflan-
zen, mit Citronen- und Pomeranzenbaͤumen. Eben dieß thaten ſeine Gemah-
linn Maria Magdalena von Oeſtreich bey dem von ihr erbaueten Luſtſchloß
Poggio Imperiale unweit Florenz, und ſein Sohn, der Cardinal, Johann
Carl, in dem ehemaligen Ruccelaiſchen Garten, den er mit Grotten, Statuen,
Springbrunnen und ſeltenen Gewaͤchſen verſchoͤnerte. Unter Cosmus II. fiengen
die Gaͤrten an, durch viele Orangerien beruͤhmt zu werden. Eine Menge koͤſtlicher
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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/250>, abgerufen am 16.02.2025.
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