Winkel, vor welchem ein Stuhl steht; auf der andern Seite auf einem abwärts laufenden Weg, wo das Auge auf den nahen dichten Bäumen ruht. Auf der an- dern Seite gegenüber wandeln wir nach einem halbrunden Sitz.
Wir gehen hinauf zu ihm; eine sehr anziehende Scene eröffnet sich hier. Zwey Fluren von verschiedenem Getreide und Grün, die der Park nicht verschmäht, werden von einem Rasen getheilt und dieser von einer Brücke verschönert, die Wasser ankündigt; hinter der letzten Flur steigt eine mit Rasen bekleidete Höhe empor, auf deren Gipfel zwischen finstern Nadelhölzern, die sich zur Rechten tiefer herabziehen, sich Ruinen sehr malerisch zeigen. Von der letzten Flur herüber schimmert ein weißer hoher Sitz in einer Höhlung der Pflanzung; zur Linken dieser Flur springt eine dunkle Gruppe hervor, die trefflich gegen sie contrastirt, und auf deren Spitze zwey Birken stehen, neben welchen sich eine Oeffnung in eine Tannenpflanzung hineinzieht. Nahe bey diesem Vorsprung der Gruppe erscheint eine andre große dichte Pflanzung, bey welcher das Auge in einem Waldwinkel eine Brücke entdeckt, die in diesem Gesichts- punkt ein noch unsichtbares Wasser verräth.
Wenn wir diesen Weg verlassen, sehen wir bald links einen Pfad ablaufen, gehen aber gerade aus neben Obstbäumen hin und stoßen auf einen schmalen Strich von Nadelhölzern. Neben dieser schweift links ein Pfad nach einer Eiche mit einem Sitz, ein andrer führt gerade auf eine runde Gruppe von mannichfaltigen Baum- arten.
Bey dieser Gruppe sieht man neben den zwey eben erwähnten Birken an dem Vorsprung der Gruppe einen Steg, unter welchem sich ein Wasser ergießt, das sich hier in ein ziemliches Behältniß ausbreitet. Es ist umher von Rasen umgeben, frey in Form und in Lage, ein Spiegel der benachbarten Bäume. Die Pflanzun- gen umher machen hier wieder verschiedene neue Ansichten von Oeffnungen und Einbuchten.
Von hier fortschreitend lassen wir das Wasser zur Rechten, sehen bey einer Gruppe zur Linken eine Oeffnung der Pflanzung auf einer Anhöhe hinauf, und nähern uns wieder etwas dem Wasser, indem wir auf eine frey im Wege liegende flache Bank stoßen. Hier vereinigen sich viele Aussichten. Bald erscheinen die Ruinen, die sich aus einem finstern Tannenhayn von einer kleinen Höhe erheben, wohin der Blick zwischen zwey Gruppen über Rasen hinaufsteigt; bald eine Brücke, hinter welcher ein anmuthiger bebuschter Hügel aufschwellt; bald eine weite perspectivische Durchsicht durch die außer dem Umkreis des Parks verlängerten Pflanzungen; bald verschiedene andere nähere Oeffnungen der Gebüsche; bald eine Eiche in der Ferne, vor welcher ein großes Kreuz sich zeigt, das die Nachbarschaft einer Einsiedeley zu
verrathen
Erſter Anhang.
Winkel, vor welchem ein Stuhl ſteht; auf der andern Seite auf einem abwaͤrts laufenden Weg, wo das Auge auf den nahen dichten Baͤumen ruht. Auf der an- dern Seite gegenuͤber wandeln wir nach einem halbrunden Sitz.
Wir gehen hinauf zu ihm; eine ſehr anziehende Scene eroͤffnet ſich hier. Zwey Fluren von verſchiedenem Getreide und Gruͤn, die der Park nicht verſchmaͤht, werden von einem Raſen getheilt und dieſer von einer Bruͤcke verſchoͤnert, die Waſſer ankuͤndigt; hinter der letzten Flur ſteigt eine mit Raſen bekleidete Hoͤhe empor, auf deren Gipfel zwiſchen finſtern Nadelhoͤlzern, die ſich zur Rechten tiefer herabziehen, ſich Ruinen ſehr maleriſch zeigen. Von der letzten Flur heruͤber ſchimmert ein weißer hoher Sitz in einer Hoͤhlung der Pflanzung; zur Linken dieſer Flur ſpringt eine dunkle Gruppe hervor, die trefflich gegen ſie contraſtirt, und auf deren Spitze zwey Birken ſtehen, neben welchen ſich eine Oeffnung in eine Tannenpflanzung hineinzieht. Nahe bey dieſem Vorſprung der Gruppe erſcheint eine andre große dichte Pflanzung, bey welcher das Auge in einem Waldwinkel eine Bruͤcke entdeckt, die in dieſem Geſichts- punkt ein noch unſichtbares Waſſer verraͤth.
Wenn wir dieſen Weg verlaſſen, ſehen wir bald links einen Pfad ablaufen, gehen aber gerade aus neben Obſtbaͤumen hin und ſtoßen auf einen ſchmalen Strich von Nadelhoͤlzern. Neben dieſer ſchweift links ein Pfad nach einer Eiche mit einem Sitz, ein andrer fuͤhrt gerade auf eine runde Gruppe von mannichfaltigen Baum- arten.
Bey dieſer Gruppe ſieht man neben den zwey eben erwaͤhnten Birken an dem Vorſprung der Gruppe einen Steg, unter welchem ſich ein Waſſer ergießt, das ſich hier in ein ziemliches Behaͤltniß ausbreitet. Es iſt umher von Raſen umgeben, frey in Form und in Lage, ein Spiegel der benachbarten Baͤume. Die Pflanzun- gen umher machen hier wieder verſchiedene neue Anſichten von Oeffnungen und Einbuchten.
Von hier fortſchreitend laſſen wir das Waſſer zur Rechten, ſehen bey einer Gruppe zur Linken eine Oeffnung der Pflanzung auf einer Anhoͤhe hinauf, und naͤhern uns wieder etwas dem Waſſer, indem wir auf eine frey im Wege liegende flache Bank ſtoßen. Hier vereinigen ſich viele Ausſichten. Bald erſcheinen die Ruinen, die ſich aus einem finſtern Tannenhayn von einer kleinen Hoͤhe erheben, wohin der Blick zwiſchen zwey Gruppen uͤber Raſen hinaufſteigt; bald eine Bruͤcke, hinter welcher ein anmuthiger bebuſchter Huͤgel aufſchwellt; bald eine weite perſpectiviſche Durchſicht durch die außer dem Umkreis des Parks verlaͤngerten Pflanzungen; bald verſchiedene andere naͤhere Oeffnungen der Gebuͤſche; bald eine Eiche in der Ferne, vor welcher ein großes Kreuz ſich zeigt, das die Nachbarſchaft einer Einſiedeley zu
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Erſter Anhang.
Winkel, vor welchem ein Stuhl ſteht; auf der andern Seite auf einem abwaͤrts
laufenden Weg, wo das Auge auf den nahen dichten Baͤumen ruht. Auf der an-
dern Seite gegenuͤber wandeln wir nach einem halbrunden Sitz.
Wir gehen hinauf zu ihm; eine ſehr anziehende Scene eroͤffnet ſich hier.
Zwey Fluren von verſchiedenem Getreide und Gruͤn, die der Park nicht verſchmaͤht,
werden von einem Raſen getheilt und dieſer von einer Bruͤcke verſchoͤnert, die Waſſer
ankuͤndigt; hinter der letzten Flur ſteigt eine mit Raſen bekleidete Hoͤhe empor, auf
deren Gipfel zwiſchen finſtern Nadelhoͤlzern, die ſich zur Rechten tiefer herabziehen,
ſich Ruinen ſehr maleriſch zeigen. Von der letzten Flur heruͤber ſchimmert ein weißer
hoher Sitz in einer Hoͤhlung der Pflanzung; zur Linken dieſer Flur ſpringt eine dunkle
Gruppe hervor, die trefflich gegen ſie contraſtirt, und auf deren Spitze zwey Birken
ſtehen, neben welchen ſich eine Oeffnung in eine Tannenpflanzung hineinzieht. Nahe
bey dieſem Vorſprung der Gruppe erſcheint eine andre große dichte Pflanzung, bey
welcher das Auge in einem Waldwinkel eine Bruͤcke entdeckt, die in dieſem Geſichts-
punkt ein noch unſichtbares Waſſer verraͤth.
Wenn wir dieſen Weg verlaſſen, ſehen wir bald links einen Pfad ablaufen,
gehen aber gerade aus neben Obſtbaͤumen hin und ſtoßen auf einen ſchmalen Strich
von Nadelhoͤlzern. Neben dieſer ſchweift links ein Pfad nach einer Eiche mit einem
Sitz, ein andrer fuͤhrt gerade auf eine runde Gruppe von mannichfaltigen Baum-
arten.
Bey dieſer Gruppe ſieht man neben den zwey eben erwaͤhnten Birken an dem
Vorſprung der Gruppe einen Steg, unter welchem ſich ein Waſſer ergießt, das ſich
hier in ein ziemliches Behaͤltniß ausbreitet. Es iſt umher von Raſen umgeben,
frey in Form und in Lage, ein Spiegel der benachbarten Baͤume. Die Pflanzun-
gen umher machen hier wieder verſchiedene neue Anſichten von Oeffnungen und
Einbuchten.
Von hier fortſchreitend laſſen wir das Waſſer zur Rechten, ſehen bey einer
Gruppe zur Linken eine Oeffnung der Pflanzung auf einer Anhoͤhe hinauf, und naͤhern
uns wieder etwas dem Waſſer, indem wir auf eine frey im Wege liegende flache
Bank ſtoßen. Hier vereinigen ſich viele Ausſichten. Bald erſcheinen die Ruinen,
die ſich aus einem finſtern Tannenhayn von einer kleinen Hoͤhe erheben, wohin der
Blick zwiſchen zwey Gruppen uͤber Raſen hinaufſteigt; bald eine Bruͤcke, hinter
welcher ein anmuthiger bebuſchter Huͤgel aufſchwellt; bald eine weite perſpectiviſche
Durchſicht durch die außer dem Umkreis des Parks verlaͤngerten Pflanzungen; bald
verſchiedene andere naͤhere Oeffnungen der Gebuͤſche; bald eine Eiche in der Ferne,
vor welcher ein großes Kreuz ſich zeigt, das die Nachbarſchaft einer Einſiedeley zu
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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/224>, abgerufen am 16.02.2025.
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