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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.

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einzelner Theile eines Landsitzes.
Landstraßen mit Tempeln, mit Lusthäusern, mit Gränzbildern, mit Grabmälern,
mit Ehrensäulen und andern Arten von Denkzeichen des Verdienstes, wodurch der
Reisende angehalten und nützlich beschäftigt ward. Die großen Heerstraßen oder könig-
lichen Wege waren sechszig Fuß breit, da hingegen die Zwischenwege, die seitwärts
nach Städten und Dörfern abliefen, eine geringere Breite hatten.

In den neuern Zeiten hat man in verschiedenen Ländern den Vortheil guter
Landstraßen zu schätzen gewußt. Beweise davon sieht man in den Niederlanden,
in England, in Frankreich, im Oesterreichischen, in der Schweiz, im El-
saß,
in einem Theil von Schwaben, in der Pfalz, im Hessischen, im Han-
növerschen
und in Seeland. Allein eine so wichtige Anstalt ist in Europa, selbst
in den Reichen, wo man ihren Nutzen einsieht, noch lange nicht so ausgebreitet,
als sie zu seyn verdient; und in vielen Provinzen, sogar in Deutschland, ist noch
keine Spur ihres Anfangs anzutreffen. Indessen steigt vielleicht aus dem, was ge-
than ist, ein Geist der Aufmunterung für die bisher noch vernachläßigten Gegen-
den empor.

2.

Da der Bau der Landstraßen, ihre Festigkeit und Bequemlichkeit in Werken
von einem andern Inhalt, als dieses, gelehrt wird, so schränken wir uns blos auf
Bemerkungen ein, die ihre Verschönerung betreffen. Von dieser Seite ist noch
weniger gethan. Alleen in einigen Gegenden, Meilenzeiger, Kapellen, Bildnisse
und Kreuze ist fast die ganze Verschönerung der meisten neuern Landstraßen.

Von der Bepflanzung reden wir nachher. Die Meilenzeiger sind in vielen
Gegenden kleine Feldsteine, die so eben über dem Boden emporragen, und die kaum
der Reisende bemerkt; in andern sind sie Pfähle von Holz und ganz roh gearbeitet,
oft mit etwas Roth, das sich hiezu so wenig schickt, überstrichen, oft als ein halber
Galgen gebildet, der an die wahren Henkersplätze erinnert, diese scheuslichste Ver-
zierung, womit die Barbarey zuweilen noch die Landstraßen verunstaltet. Ein Mei-
lenzeiger, dessen ursprüngliche Bestimmung zwar nur Bezeichnung ist, sollte doch,
vor den Augen des Volks und der Fremden aufgestellt, sich durch etwas mehr
Würde der Materie oder der Bearbeitung unterscheiden. Was ist leichter, als einem
Meilenzeiger eine seiner Bestimmung angemessene Bildung zu geben? Auf den
schönen Landstraßen in Seeland bestehen sie aus edlen Säulen von ganz weißem oder
bläulichweißem nordischen Marmor, mit welcher Farbe sie noch in der Dämmerung
schimmern; sie haben alle eine schickliche Form und Verzierung; sie zeigen, selbst durch
die Verschiedenheit ihrer Höhe, bald die halbe, bald die ganze Meile an, die zu-
rückgelegt ist. -- Auch die Wegweiser an den Landstraßen könnten selbst noch einen

Theil
V Band. Z

einzelner Theile eines Landſitzes.
Landſtraßen mit Tempeln, mit Luſthaͤuſern, mit Graͤnzbildern, mit Grabmaͤlern,
mit Ehrenſaͤulen und andern Arten von Denkzeichen des Verdienſtes, wodurch der
Reiſende angehalten und nuͤtzlich beſchaͤftigt ward. Die großen Heerſtraßen oder koͤnig-
lichen Wege waren ſechszig Fuß breit, da hingegen die Zwiſchenwege, die ſeitwaͤrts
nach Staͤdten und Doͤrfern abliefen, eine geringere Breite hatten.

In den neuern Zeiten hat man in verſchiedenen Laͤndern den Vortheil guter
Landſtraßen zu ſchaͤtzen gewußt. Beweiſe davon ſieht man in den Niederlanden,
in England, in Frankreich, im Oeſterreichiſchen, in der Schweiz, im El-
ſaß,
in einem Theil von Schwaben, in der Pfalz, im Heſſiſchen, im Han-
noͤverſchen
und in Seeland. Allein eine ſo wichtige Anſtalt iſt in Europa, ſelbſt
in den Reichen, wo man ihren Nutzen einſieht, noch lange nicht ſo ausgebreitet,
als ſie zu ſeyn verdient; und in vielen Provinzen, ſogar in Deutſchland, iſt noch
keine Spur ihres Anfangs anzutreffen. Indeſſen ſteigt vielleicht aus dem, was ge-
than iſt, ein Geiſt der Aufmunterung fuͤr die bisher noch vernachlaͤßigten Gegen-
den empor.

2.

Da der Bau der Landſtraßen, ihre Feſtigkeit und Bequemlichkeit in Werken
von einem andern Inhalt, als dieſes, gelehrt wird, ſo ſchraͤnken wir uns blos auf
Bemerkungen ein, die ihre Verſchoͤnerung betreffen. Von dieſer Seite iſt noch
weniger gethan. Alleen in einigen Gegenden, Meilenzeiger, Kapellen, Bildniſſe
und Kreuze iſt faſt die ganze Verſchoͤnerung der meiſten neuern Landſtraßen.

Von der Bepflanzung reden wir nachher. Die Meilenzeiger ſind in vielen
Gegenden kleine Feldſteine, die ſo eben uͤber dem Boden emporragen, und die kaum
der Reiſende bemerkt; in andern ſind ſie Pfaͤhle von Holz und ganz roh gearbeitet,
oft mit etwas Roth, das ſich hiezu ſo wenig ſchickt, uͤberſtrichen, oft als ein halber
Galgen gebildet, der an die wahren Henkersplaͤtze erinnert, dieſe ſcheuslichſte Ver-
zierung, womit die Barbarey zuweilen noch die Landſtraßen verunſtaltet. Ein Mei-
lenzeiger, deſſen urſpruͤngliche Beſtimmung zwar nur Bezeichnung iſt, ſollte doch,
vor den Augen des Volks und der Fremden aufgeſtellt, ſich durch etwas mehr
Wuͤrde der Materie oder der Bearbeitung unterſcheiden. Was iſt leichter, als einem
Meilenzeiger eine ſeiner Beſtimmung angemeſſene Bildung zu geben? Auf den
ſchoͤnen Landſtraßen in Seeland beſtehen ſie aus edlen Saͤulen von ganz weißem oder
blaͤulichweißem nordiſchen Marmor, mit welcher Farbe ſie noch in der Daͤmmerung
ſchimmern; ſie haben alle eine ſchickliche Form und Verzierung; ſie zeigen, ſelbſt durch
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Theil
V Band. Z
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[177/0185] einzelner Theile eines Landſitzes. Landſtraßen mit Tempeln, mit Luſthaͤuſern, mit Graͤnzbildern, mit Grabmaͤlern, mit Ehrenſaͤulen und andern Arten von Denkzeichen des Verdienſtes, wodurch der Reiſende angehalten und nuͤtzlich beſchaͤftigt ward. Die großen Heerſtraßen oder koͤnig- lichen Wege waren ſechszig Fuß breit, da hingegen die Zwiſchenwege, die ſeitwaͤrts nach Staͤdten und Doͤrfern abliefen, eine geringere Breite hatten. In den neuern Zeiten hat man in verſchiedenen Laͤndern den Vortheil guter Landſtraßen zu ſchaͤtzen gewußt. Beweiſe davon ſieht man in den Niederlanden, in England, in Frankreich, im Oeſterreichiſchen, in der Schweiz, im El- ſaß, in einem Theil von Schwaben, in der Pfalz, im Heſſiſchen, im Han- noͤverſchen und in Seeland. Allein eine ſo wichtige Anſtalt iſt in Europa, ſelbſt in den Reichen, wo man ihren Nutzen einſieht, noch lange nicht ſo ausgebreitet, als ſie zu ſeyn verdient; und in vielen Provinzen, ſogar in Deutſchland, iſt noch keine Spur ihres Anfangs anzutreffen. Indeſſen ſteigt vielleicht aus dem, was ge- than iſt, ein Geiſt der Aufmunterung fuͤr die bisher noch vernachlaͤßigten Gegen- den empor. 2. Da der Bau der Landſtraßen, ihre Feſtigkeit und Bequemlichkeit in Werken von einem andern Inhalt, als dieſes, gelehrt wird, ſo ſchraͤnken wir uns blos auf Bemerkungen ein, die ihre Verſchoͤnerung betreffen. Von dieſer Seite iſt noch weniger gethan. Alleen in einigen Gegenden, Meilenzeiger, Kapellen, Bildniſſe und Kreuze iſt faſt die ganze Verſchoͤnerung der meiſten neuern Landſtraßen. Von der Bepflanzung reden wir nachher. Die Meilenzeiger ſind in vielen Gegenden kleine Feldſteine, die ſo eben uͤber dem Boden emporragen, und die kaum der Reiſende bemerkt; in andern ſind ſie Pfaͤhle von Holz und ganz roh gearbeitet, oft mit etwas Roth, das ſich hiezu ſo wenig ſchickt, uͤberſtrichen, oft als ein halber Galgen gebildet, der an die wahren Henkersplaͤtze erinnert, dieſe ſcheuslichſte Ver- zierung, womit die Barbarey zuweilen noch die Landſtraßen verunſtaltet. Ein Mei- lenzeiger, deſſen urſpruͤngliche Beſtimmung zwar nur Bezeichnung iſt, ſollte doch, vor den Augen des Volks und der Fremden aufgeſtellt, ſich durch etwas mehr Wuͤrde der Materie oder der Bearbeitung unterſcheiden. Was iſt leichter, als einem Meilenzeiger eine ſeiner Beſtimmung angemeſſene Bildung zu geben? Auf den ſchoͤnen Landſtraßen in Seeland beſtehen ſie aus edlen Saͤulen von ganz weißem oder blaͤulichweißem nordiſchen Marmor, mit welcher Farbe ſie noch in der Daͤmmerung ſchimmern; ſie haben alle eine ſchickliche Form und Verzierung; ſie zeigen, ſelbſt durch die Verſchiedenheit ihrer Hoͤhe, bald die halbe, bald die ganze Meile an, die zu- ruͤckgelegt iſt. — Auch die Wegweiſer an den Landſtraßen koͤnnten ſelbſt noch einen Theil V Band. Z

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/185>, abgerufen am 23.11.2024.