Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782.nach dem Charakter der Gegenden. aus einer Einzigen der andern Hauptfarben, als dem Gelben, dem Rothen und demBlauen, bestehen, untermischt mit Blumen von eben der Farbe, angepflanzt werden. Dies giebt Scenen von einer sehr angenehmen Wirkung, zumal, wenn in einer be- stimmten Zeit eine Menge dieser Sträucher auf einmal blüht, welches gemeiniglich im Frühling oder im Vorsommer eintrifft. Aber solche Gebüsche müssen überhaupt reich angepflanzt seyn, weil sonst die Anlage nur ins Spielende fallen, und die Wirkung, die erwartet wird, verfehlt würde. Das Einfärbige wird wieder durch die mancher- ley Nüancen, Schattirungen und Mischungen in einerley Hauptfarbe vergütet, die das Auge zu ihrer genauern Beobachtung auf sich ziehen; auch herrscht in den Formen und Lagen der Blumenblätter wieder Abwechselung. Indessen wird der feine Geschmack vielleicht eine Mischung von mehrern Farben Nach dem Charakter der Gebüsche richtet sich auch die Kunst der Pflanzung. Schöner nehmen sich heitre Lustgebüsche auf sanft gegen einander aufschwellenden Auf- *) S. 2ter B. S. 50. 51. G 3
nach dem Charakter der Gegenden. aus einer Einzigen der andern Hauptfarben, als dem Gelben, dem Rothen und demBlauen, beſtehen, untermiſcht mit Blumen von eben der Farbe, angepflanzt werden. Dies giebt Scenen von einer ſehr angenehmen Wirkung, zumal, wenn in einer be- ſtimmten Zeit eine Menge dieſer Straͤucher auf einmal bluͤht, welches gemeiniglich im Fruͤhling oder im Vorſommer eintrifft. Aber ſolche Gebuͤſche muͤſſen uͤberhaupt reich angepflanzt ſeyn, weil ſonſt die Anlage nur ins Spielende fallen, und die Wirkung, die erwartet wird, verfehlt wuͤrde. Das Einfaͤrbige wird wieder durch die mancher- ley Nuͤancen, Schattirungen und Miſchungen in einerley Hauptfarbe verguͤtet, die das Auge zu ihrer genauern Beobachtung auf ſich ziehen; auch herrſcht in den Formen und Lagen der Blumenblaͤtter wieder Abwechſelung. Indeſſen wird der feine Geſchmack vielleicht eine Miſchung von mehrern Farben Nach dem Charakter der Gebuͤſche richtet ſich auch die Kunſt der Pflanzung. Schoͤner nehmen ſich heitre Luſtgebuͤſche auf ſanft gegen einander aufſchwellenden Auf- *) S. 2ter B. S. 50. 51. G 3
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nach dem Charakter der Gegenden.
aus einer Einzigen der andern Hauptfarben, als dem Gelben, dem Rothen und dem
Blauen, beſtehen, untermiſcht mit Blumen von eben der Farbe, angepflanzt werden.
Dies giebt Scenen von einer ſehr angenehmen Wirkung, zumal, wenn in einer be-
ſtimmten Zeit eine Menge dieſer Straͤucher auf einmal bluͤht, welches gemeiniglich im
Fruͤhling oder im Vorſommer eintrifft. Aber ſolche Gebuͤſche muͤſſen uͤberhaupt reich
angepflanzt ſeyn, weil ſonſt die Anlage nur ins Spielende fallen, und die Wirkung,
die erwartet wird, verfehlt wuͤrde. Das Einfaͤrbige wird wieder durch die mancher-
ley Nuͤancen, Schattirungen und Miſchungen in einerley Hauptfarbe verguͤtet, die
das Auge zu ihrer genauern Beobachtung auf ſich ziehen; auch herrſcht in den Formen
und Lagen der Blumenblaͤtter wieder Abwechſelung.
Indeſſen wird der feine Geſchmack vielleicht eine Miſchung von mehrern Farben
der Bluͤthen, eine maleriſche Zuſammenſetzung, jenen einfaͤrbigen Scenen vorziehen.
Und hier wird beſonders ein Auge erfordert, das mit den mannigfaltigen Tinten, Be-
ziehungen und Verbindungen der Farben vertraut iſt, um ein Gemaͤlde hervorzubrin-
gen, das dem Kenner gefallen kann. Eben die ſtufenartigen Fortſchreitungen, die in
Anſehung der Zuſammenſetzung des Gruͤns bemerkt wurden, *) ſind hier zu beobach-
ten. Nicht weniger muß die Verbindung der Farben nach den Verhaͤltniſſen geſche-
hen, worinn ſie einander zuſtimmen oder von einander abſpringen. Das Weiße ver-
bindet ſich mit allen uͤbrigen Farben, mit dem Rothen und Blauen ſowohl, als mit
dem Gelben; das Gelbe miſcht ſich beſſer mit dem Weißen, als mit dem Rothen und
Blauen; das Rothe ſtimmt mehr dem Gelben, als dem Blauen, zu. Inzwiſchen
koͤnnen die Mittelfarben die Verbindungen erleichtern und ſanfter machen. Milde
Verſchmelzungen und liebliche Zuſammenſetzungen der Farben ſcheinen in dieſer Art
von Malerey einen Vorzug vor jedem ſtarken Contraſt zu verdienen.
Nach dem Charakter der Gebuͤſche richtet ſich auch die Kunſt der Pflanzung.
Eine Wildniß, ein Labyrinth wird ohne Ordnung und Verbindung hingeworfen.
Eine melancholiſche Scene wird dicht, ohne dem Lichte eine andere als nur ſchwache
Einwirkung zu verſtatten, zuſammengehaͤuft. Ein froͤhliches Revier hat viel offene
Plaͤtze und luftige Zwiſchenraͤume; und ein romantiſches lauter ſeltſame Entgegen-
ſtellungen der Formen der Baͤume, und der Farben des Laubwerks.
Schoͤner nehmen ſich heitre Luſtgebuͤſche auf ſanft gegen einander aufſchwellenden
und mit einem lebhaften Gruͤn bekleideten Huͤgeln, als in der Ebne, aus. Das
Auf-
*) S. 2ter B. S. 50. 51.
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