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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782.

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nach dem Unterschied der Jahreszeiten.

Mit allen diesen Bäumen und Sträuchern können Stauden, Zwiebelgewächse
und einjährige Pflanzen mit Blumen, wovon der Sommer eine so große Menge für
die Zierde der Gärten hervorbringt, in Gruppen, Haynen, Spatziergängen, Lauben
und Ruhesitzen, zur Bildung sehr reizender Scenen, verbunden werden. Außerdem
geben auch die Sommerblumen auf Rasen und am Rande des Wassers, worinn sie
den Wiederschein ihrer Farben bilden, Verzierungen von einer großen Anmuth und
Lebhaftigkeit.

Auch können in die Pflanzungen des Sommers mit gutem Geschmack solche
Obstbäume eingestreut werden, die ihre in dieser Zeit reifende Früchte lieblich färben,
als der Apricosenbaum, der Kirschbaum, und einige frühzeitige Arten von Aepfelbäu-
men. Sie erfrischen das Auge mit einer reizenden Abwechselung, und erhöhen die
Vorstellung von der mannigfaltigen Fruchtbarkeit der Jahreszeit.

Aussichten auf heerdenvolle Weiden und auf Fluren voll Getraide, mit allen
den ländlichen Auftritten, die sie veranlassen, haben eine vorzügliche Empfehlung in
dieser Gattung von Anlagen.

Nichts aber ist dem Charakter dieser Jahreszeit mehr zustimmend, als die Er-
frischung des Wassers. Glücklich, aber selten ist die Lage, die nie versiegende Bäche
und Wasserfälle gewährt, die noch in dürren Tagen rauschen. Die Gegenwart eines
Sees giebt indessen einen gewissern und dem Eigensinn des Zufalls weniger ausgesetz-
ten Genuß. Schon der Anblick auf seine klare Fluth erfrischt die Seele. Seine
Bewegung spült Kühlung herbey, und sein stiller Spiegel erfreut mit dem neuen Bilde
der Hügel, der Bäume, der Gewölke und der blauen Helle des Himmels. Beque-
me Spatziergänge und Ruhesitze sind fast nirgends reizender, als hier.

Gebäude sind selbst ein Bedürfniß des Sommergartens; allein sie können zu-
gleich sehr wichtige Gegenstände der Verschönerung seyn. Sie sollen zunächst Schirm
vor der Hitze und Genuß der Ruhe gewähren; ihre Lage sey schattigt und kühl. Bey
dem vollen Reichthum des Laubes, der dieser Jahrszeit eigen ist, können sie, beson-
ders durch ihre Lage, Farbe und Verbindung mit Bäumen und Wasser, überaus
malerische Gegenstände werden. Sie können außerdem von mannigfaltigen Cha-
rakteren seyn. In einer reichen und fruchtbaren Gegend prange ein Tempel, der
Ceres oder der erzeugenden Natur gewidmet; in einem waldigten Dickigt sey es ein
rohes Borkhaus, und nahe bey einer Weide eine kleine niedliche Milchhütte, die be-
zeichnend die Scene verschönere. Auch ein Badhäuschen ist in einem Sommergar-
ten mehr, als ein bloßer Gegenstand des Vergnügens.

IV Band. U
nach dem Unterſchied der Jahreszeiten.

Mit allen dieſen Baͤumen und Straͤuchern koͤnnen Stauden, Zwiebelgewaͤchſe
und einjaͤhrige Pflanzen mit Blumen, wovon der Sommer eine ſo große Menge fuͤr
die Zierde der Gaͤrten hervorbringt, in Gruppen, Haynen, Spatziergaͤngen, Lauben
und Ruheſitzen, zur Bildung ſehr reizender Scenen, verbunden werden. Außerdem
geben auch die Sommerblumen auf Raſen und am Rande des Waſſers, worinn ſie
den Wiederſchein ihrer Farben bilden, Verzierungen von einer großen Anmuth und
Lebhaftigkeit.

Auch koͤnnen in die Pflanzungen des Sommers mit gutem Geſchmack ſolche
Obſtbaͤume eingeſtreut werden, die ihre in dieſer Zeit reifende Fruͤchte lieblich faͤrben,
als der Apricoſenbaum, der Kirſchbaum, und einige fruͤhzeitige Arten von Aepfelbaͤu-
men. Sie erfriſchen das Auge mit einer reizenden Abwechſelung, und erhoͤhen die
Vorſtellung von der mannigfaltigen Fruchtbarkeit der Jahreszeit.

Ausſichten auf heerdenvolle Weiden und auf Fluren voll Getraide, mit allen
den laͤndlichen Auftritten, die ſie veranlaſſen, haben eine vorzuͤgliche Empfehlung in
dieſer Gattung von Anlagen.

Nichts aber iſt dem Charakter dieſer Jahreszeit mehr zuſtimmend, als die Er-
friſchung des Waſſers. Gluͤcklich, aber ſelten iſt die Lage, die nie verſiegende Baͤche
und Waſſerfaͤlle gewaͤhrt, die noch in duͤrren Tagen rauſchen. Die Gegenwart eines
Sees giebt indeſſen einen gewiſſern und dem Eigenſinn des Zufalls weniger ausgeſetz-
ten Genuß. Schon der Anblick auf ſeine klare Fluth erfriſcht die Seele. Seine
Bewegung ſpuͤlt Kuͤhlung herbey, und ſein ſtiller Spiegel erfreut mit dem neuen Bilde
der Huͤgel, der Baͤume, der Gewoͤlke und der blauen Helle des Himmels. Beque-
me Spatziergaͤnge und Ruheſitze ſind faſt nirgends reizender, als hier.

Gebaͤude ſind ſelbſt ein Beduͤrfniß des Sommergartens; allein ſie koͤnnen zu-
gleich ſehr wichtige Gegenſtaͤnde der Verſchoͤnerung ſeyn. Sie ſollen zunaͤchſt Schirm
vor der Hitze und Genuß der Ruhe gewaͤhren; ihre Lage ſey ſchattigt und kuͤhl. Bey
dem vollen Reichthum des Laubes, der dieſer Jahrszeit eigen iſt, koͤnnen ſie, beſon-
ders durch ihre Lage, Farbe und Verbindung mit Baͤumen und Waſſer, uͤberaus
maleriſche Gegenſtaͤnde werden. Sie koͤnnen außerdem von mannigfaltigen Cha-
rakteren ſeyn. In einer reichen und fruchtbaren Gegend prange ein Tempel, der
Ceres oder der erzeugenden Natur gewidmet; in einem waldigten Dickigt ſey es ein
rohes Borkhaus, und nahe bey einer Weide eine kleine niedliche Milchhuͤtte, die be-
zeichnend die Scene verſchoͤnere. Auch ein Badhaͤuschen iſt in einem Sommergar-
ten mehr, als ein bloßer Gegenſtand des Vergnuͤgens.

IV Band. U
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[153/0157] nach dem Unterſchied der Jahreszeiten. Mit allen dieſen Baͤumen und Straͤuchern koͤnnen Stauden, Zwiebelgewaͤchſe und einjaͤhrige Pflanzen mit Blumen, wovon der Sommer eine ſo große Menge fuͤr die Zierde der Gaͤrten hervorbringt, in Gruppen, Haynen, Spatziergaͤngen, Lauben und Ruheſitzen, zur Bildung ſehr reizender Scenen, verbunden werden. Außerdem geben auch die Sommerblumen auf Raſen und am Rande des Waſſers, worinn ſie den Wiederſchein ihrer Farben bilden, Verzierungen von einer großen Anmuth und Lebhaftigkeit. Auch koͤnnen in die Pflanzungen des Sommers mit gutem Geſchmack ſolche Obſtbaͤume eingeſtreut werden, die ihre in dieſer Zeit reifende Fruͤchte lieblich faͤrben, als der Apricoſenbaum, der Kirſchbaum, und einige fruͤhzeitige Arten von Aepfelbaͤu- men. Sie erfriſchen das Auge mit einer reizenden Abwechſelung, und erhoͤhen die Vorſtellung von der mannigfaltigen Fruchtbarkeit der Jahreszeit. Ausſichten auf heerdenvolle Weiden und auf Fluren voll Getraide, mit allen den laͤndlichen Auftritten, die ſie veranlaſſen, haben eine vorzuͤgliche Empfehlung in dieſer Gattung von Anlagen. Nichts aber iſt dem Charakter dieſer Jahreszeit mehr zuſtimmend, als die Er- friſchung des Waſſers. Gluͤcklich, aber ſelten iſt die Lage, die nie verſiegende Baͤche und Waſſerfaͤlle gewaͤhrt, die noch in duͤrren Tagen rauſchen. Die Gegenwart eines Sees giebt indeſſen einen gewiſſern und dem Eigenſinn des Zufalls weniger ausgeſetz- ten Genuß. Schon der Anblick auf ſeine klare Fluth erfriſcht die Seele. Seine Bewegung ſpuͤlt Kuͤhlung herbey, und ſein ſtiller Spiegel erfreut mit dem neuen Bilde der Huͤgel, der Baͤume, der Gewoͤlke und der blauen Helle des Himmels. Beque- me Spatziergaͤnge und Ruheſitze ſind faſt nirgends reizender, als hier. Gebaͤude ſind ſelbſt ein Beduͤrfniß des Sommergartens; allein ſie koͤnnen zu- gleich ſehr wichtige Gegenſtaͤnde der Verſchoͤnerung ſeyn. Sie ſollen zunaͤchſt Schirm vor der Hitze und Genuß der Ruhe gewaͤhren; ihre Lage ſey ſchattigt und kuͤhl. Bey dem vollen Reichthum des Laubes, der dieſer Jahrszeit eigen iſt, koͤnnen ſie, beſon- ders durch ihre Lage, Farbe und Verbindung mit Baͤumen und Waſſer, uͤberaus maleriſche Gegenſtaͤnde werden. Sie koͤnnen außerdem von mannigfaltigen Cha- rakteren ſeyn. In einer reichen und fruchtbaren Gegend prange ein Tempel, der Ceres oder der erzeugenden Natur gewidmet; in einem waldigten Dickigt ſey es ein rohes Borkhaus, und nahe bey einer Weide eine kleine niedliche Milchhuͤtte, die be- zeichnend die Scene verſchoͤnere. Auch ein Badhaͤuschen iſt in einem Sommergar- ten mehr, als ein bloßer Gegenſtand des Vergnuͤgens. IV Band. U

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst4_1782/157>, abgerufen am 24.11.2024.