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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 2. Leipzig, 1780.

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Vom Baumwerk.
spanischen Gärten unstreitig die angenehmsten Bäume für Spaziergänge und Lust-
wälder, die sie bis zum Entzücken verschönern.

Allein man machte aus den Orangerien doch mehr als man sollte, da man
glaubte, daß kein deutscher Garten ohne sie schön seyn könnte; ein Wahn, der nicht
blos die Fürsten, sondern auch die reichen Bürger beherrschte. Die Unterhaltung ei-
ner großen Orangerie in Deutschland ist nicht allein deswegen abzurathen, weil sie
sehr kostbar ist und viele Wartung erfordert, sondern auch, weil diese Bäume un-
ter uns nur kranke Fremdlinge sind, die, unserer rauhen Luft ungewohnt, sich immer
nach den Gewächshäusern, ihren Spitälern, sehnen. Wie viele Bäume und Sträu-
cher haben wir nicht, die unter unserm Klima sich vortrefflich befinden, und die uns
durch Mannichfaltigkeit und Schönheit genug ergötzen, ohne daß wir nöthig hätten,
mit Kosten und Mühe ausländische Gewächse herbeyzuholen, die fast immer siechen
und so leicht sterben! Nach der Einführung der nordamericanischen Bäume, die
sich durch verschiedene Provinzen von Deutschland und selbst in der Schweiz zu
verbreiten angefangen, hat sich die vormals schwärmerische Liebe zu den Orangerien
sehr gemindert.

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Dritter
K 2

Vom Baumwerk.
ſpaniſchen Gaͤrten unſtreitig die angenehmſten Baͤume fuͤr Spaziergaͤnge und Luſt-
waͤlder, die ſie bis zum Entzuͤcken verſchoͤnern.

Allein man machte aus den Orangerien doch mehr als man ſollte, da man
glaubte, daß kein deutſcher Garten ohne ſie ſchoͤn ſeyn koͤnnte; ein Wahn, der nicht
blos die Fuͤrſten, ſondern auch die reichen Buͤrger beherrſchte. Die Unterhaltung ei-
ner großen Orangerie in Deutſchland iſt nicht allein deswegen abzurathen, weil ſie
ſehr koſtbar iſt und viele Wartung erfordert, ſondern auch, weil dieſe Baͤume un-
ter uns nur kranke Fremdlinge ſind, die, unſerer rauhen Luft ungewohnt, ſich immer
nach den Gewaͤchshaͤuſern, ihren Spitaͤlern, ſehnen. Wie viele Baͤume und Straͤu-
cher haben wir nicht, die unter unſerm Klima ſich vortrefflich befinden, und die uns
durch Mannichfaltigkeit und Schoͤnheit genug ergoͤtzen, ohne daß wir noͤthig haͤtten,
mit Koſten und Muͤhe auslaͤndiſche Gewaͤchſe herbeyzuholen, die faſt immer ſiechen
und ſo leicht ſterben! Nach der Einfuͤhrung der nordamericaniſchen Baͤume, die
ſich durch verſchiedene Provinzen von Deutſchland und ſelbſt in der Schweiz zu
verbreiten angefangen, hat ſich die vormals ſchwaͤrmeriſche Liebe zu den Orangerien
ſehr gemindert.

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[75/0079] Vom Baumwerk. ſpaniſchen Gaͤrten unſtreitig die angenehmſten Baͤume fuͤr Spaziergaͤnge und Luſt- waͤlder, die ſie bis zum Entzuͤcken verſchoͤnern. Allein man machte aus den Orangerien doch mehr als man ſollte, da man glaubte, daß kein deutſcher Garten ohne ſie ſchoͤn ſeyn koͤnnte; ein Wahn, der nicht blos die Fuͤrſten, ſondern auch die reichen Buͤrger beherrſchte. Die Unterhaltung ei- ner großen Orangerie in Deutſchland iſt nicht allein deswegen abzurathen, weil ſie ſehr koſtbar iſt und viele Wartung erfordert, ſondern auch, weil dieſe Baͤume un- ter uns nur kranke Fremdlinge ſind, die, unſerer rauhen Luft ungewohnt, ſich immer nach den Gewaͤchshaͤuſern, ihren Spitaͤlern, ſehnen. Wie viele Baͤume und Straͤu- cher haben wir nicht, die unter unſerm Klima ſich vortrefflich befinden, und die uns durch Mannichfaltigkeit und Schoͤnheit genug ergoͤtzen, ohne daß wir noͤthig haͤtten, mit Koſten und Muͤhe auslaͤndiſche Gewaͤchſe herbeyzuholen, die faſt immer ſiechen und ſo leicht ſterben! Nach der Einfuͤhrung der nordamericaniſchen Baͤume, die ſich durch verſchiedene Provinzen von Deutſchland und ſelbſt in der Schweiz zu verbreiten angefangen, hat ſich die vormals ſchwaͤrmeriſche Liebe zu den Orangerien ſehr gemindert. [Abbildung] Dritter K 2

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 2. Leipzig, 1780, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst2_1780/79>, abgerufen am 23.11.2024.