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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779.

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Erster Abschnitt. Aussicht in die Gärten
Modell, das man sich einmal von einem Garten in den Kopf gesetzt hat, einen rö-
mischen
Garten beurtheilen, und Gestalt und Stelle der Sachen nach Willkühr
ändern will.

[Abbildung]
III.
Gärten der Neuern.

Aber dahin ist alle die Herrlichkeit der Villen, die ehemals das römische Italien
zierten. Die Zeit, das Erdbeben, das Meer, die Verwüstungen der Vulca-
nen und der Barbaren haben davon nichts als einige Ruinen übrig gelassen; und von
der unzähligen Menge der Landhäuser ist nicht ein einziges ganz verschont geblieben.
Oede, menschenleer und von einer bösen Luft angesteckt, trauren jetzt so viele Gegen-
den, wo prächtige Villen umher die angenehmsten und fruchtbarsten Landschaften be-
schatteten. Wo Lustwälder dufteten, da rauchen jetzt Vulcane; und an eben den
Stellen, wo die Luculle in Palästen voll Marmor und Gold die Einkünfte von Pro-
vinzen an einem Abend verschmaußten, schmachtet jetzt ein armes Volk in elenden
Hütten. Mit Empfindungen vermischt von Ehrfurcht, die das Alterthum einflößt,
und von Wehmuth, die der Anblick der Zerstörung schöner Werke erregt, betrachtet
der Reisende die Ueberbleibsel, die hie und da dem Auge begegnen, und zum Theil
von den Händen der Unwissenheit verworfen, verbauet und dadurch noch unkenntlicher
gemacht sind. Ein Verlust, den alle übriggebliebene Beschreibungen, so verständ-
lich sie ehemals mögen gewesen seyn, und selbst so manche nur wahrscheinliche Abbil-
dungen nicht ersetzen können.

Die

Erſter Abſchnitt. Ausſicht in die Gaͤrten
Modell, das man ſich einmal von einem Garten in den Kopf geſetzt hat, einen roͤ-
miſchen
Garten beurtheilen, und Geſtalt und Stelle der Sachen nach Willkuͤhr
aͤndern will.

[Abbildung]
III.
Gaͤrten der Neuern.

Aber dahin iſt alle die Herrlichkeit der Villen, die ehemals das roͤmiſche Italien
zierten. Die Zeit, das Erdbeben, das Meer, die Verwuͤſtungen der Vulca-
nen und der Barbaren haben davon nichts als einige Ruinen uͤbrig gelaſſen; und von
der unzaͤhligen Menge der Landhaͤuſer iſt nicht ein einziges ganz verſchont geblieben.
Oede, menſchenleer und von einer boͤſen Luft angeſteckt, trauren jetzt ſo viele Gegen-
den, wo praͤchtige Villen umher die angenehmſten und fruchtbarſten Landſchaften be-
ſchatteten. Wo Luſtwaͤlder dufteten, da rauchen jetzt Vulcane; und an eben den
Stellen, wo die Luculle in Palaͤſten voll Marmor und Gold die Einkuͤnfte von Pro-
vinzen an einem Abend verſchmaußten, ſchmachtet jetzt ein armes Volk in elenden
Huͤtten. Mit Empfindungen vermiſcht von Ehrfurcht, die das Alterthum einfloͤßt,
und von Wehmuth, die der Anblick der Zerſtoͤrung ſchoͤner Werke erregt, betrachtet
der Reiſende die Ueberbleibſel, die hie und da dem Auge begegnen, und zum Theil
von den Haͤnden der Unwiſſenheit verworfen, verbauet und dadurch noch unkenntlicher
gemacht ſind. Ein Verluſt, den alle uͤbriggebliebene Beſchreibungen, ſo verſtaͤnd-
lich ſie ehemals moͤgen geweſen ſeyn, und ſelbſt ſo manche nur wahrſcheinliche Abbil-
dungen nicht erſetzen koͤnnen.

Die
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[26/0040] Erſter Abſchnitt. Ausſicht in die Gaͤrten Modell, das man ſich einmal von einem Garten in den Kopf geſetzt hat, einen roͤ- miſchen Garten beurtheilen, und Geſtalt und Stelle der Sachen nach Willkuͤhr aͤndern will. [Abbildung] III. Gaͤrten der Neuern. Aber dahin iſt alle die Herrlichkeit der Villen, die ehemals das roͤmiſche Italien zierten. Die Zeit, das Erdbeben, das Meer, die Verwuͤſtungen der Vulca- nen und der Barbaren haben davon nichts als einige Ruinen uͤbrig gelaſſen; und von der unzaͤhligen Menge der Landhaͤuſer iſt nicht ein einziges ganz verſchont geblieben. Oede, menſchenleer und von einer boͤſen Luft angeſteckt, trauren jetzt ſo viele Gegen- den, wo praͤchtige Villen umher die angenehmſten und fruchtbarſten Landſchaften be- ſchatteten. Wo Luſtwaͤlder dufteten, da rauchen jetzt Vulcane; und an eben den Stellen, wo die Luculle in Palaͤſten voll Marmor und Gold die Einkuͤnfte von Pro- vinzen an einem Abend verſchmaußten, ſchmachtet jetzt ein armes Volk in elenden Huͤtten. Mit Empfindungen vermiſcht von Ehrfurcht, die das Alterthum einfloͤßt, und von Wehmuth, die der Anblick der Zerſtoͤrung ſchoͤner Werke erregt, betrachtet der Reiſende die Ueberbleibſel, die hie und da dem Auge begegnen, und zum Theil von den Haͤnden der Unwiſſenheit verworfen, verbauet und dadurch noch unkenntlicher gemacht ſind. Ein Verluſt, den alle uͤbriggebliebene Beſchreibungen, ſo verſtaͤnd- lich ſie ehemals moͤgen geweſen ſeyn, und ſelbſt ſo manche nur wahrſcheinliche Abbil- dungen nicht erſetzen koͤnnen. Die

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst1_1779/40>, abgerufen am 24.11.2024.