Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779.Erster Abschnitt. Aussicht in die Gärten mella merkt ausdrücklich an, [Spaltenumbruch]
*) daß der Gartenbau von den ältern Römern sehrvernachläßiget worden, und daß er erst zu seiner Zeit in einige Aufnahme gekommen. Er betrat daher eine Bahn, die ihm Virgil offen gelassen; allein die Vorschriften, die er in seinem kleinen Lehrgedicht vorträgt, so nützlich sie sonst seyn mögen, betreffen doch nur den ökonomischen Gartenbau. Indessen gedenkt er [Spaltenumbruch] **) verschiedener Blu- men, die zur Schönheit der Gärten gerechnet werden, der Violen, Rosen, Lilien, Hyacinthen, Levkojen. Weiter aber sagt Columella von irgend einer Anlage und Einrichtung eines Gartens zur Ergötzung eben so wenig etwas, als andere römische Schriftsteller, die von dem Landbau und von den Villen handeln. Nur allmählig erst ward Italien mit den edlern Bäumen, die von da in an- Indessen sind alle die Anzeigen, die uns von den römischen Gärten übrig ge- Sein Garten zu Laurentin war mit einem Baumgang eingeschlossen, der schreibung, *) Praefat. ad carmen de cultu hort. **) Lib. 10. ***) Epist. 17. lib. 2. Epist. 6. lib. 5.
Erſter Abſchnitt. Ausſicht in die Gaͤrten mella merkt ausdruͤcklich an, [Spaltenumbruch]
*) daß der Gartenbau von den aͤltern Roͤmern ſehrvernachlaͤßiget worden, und daß er erſt zu ſeiner Zeit in einige Aufnahme gekommen. Er betrat daher eine Bahn, die ihm Virgil offen gelaſſen; allein die Vorſchriften, die er in ſeinem kleinen Lehrgedicht vortraͤgt, ſo nuͤtzlich ſie ſonſt ſeyn moͤgen, betreffen doch nur den oͤkonomiſchen Gartenbau. Indeſſen gedenkt er [Spaltenumbruch] **) verſchiedener Blu- men, die zur Schoͤnheit der Gaͤrten gerechnet werden, der Violen, Roſen, Lilien, Hyacinthen, Levkojen. Weiter aber ſagt Columella von irgend einer Anlage und Einrichtung eines Gartens zur Ergoͤtzung eben ſo wenig etwas, als andere roͤmiſche Schriftſteller, die von dem Landbau und von den Villen handeln. Nur allmaͤhlig erſt ward Italien mit den edlern Baͤumen, die von da in an- Indeſſen ſind alle die Anzeigen, die uns von den roͤmiſchen Gaͤrten uͤbrig ge- Sein Garten zu Laurentin war mit einem Baumgang eingeſchloſſen, der ſchreibung, *) Praefat. ad carmen de cultu hort. **) Lib. 10. ***) Epiſt. 17. lib. 2. Epiſt. 6. lib. 5.
<TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0038" n="24"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erſter Abſchnitt. Ausſicht in die Gaͤrten</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">mella</hi> merkt ausdruͤcklich an, <cb/> <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq">Praefat. ad carmen de cultu hort.</hi></note> daß der Gartenbau von den aͤltern <hi rendition="#fr">Roͤmern</hi> ſehr<lb/> vernachlaͤßiget worden, und daß er erſt zu ſeiner Zeit in einige Aufnahme gekommen.<lb/> Er betrat daher eine Bahn, die ihm <hi rendition="#fr">Virgil</hi> offen gelaſſen; allein die Vorſchriften,<lb/> die er in ſeinem kleinen Lehrgedicht vortraͤgt, ſo nuͤtzlich ſie ſonſt ſeyn moͤgen, betreffen<lb/> doch nur den oͤkonomiſchen Gartenbau. Indeſſen gedenkt er <cb/> <note place="foot" n="**)"><hi rendition="#aq">Lib.</hi> 10.</note> verſchiedener Blu-<lb/> men, die zur Schoͤnheit der Gaͤrten gerechnet werden, der Violen, Roſen, Lilien,<lb/> Hyacinthen, Levkojen. Weiter aber ſagt <hi rendition="#fr">Columella</hi> von irgend einer Anlage und<lb/> Einrichtung eines Gartens zur Ergoͤtzung eben ſo wenig etwas, als andere <hi rendition="#fr">roͤmiſche</hi><lb/> Schriftſteller, die von dem Landbau und von den Villen handeln.</p><lb/> <p>Nur allmaͤhlig erſt ward <hi rendition="#fr">Italien</hi> mit den edlern Baͤumen, die von da in an-<lb/> dere Laͤnder von <hi rendition="#fr">Europa</hi> weiter verpflanzt ſind, bereichert. Denn aus groͤßtentheils<lb/> entfernten Gegenden mußten die <hi rendition="#fr">Roͤmer</hi> ſie ſuchen: aus <hi rendition="#fr">Syrien</hi> die Feigen, aus<lb/><hi rendition="#fr">Meden</hi> die Citronen, aus <hi rendition="#fr">Perſien</hi> die <hi rendition="#fr">Pfirſiche,</hi> aus <hi rendition="#fr">Africa</hi> die Granaten, aus<lb/><hi rendition="#fr">Cypern</hi> die Lorbeern, aus <hi rendition="#fr">Griechenland</hi> die Myrthen, aus <hi rendition="#fr">Epirus</hi> die Apricoſen<lb/> und allerley Arten von Aepfeln und Birnen, aus <hi rendition="#fr">Armenien</hi> die Pflaumen, aus<lb/><hi rendition="#fr">Pontus</hi> die Kirſchen u. ſ. w. Die Seltenheit ſowohl als die natuͤrliche Schoͤnheit<lb/> dieſer Baͤume, mit dem angenehmen Geſchmack ihrer Fruͤchte, mußten beſonders in<lb/> der erſten Neuheit die <hi rendition="#fr">Roͤmer</hi> bezaubern und ihnen die Gaͤrten reizend machen, die<lb/> mit ſolchen Pflanzungen, und außerdem mit den neuen Blumenarten allmaͤhlig erwei-<lb/> tert wurden, die ſie aus <hi rendition="#fr">Griechenland, Aſien</hi> und <hi rendition="#fr">Africa</hi> holten.</p><lb/> <p>Indeſſen ſind alle die Anzeigen, die uns von den <hi rendition="#fr">roͤmiſchen</hi> Gaͤrten uͤbrig ge-<lb/> blieben ſind, ſo allgemein und unvollſtaͤndig, daß wir zwar verſchiedene Gegenſtaͤnde,<lb/> nicht aber, worauf es vornehmlich ankoͤmmt, die Kunſt ihrer Anordnung, daraus<lb/> kennen lernen. Noch weniger wuͤrden wir uns einen Begriff von ihnen zu machen<lb/> im Stande ſeyn, wenn uns nicht der juͤngere <hi rendition="#fr">Plinius</hi> eine naͤhere Beſchreibung von<lb/> ſeinen Gaͤrten, obgleich nicht ſo ausfuͤhrlich als von ſeinen Landhaͤuſern, hinterlaſſen<lb/> haͤtte. <note place="foot" n="***)"><hi rendition="#aq">Epiſt. 17. lib. 2. Epiſt. 6. lib.</hi> 5.</note></p><lb/> <p>Sein Garten zu <hi rendition="#fr">Laurentin</hi> war mit einem Baumgang eingeſchloſſen, der<lb/> hier mit Buchsbaum, dort mit Rosmarin eingefaßt war. An dem innern Umfang<lb/> des Baumganges lag ein junger und ſchattigter Weingarten, der einen weichen und<lb/> zum Gehen bequemen Boden hatte. Den Garten zierten viele Feigen- und Maul-<lb/> beerbaͤume, weil das Erdreich ihnen mehr, als andern Arten, guͤnſtig war. Im<lb/> Garten lag ein Speiſeſaal, aus welchem man, wiewohl entfernt von dem Proſpect<lb/> nach dem Meere, nicht weniger eine ſchoͤne Ausſicht genoß. In der weitern Be-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſchreibung,</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [24/0038]
Erſter Abſchnitt. Ausſicht in die Gaͤrten
mella merkt ausdruͤcklich an,
*) daß der Gartenbau von den aͤltern Roͤmern ſehr
vernachlaͤßiget worden, und daß er erſt zu ſeiner Zeit in einige Aufnahme gekommen.
Er betrat daher eine Bahn, die ihm Virgil offen gelaſſen; allein die Vorſchriften,
die er in ſeinem kleinen Lehrgedicht vortraͤgt, ſo nuͤtzlich ſie ſonſt ſeyn moͤgen, betreffen
doch nur den oͤkonomiſchen Gartenbau. Indeſſen gedenkt er
**) verſchiedener Blu-
men, die zur Schoͤnheit der Gaͤrten gerechnet werden, der Violen, Roſen, Lilien,
Hyacinthen, Levkojen. Weiter aber ſagt Columella von irgend einer Anlage und
Einrichtung eines Gartens zur Ergoͤtzung eben ſo wenig etwas, als andere roͤmiſche
Schriftſteller, die von dem Landbau und von den Villen handeln.
Nur allmaͤhlig erſt ward Italien mit den edlern Baͤumen, die von da in an-
dere Laͤnder von Europa weiter verpflanzt ſind, bereichert. Denn aus groͤßtentheils
entfernten Gegenden mußten die Roͤmer ſie ſuchen: aus Syrien die Feigen, aus
Meden die Citronen, aus Perſien die Pfirſiche, aus Africa die Granaten, aus
Cypern die Lorbeern, aus Griechenland die Myrthen, aus Epirus die Apricoſen
und allerley Arten von Aepfeln und Birnen, aus Armenien die Pflaumen, aus
Pontus die Kirſchen u. ſ. w. Die Seltenheit ſowohl als die natuͤrliche Schoͤnheit
dieſer Baͤume, mit dem angenehmen Geſchmack ihrer Fruͤchte, mußten beſonders in
der erſten Neuheit die Roͤmer bezaubern und ihnen die Gaͤrten reizend machen, die
mit ſolchen Pflanzungen, und außerdem mit den neuen Blumenarten allmaͤhlig erwei-
tert wurden, die ſie aus Griechenland, Aſien und Africa holten.
Indeſſen ſind alle die Anzeigen, die uns von den roͤmiſchen Gaͤrten uͤbrig ge-
blieben ſind, ſo allgemein und unvollſtaͤndig, daß wir zwar verſchiedene Gegenſtaͤnde,
nicht aber, worauf es vornehmlich ankoͤmmt, die Kunſt ihrer Anordnung, daraus
kennen lernen. Noch weniger wuͤrden wir uns einen Begriff von ihnen zu machen
im Stande ſeyn, wenn uns nicht der juͤngere Plinius eine naͤhere Beſchreibung von
ſeinen Gaͤrten, obgleich nicht ſo ausfuͤhrlich als von ſeinen Landhaͤuſern, hinterlaſſen
haͤtte. ***)
Sein Garten zu Laurentin war mit einem Baumgang eingeſchloſſen, der
hier mit Buchsbaum, dort mit Rosmarin eingefaßt war. An dem innern Umfang
des Baumganges lag ein junger und ſchattigter Weingarten, der einen weichen und
zum Gehen bequemen Boden hatte. Den Garten zierten viele Feigen- und Maul-
beerbaͤume, weil das Erdreich ihnen mehr, als andern Arten, guͤnſtig war. Im
Garten lag ein Speiſeſaal, aus welchem man, wiewohl entfernt von dem Proſpect
nach dem Meere, nicht weniger eine ſchoͤne Ausſicht genoß. In der weitern Be-
ſchreibung,
*) Praefat. ad carmen de cultu hort.
**) Lib. 10.
***) Epiſt. 17. lib. 2. Epiſt. 6. lib. 5.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |