Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779.
Ein Gemälde der Mannigfaltigkeit, das auf einem benachbarten Berge bey Bern,
Wie
Ein Gemaͤlde der Mannigfaltigkeit, das auf einem benachbarten Berge bey Bern,
Wie
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Erſter Abſchnitt. Von den Gegenſtaͤnden
Bald aber oͤffnet ſich ein Strich von gruͤnen Thaͤlern,
Die, hin und her gekruͤmmt, ſich im Entfernen ſchmaͤlern.
Ein Gemaͤlde der Mannigfaltigkeit, das auf einem benachbarten Berge bey Bern,
der Vaterſtadt des Dichters, gemacht zu ſeyn ſcheint, weil es die Ausſicht getreu nach
der Natur trifft, iſt dieſes:
Die Huͤgel decken gruͤne Waͤlder,
Wodurch der falbe Schein der Felder
Mit angenehmem Glanze bricht;
Dort ſchlaͤngelt ſich durchs Land, in unterbrochnen Stellen,
Der reinen Aare wallend Licht;
Hier lieget Nuͤchtlands Haupt (Bern) in Fried und Zuverſicht
In ſeinen nie erſtiegnen Waͤllen.
So weit das Auge reicht, herrſcht Ruh und Ueberfluß;
Selbſt unterm braunen Stroh bemooster Bauernhuͤtten
Wird Freyheit hier gelitten,
Und nach der Muͤh Genuß.
Mit Schafen wimmelt dort die Erde,
Davon der bunte Schwarm in Eile frißt und bloͤkt;
Wann dort der Rinder ſatte Heerde
Sich auf den weichen Raſen ſtreckt,
Und den gehluͤmten Klee im Kauen doppelt ſchmeckt.
Dort ſpringt ein freyes Pferd mit ſorgenloſem Sinn
Durch neubewachsne Felder hin,
Woran es oft gepfluͤget.
Und jener Wald, wen laͤßt er unvergnuͤget?
Wo dort im rothen Glanz halb nackte Buchen gluͤhn,
Und hier der Tannen fettes Gruͤn
Das bleiche Moos beſchattet;
Wo mancher helle Strahl auf ſeine Dunkelheit
Ein zitternd Licht durch rege Stellen ſtreut,
Und in verſchiedner Dichtigkeit
Sich gruͤne Nacht mit guͤldnem Tage gattet.
Wie
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