Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorbericht.
hat, und daß alles, was dieses Werk über jene vortragen wird, sich auf
das Schöne und den Geschmack bezieht. Was zur Erziehung und War-
tung der Bäume und Pflanzen gehört, ist schon in tausend Schriften ge-
lehrt, und liegt außer meinem Bezirk.

Eine ganz vollkommene Theorie der Gartenkunst ist nicht das Werk
eines einzelnen Schriftstellers. Sie erfordert die Unterstützung der Für-
sten und anderer Großen, wenn sie zu der Vollkommenheit steigen soll, der
sie fähig ist. Ich habe mich bey der öffentlichen Ankündigung darauf ein-
geschränkt, daß ich um Mittheilung interessanter Beschreibungen von wirk-
lich vorhandenen schönen Gärten, ohne welche eine Theorie dieser Kunst
nicht vollständig und lehrreich genug seyn kann, gebeten habe. Ich wie-
derhole diese Bitte mit dem ganzen Eifer, den ich dieser Kunst geheiligt
habe. Ich wünsche nicht blos Beschreibungen von Gärten, sondern auch
Zeichnungen von Landhäusern und allen Arten von Gartengebäuden, Tem-
peln, Pavillons, Cabinetten, Einsiedeleyen u. s. w. zu erhalten, die, als
wirklich ausgeführte Werke oder als Erfindungen, einen reinen und vor-
züglichen Geschmack der Architektur beweisen. Durch eine solche gefälli-
ge Mittheilung würden neue Nationalerfindungen und manche schätzbare
Denkmäler der Gartenkunst, die oft hie und da verborgen bleiben, zu
ihrem Ruhm und zur Nacheiferung mehr bekannt werden. Ich gelobe
einen guten Gebrauch, wo sich ein Gebrauch machen läßt, und auf alle
Fälle jede Art von Dankbarkeit. Sollte ich bey diesem Unternehmen,
welches noch das erste unter uns ist, und welches das Vergnügen der Für-
sten und des Adels so unmittelbar betrifft, eine Fehlbitte zu thun fürchten?
Was indessen in der Folge für dieses Werk sowohl gethan wird, als auch
was nicht gethan ist, soll bey Ueberlieferung des letzten Bandes getreu
angezeigt werden.

Dieser Band liefert schon eine Beschreibung, die ich von einem Lust-
ort meines Vaterlandes entworfen habe. Von verschiedenen andern ein-

heimi-
b 2

Vorbericht.
hat, und daß alles, was dieſes Werk uͤber jene vortragen wird, ſich auf
das Schoͤne und den Geſchmack bezieht. Was zur Erziehung und War-
tung der Baͤume und Pflanzen gehoͤrt, iſt ſchon in tauſend Schriften ge-
lehrt, und liegt außer meinem Bezirk.

Eine ganz vollkommene Theorie der Gartenkunſt iſt nicht das Werk
eines einzelnen Schriftſtellers. Sie erfordert die Unterſtuͤtzung der Fuͤr-
ſten und anderer Großen, wenn ſie zu der Vollkommenheit ſteigen ſoll, der
ſie faͤhig iſt. Ich habe mich bey der oͤffentlichen Ankuͤndigung darauf ein-
geſchraͤnkt, daß ich um Mittheilung intereſſanter Beſchreibungen von wirk-
lich vorhandenen ſchoͤnen Gaͤrten, ohne welche eine Theorie dieſer Kunſt
nicht vollſtaͤndig und lehrreich genug ſeyn kann, gebeten habe. Ich wie-
derhole dieſe Bitte mit dem ganzen Eifer, den ich dieſer Kunſt geheiligt
habe. Ich wuͤnſche nicht blos Beſchreibungen von Gaͤrten, ſondern auch
Zeichnungen von Landhaͤuſern und allen Arten von Gartengebaͤuden, Tem-
peln, Pavillons, Cabinetten, Einſiedeleyen u. ſ. w. zu erhalten, die, als
wirklich ausgefuͤhrte Werke oder als Erfindungen, einen reinen und vor-
zuͤglichen Geſchmack der Architektur beweiſen. Durch eine ſolche gefaͤlli-
ge Mittheilung wuͤrden neue Nationalerfindungen und manche ſchaͤtzbare
Denkmaͤler der Gartenkunſt, die oft hie und da verborgen bleiben, zu
ihrem Ruhm und zur Nacheiferung mehr bekannt werden. Ich gelobe
einen guten Gebrauch, wo ſich ein Gebrauch machen laͤßt, und auf alle
Faͤlle jede Art von Dankbarkeit. Sollte ich bey dieſem Unternehmen,
welches noch das erſte unter uns iſt, und welches das Vergnuͤgen der Fuͤr-
ſten und des Adels ſo unmittelbar betrifft, eine Fehlbitte zu thun fuͤrchten?
Was indeſſen in der Folge fuͤr dieſes Werk ſowohl gethan wird, als auch
was nicht gethan iſt, ſoll bey Ueberlieferung des letzten Bandes getreu
angezeigt werden.

Dieſer Band liefert ſchon eine Beſchreibung, die ich von einem Luſt-
ort meines Vaterlandes entworfen habe. Von verſchiedenen andern ein-

heimi-
b 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0011" n="XI"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Vorbericht.</hi></hi></fw><lb/>
hat, und daß alles, was die&#x017F;es Werk u&#x0364;ber jene vortragen wird, &#x017F;ich auf<lb/>
das Scho&#x0364;ne und den Ge&#x017F;chmack bezieht. Was zur Erziehung und War-<lb/>
tung der Ba&#x0364;ume und Pflanzen geho&#x0364;rt, i&#x017F;t &#x017F;chon in tau&#x017F;end Schriften ge-<lb/>
lehrt, und liegt außer meinem Bezirk.</p><lb/>
        <p>Eine ganz vollkommene Theorie der Gartenkun&#x017F;t i&#x017F;t nicht das Werk<lb/>
eines einzelnen Schrift&#x017F;tellers. Sie erfordert die Unter&#x017F;tu&#x0364;tzung der Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten und anderer Großen, wenn &#x017F;ie zu der Vollkommenheit &#x017F;teigen &#x017F;oll, der<lb/>
&#x017F;ie fa&#x0364;hig i&#x017F;t. Ich habe mich bey der o&#x0364;ffentlichen Anku&#x0364;ndigung darauf ein-<lb/>
ge&#x017F;chra&#x0364;nkt, daß ich um Mittheilung intere&#x017F;&#x017F;anter Be&#x017F;chreibungen von wirk-<lb/>
lich vorhandenen &#x017F;cho&#x0364;nen Ga&#x0364;rten, ohne welche eine Theorie die&#x017F;er Kun&#x017F;t<lb/>
nicht voll&#x017F;ta&#x0364;ndig und lehrreich genug &#x017F;eyn kann, gebeten habe. Ich wie-<lb/>
derhole die&#x017F;e Bitte mit dem ganzen Eifer, den ich die&#x017F;er Kun&#x017F;t geheiligt<lb/>
habe. Ich wu&#x0364;n&#x017F;che nicht blos Be&#x017F;chreibungen von Ga&#x0364;rten, &#x017F;ondern auch<lb/>
Zeichnungen von Landha&#x0364;u&#x017F;ern und allen Arten von Gartengeba&#x0364;uden, Tem-<lb/>
peln, Pavillons, Cabinetten, Ein&#x017F;iedeleyen u. &#x017F;. w. zu erhalten, die, als<lb/>
wirklich ausgefu&#x0364;hrte Werke oder als Erfindungen, einen reinen und vor-<lb/>
zu&#x0364;glichen Ge&#x017F;chmack der Architektur bewei&#x017F;en. Durch eine &#x017F;olche gefa&#x0364;lli-<lb/>
ge Mittheilung wu&#x0364;rden neue Nationalerfindungen und manche &#x017F;cha&#x0364;tzbare<lb/>
Denkma&#x0364;ler der Gartenkun&#x017F;t, die oft hie und da verborgen bleiben, zu<lb/>
ihrem Ruhm und zur Nacheiferung mehr bekannt werden. Ich gelobe<lb/>
einen guten Gebrauch, wo &#x017F;ich ein Gebrauch machen la&#x0364;ßt, und auf alle<lb/>
Fa&#x0364;lle jede Art von Dankbarkeit. Sollte ich bey die&#x017F;em Unternehmen,<lb/>
welches noch das er&#x017F;te unter uns i&#x017F;t, und welches das Vergnu&#x0364;gen der Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten und des Adels &#x017F;o unmittelbar betrifft, eine Fehlbitte zu thun fu&#x0364;rchten?<lb/>
Was inde&#x017F;&#x017F;en in der Folge fu&#x0364;r die&#x017F;es Werk &#x017F;owohl gethan wird, als auch<lb/>
was nicht gethan i&#x017F;t, &#x017F;oll bey Ueberlieferung des letzten Bandes getreu<lb/>
angezeigt werden.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;er Band liefert &#x017F;chon eine Be&#x017F;chreibung, die ich von einem Lu&#x017F;t-<lb/>
ort meines Vaterlandes entworfen habe. Von ver&#x017F;chiedenen andern ein-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">b 2</fw><fw place="bottom" type="catch">heimi-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[XI/0011] Vorbericht. hat, und daß alles, was dieſes Werk uͤber jene vortragen wird, ſich auf das Schoͤne und den Geſchmack bezieht. Was zur Erziehung und War- tung der Baͤume und Pflanzen gehoͤrt, iſt ſchon in tauſend Schriften ge- lehrt, und liegt außer meinem Bezirk. Eine ganz vollkommene Theorie der Gartenkunſt iſt nicht das Werk eines einzelnen Schriftſtellers. Sie erfordert die Unterſtuͤtzung der Fuͤr- ſten und anderer Großen, wenn ſie zu der Vollkommenheit ſteigen ſoll, der ſie faͤhig iſt. Ich habe mich bey der oͤffentlichen Ankuͤndigung darauf ein- geſchraͤnkt, daß ich um Mittheilung intereſſanter Beſchreibungen von wirk- lich vorhandenen ſchoͤnen Gaͤrten, ohne welche eine Theorie dieſer Kunſt nicht vollſtaͤndig und lehrreich genug ſeyn kann, gebeten habe. Ich wie- derhole dieſe Bitte mit dem ganzen Eifer, den ich dieſer Kunſt geheiligt habe. Ich wuͤnſche nicht blos Beſchreibungen von Gaͤrten, ſondern auch Zeichnungen von Landhaͤuſern und allen Arten von Gartengebaͤuden, Tem- peln, Pavillons, Cabinetten, Einſiedeleyen u. ſ. w. zu erhalten, die, als wirklich ausgefuͤhrte Werke oder als Erfindungen, einen reinen und vor- zuͤglichen Geſchmack der Architektur beweiſen. Durch eine ſolche gefaͤlli- ge Mittheilung wuͤrden neue Nationalerfindungen und manche ſchaͤtzbare Denkmaͤler der Gartenkunſt, die oft hie und da verborgen bleiben, zu ihrem Ruhm und zur Nacheiferung mehr bekannt werden. Ich gelobe einen guten Gebrauch, wo ſich ein Gebrauch machen laͤßt, und auf alle Faͤlle jede Art von Dankbarkeit. Sollte ich bey dieſem Unternehmen, welches noch das erſte unter uns iſt, und welches das Vergnuͤgen der Fuͤr- ſten und des Adels ſo unmittelbar betrifft, eine Fehlbitte zu thun fuͤrchten? Was indeſſen in der Folge fuͤr dieſes Werk ſowohl gethan wird, als auch was nicht gethan iſt, ſoll bey Ueberlieferung des letzten Bandes getreu angezeigt werden. Dieſer Band liefert ſchon eine Beſchreibung, die ich von einem Luſt- ort meines Vaterlandes entworfen habe. Von verſchiedenen andern ein- heimi- b 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst1_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst1_1779/11
Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779, S. XI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst1_1779/11>, abgerufen am 25.04.2024.