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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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Haus- und Nahrungsgeschäfte auch immer seyn
mochten, da ihre Bedürfnisse noch wenig über
die der thierischen Natur hinausgingen; so
leicht ihre Nothdürftigkeiten gestellt werden
konnten, da die Kunst sie nicht verwöhnt
hatte: so waren unter den beiden Geschlech-
tern doch schon Casten errichtet, und eine
Scheidung vorgefallen in dem, was Gott zu-
sammen gefügt hat. Je unvollkommener auf
der Einen Seite hier die gesellschaftliche Ver-
fassung war; je schwerer es fiel, das thierische
Bedürfniss zu befriedigen, weil die Natur den
Boden, oder die Wälder (die königlichen
Residenzen dieser Menschen) oder die Flüsse
und Meere nur karg mit den Mitteln dazu aus-
gestattet hatte: um desto härter war das Loos,
welches dem weiblichen Theile dieser halbge-
zähmten Menschenklasse fiel. Das Leben des
Mannes war vorzüglich zwischen Genuss und
Ruhe getheilt, wenn ihn nicht dringendes Be-
dürfniss zur Jagd oder zum Fischfang auffor-
derte. Das Weib begleitete ihn nur selten als
Gehülfin, weil ihm die Pflicht die Speisen zu

fach und in so geringer Zahl ihre Familien-
Haus- und Nahrungsgeschäfte auch immer seyn
mochten, da ihre Bedürfnisse noch wenig über
die der thierischen Natur hinausgingen; so
leicht ihre Nothdürftigkeiten gestellt werden
konnten, da die Kunst sie nicht verwöhnt
hatte: so waren unter den beiden Geschlech-
tern doch schon Casten errichtet, und eine
Scheidung vorgefallen in dem, was Gott zu-
sammen gefügt hat. Je unvollkommener auf
der Einen Seite hier die gesellschaftliche Ver-
fassung war; je schwerer es fiel, das thierische
Bedürfniſs zu befriedigen, weil die Natur den
Boden, oder die Wälder (die königlichen
Residenzen dieser Menschen) oder die Flüsse
und Meere nur karg mit den Mitteln dazu aus-
gestattet hatte: um desto härter war das Loos,
welches dem weiblichen Theile dieser halbge-
zähmten Menschenklasse fiel. Das Leben des
Mannes war vorzüglich zwischen Genuſs und
Ruhe getheilt, wenn ihn nicht dringendes Be-
dürfniſs zur Jagd oder zum Fischfang auffor-
derte. Das Weib begleitete ihn nur selten als
Gehülfin, weil ihm die Pflicht die Speisen zu

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[79/0087] fach und in so geringer Zahl ihre Familien- Haus- und Nahrungsgeschäfte auch immer seyn mochten, da ihre Bedürfnisse noch wenig über die der thierischen Natur hinausgingen; so leicht ihre Nothdürftigkeiten gestellt werden konnten, da die Kunst sie nicht verwöhnt hatte: so waren unter den beiden Geschlech- tern doch schon Casten errichtet, und eine Scheidung vorgefallen in dem, was Gott zu- sammen gefügt hat. Je unvollkommener auf der Einen Seite hier die gesellschaftliche Ver- fassung war; je schwerer es fiel, das thierische Bedürfniſs zu befriedigen, weil die Natur den Boden, oder die Wälder (die königlichen Residenzen dieser Menschen) oder die Flüsse und Meere nur karg mit den Mitteln dazu aus- gestattet hatte: um desto härter war das Loos, welches dem weiblichen Theile dieser halbge- zähmten Menschenklasse fiel. Das Leben des Mannes war vorzüglich zwischen Genuſs und Ruhe getheilt, wenn ihn nicht dringendes Be- dürfniſs zur Jagd oder zum Fischfang auffor- derte. Das Weib begleitete ihn nur selten als Gehülfin, weil ihm die Pflicht die Speisen zu

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/87>, abgerufen am 28.04.2024.