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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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denen bisweilen die wohlmeinende Stimme er-
schallt: Adam wo bist du? die sich indess,
so gut sie können, vor sich selbst zu verstek-
ken suchen -- Am fünften Akt scheitern be-
sonders die meisten Frauenzimmer, so wie ein
grosser Theil der Theaterdichter -- Die Lie-
be, das Glück des Lebens, wird ihr Unglück;
ihr Herz war gebildet, die Tugend zu lieben,
und nicht das Schicksal, sondern ihre Nach-
lässigkeit, macht es zur Verbrecherin -- Die ar-
beitende Klasse kennt keine besonderen Wei-
berkrankheiten. Schwangerschaften und Ge-
burten werden nur durch Nebenumstände, die
ihren Grund in Lebensart, Sitten und Kleidung
haben, erschwert, und sind so wenig Krank-
heiten, dass Ärzte sie geradesweges als Hei-
lungsmittel vorschreiben könnten -- und zu-
weilen wirklich vorschreiben. Bei einigen so
genannten Wilden hält nicht das Weib, son-
dern der Mann, die Entbindungsferien. Kaum
ist es seiner Bürde entledigt; so badet es sie
in dem nächsten Flusse, reicht dem neuen An-
kömmling die Brust, ersparet sich das Milch-
fieber und das Ammenkreuz, und besorgt die

denen bisweilen die wohlmeinende Stimme er-
schallt: Adam wo bist du? die sich indeſs,
so gut sie können, vor sich selbst zu verstek-
ken suchen — Am fünften Akt scheitern be-
sonders die meisten Frauenzimmer, so wie ein
groſser Theil der Theaterdichter — Die Lie-
be, das Glück des Lebens, wird ihr Unglück;
ihr Herz war gebildet, die Tugend zu lieben,
und nicht das Schicksal, sondern ihre Nach-
lässigkeit, macht es zur Verbrecherin — Die ar-
beitende Klasse kennt keine besonderen Wei-
berkrankheiten. Schwangerschaften und Ge-
burten werden nur durch Nebenumstände, die
ihren Grund in Lebensart, Sitten und Kleidung
haben, erschwert, und sind so wenig Krank-
heiten, daſs Ärzte sie geradesweges als Hei-
lungsmittel vorschreiben könnten — und zu-
weilen wirklich vorschreiben. Bei einigen so
genannten Wilden hält nicht das Weib, son-
dern der Mann, die Entbindungsferien. Kaum
ist es seiner Bürde entledigt; so badet es sie
in dem nächsten Flusse, reicht dem neuen An-
kömmling die Brust, ersparet sich das Milch-
fieber und das Ammenkreuz, und besorgt die

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[45/0053] denen bisweilen die wohlmeinende Stimme er- schallt: Adam wo bist du? die sich indeſs, so gut sie können, vor sich selbst zu verstek- ken suchen — Am fünften Akt scheitern be- sonders die meisten Frauenzimmer, so wie ein groſser Theil der Theaterdichter — Die Lie- be, das Glück des Lebens, wird ihr Unglück; ihr Herz war gebildet, die Tugend zu lieben, und nicht das Schicksal, sondern ihre Nach- lässigkeit, macht es zur Verbrecherin — Die ar- beitende Klasse kennt keine besonderen Wei- berkrankheiten. Schwangerschaften und Ge- burten werden nur durch Nebenumstände, die ihren Grund in Lebensart, Sitten und Kleidung haben, erschwert, und sind so wenig Krank- heiten, daſs Ärzte sie geradesweges als Hei- lungsmittel vorschreiben könnten — und zu- weilen wirklich vorschreiben. Bei einigen so genannten Wilden hält nicht das Weib, son- dern der Mann, die Entbindungsferien. Kaum ist es seiner Bürde entledigt; so badet es sie in dem nächsten Flusse, reicht dem neuen An- kömmling die Brust, ersparet sich das Milch- fieber und das Ammenkreuz, und besorgt die

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/53>, abgerufen am 25.11.2024.