Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Punktation zum Stande der Gesellschaft mach-
te Eva; und hat sie es sich wohl je vorstellen
können, dass auch hier die Ersten die Letzten
werden sollten? Setzte unser Geschlecht mit
Vorwissen und Vorwillen des andern auf das-
selbe das Motto der Hölle: Hier ist die Hoff-
nung ausgeschlossen
; oder ist vielmehr durch
den Stand der Gesellschaft der Stand der Na-
tur geheiligt? sollen nicht in jenem, wie in
diesem, alle Menschen gleich bleiben? Völ-
ker sind sich eben so gleich wie einzelne
Menschen, und Geschlechter so wie Völker.
Ist nicht durch Unterdrückung des Schwäche-
ren das innere Verderben der Staaten entstan-
den, woraus denn gerades Weges Unterdrük-
kung und Zerstörung von aussen sich nach
und nach ergab? Kommt es bei diesen Din-
gen mehr auf spielenden Witz, schalkhaften
Vortrag, übermüthige Phantasie-Einfälle, oder
auf Wahrheit und Recht an? und können wir
in der Gesellschaft auf Gerechtigkeit Anspruch
machen, wenn wir keine erweisen?

Können wir, die wir uns so unrühmlich
zu Herren des weiblichen Geschlechtes aufge-

C c 5

Punktation zum Stande der Gesellschaft mach-
te Eva; und hat sie es sich wohl je vorstellen
können, daſs auch hier die Ersten die Letzten
werden sollten? Setzte unser Geschlecht mit
Vorwissen und Vorwillen des andern auf das-
selbe das Motto der Hölle: Hier ist die Hoff-
nung ausgeschlossen
; oder ist vielmehr durch
den Stand der Gesellschaft der Stand der Na-
tur geheiligt? sollen nicht in jenem, wie in
diesem, alle Menschen gleich bleiben? Völ-
ker sind sich eben so gleich wie einzelne
Menschen, und Geschlechter so wie Völker.
Ist nicht durch Unterdrückung des Schwäche-
ren das innere Verderben der Staaten entstan-
den, woraus denn gerades Weges Unterdrük-
kung und Zerstörung von auſsen sich nach
und nach ergab? Kommt es bei diesen Din-
gen mehr auf spielenden Witz, schalkhaften
Vortrag, übermüthige Phantasie-Einfälle, oder
auf Wahrheit und Recht an? und können wir
in der Gesellschaft auf Gerechtigkeit Anspruch
machen, wenn wir keine erweisen?

Können wir, die wir uns so unrühmlich
zu Herren des weiblichen Geschlechtes aufge-

C c 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0417" n="409"/>
Punktation zum Stande der Gesellschaft mach-<lb/>
te <hi rendition="#i">Eva</hi>; und hat sie es sich wohl je vorstellen<lb/>
können, da&#x017F;s auch hier die Ersten die Letzten<lb/>
werden sollten? Setzte unser Geschlecht mit<lb/>
Vorwissen und Vorwillen des andern auf das-<lb/>
selbe das Motto der Hölle: <hi rendition="#i">Hier ist die Hoff-<lb/>
nung ausgeschlossen</hi>; oder ist vielmehr durch<lb/>
den Stand der Gesellschaft der Stand der Na-<lb/>
tur geheiligt? sollen nicht in jenem, wie in<lb/>
diesem, alle Menschen gleich bleiben? Völ-<lb/>
ker sind sich eben so gleich wie einzelne<lb/>
Menschen, und Geschlechter so wie Völker.<lb/>
Ist nicht durch Unterdrückung des Schwäche-<lb/>
ren das innere Verderben der Staaten entstan-<lb/>
den, woraus denn gerades Weges Unterdrük-<lb/>
kung und Zerstörung von au&#x017F;sen sich nach<lb/>
und nach ergab? Kommt es bei diesen Din-<lb/>
gen mehr auf spielenden Witz, schalkhaften<lb/>
Vortrag, übermüthige Phantasie-Einfälle, oder<lb/>
auf Wahrheit und Recht an? und können wir<lb/>
in der Gesellschaft auf Gerechtigkeit Anspruch<lb/>
machen, wenn wir keine erweisen?</p><lb/>
        <p>Können wir, die wir uns so unrühmlich<lb/>
zu Herren des weiblichen Geschlechtes aufge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C c 5</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[409/0417] Punktation zum Stande der Gesellschaft mach- te Eva; und hat sie es sich wohl je vorstellen können, daſs auch hier die Ersten die Letzten werden sollten? Setzte unser Geschlecht mit Vorwissen und Vorwillen des andern auf das- selbe das Motto der Hölle: Hier ist die Hoff- nung ausgeschlossen; oder ist vielmehr durch den Stand der Gesellschaft der Stand der Na- tur geheiligt? sollen nicht in jenem, wie in diesem, alle Menschen gleich bleiben? Völ- ker sind sich eben so gleich wie einzelne Menschen, und Geschlechter so wie Völker. Ist nicht durch Unterdrückung des Schwäche- ren das innere Verderben der Staaten entstan- den, woraus denn gerades Weges Unterdrük- kung und Zerstörung von auſsen sich nach und nach ergab? Kommt es bei diesen Din- gen mehr auf spielenden Witz, schalkhaften Vortrag, übermüthige Phantasie-Einfälle, oder auf Wahrheit und Recht an? und können wir in der Gesellschaft auf Gerechtigkeit Anspruch machen, wenn wir keine erweisen? Können wir, die wir uns so unrühmlich zu Herren des weiblichen Geschlechtes aufge- C c 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/417
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/417>, abgerufen am 04.05.2024.