Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Mittelstand zwischen Skepticismus und
Leichtgläubigkeit --

ist ein unseliges Mittelding -- So oder
nicht so, ist mein Wahlspruch; -- nicht aber:
so oder anders, oder halb so. Ja Ja, ist bei
mir ein halbes Nein; und Nein Nein ein
halbes Ja. Ja, Nein, was drüber und drunter
ist, ist vom Übel --

Und die Gesetze! -- wird dies Buch es
mit ihnen ausmachen?

Mein kleinster Kummer! mögen es die Ge-
setze mit den Gesetzen ausmachen! mögen
die Todten die Todten begraben! -- Freilich
thun die Gesetze zuweilen so, als ob es Kräfte
in der Menschheit gäbe, die ausserhalb der
Menschheit lägen --

Was will das sagen?

Es giebt Gesetze, welche die einzelne Kraft
des Menschen unterdrücken, damit die Summe
aller Kräfte desto stärker sei; und doch ist
natürlich die Gesammtkraft desto grösser, je
grösser die Summe der Kräfte einzelner Men-
schen ist -- Unsere Herren Staatsrechenmei-
ster verrechnen sich gewaltig, da sie die Zahl
der Weiber auswerfen --

Der Mittelstand zwischen Skepticismus und
Leichtgläubigkeit —

ist ein unseliges Mittelding — So oder
nicht so, ist mein Wahlspruch; — nicht aber:
so oder anders, oder halb so. Ja Ja, ist bei
mir ein halbes Nein; und Nein Nein ein
halbes Ja. Ja, Nein, was drüber und drunter
ist, ist vom Übel —

Und die Gesetze! — wird dies Buch es
mit ihnen ausmachen?

Mein kleinster Kummer! mögen es die Ge-
setze mit den Gesetzen ausmachen! mögen
die Todten die Todten begraben! — Freilich
thun die Gesetze zuweilen so, als ob es Kräfte
in der Menschheit gäbe, die auſserhalb der
Menschheit lägen —

Was will das sagen?

Es giebt Gesetze, welche die einzelne Kraft
des Menschen unterdrücken, damit die Summe
aller Kräfte desto stärker sei; und doch ist
natürlich die Gesammtkraft desto gröſser, je
gröſser die Summe der Kräfte einzelner Men-
schen ist — Unsere Herren Staatsrechenmei-
ster verrechnen sich gewaltig, da sie die Zahl
der Weiber auswerfen —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0403" n="395"/>
        <p> <hi rendition="#i">Der Mittelstand zwischen Skepticismus und<lb/>
Leichtgläubigkeit &#x2014;</hi> </p><lb/>
        <p>ist ein unseliges Mittelding &#x2014; So oder<lb/>
nicht so, ist mein Wahlspruch; &#x2014; nicht aber:<lb/>
so oder anders, oder halb so. Ja Ja, ist bei<lb/>
mir ein halbes Nein; und Nein Nein ein<lb/>
halbes Ja. Ja, Nein, was drüber und drunter<lb/>
ist, ist vom Übel &#x2014;</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#i">Und die Gesetze! &#x2014; wird dies Buch es<lb/>
mit ihnen ausmachen?</hi> </p><lb/>
        <p>Mein kleinster Kummer! mögen es die Ge-<lb/>
setze mit den Gesetzen ausmachen! mögen<lb/>
die Todten die Todten begraben! &#x2014; Freilich<lb/>
thun die Gesetze zuweilen so, als ob es Kräfte<lb/>
in der Menschheit gäbe, die au&#x017F;serhalb der<lb/>
Menschheit lägen &#x2014;</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#i">Was will das sagen?</hi> </p><lb/>
        <p>Es giebt Gesetze, welche die einzelne Kraft<lb/>
des Menschen unterdrücken, damit die Summe<lb/>
aller Kräfte desto stärker sei; und doch ist<lb/>
natürlich die Gesammtkraft desto grö&#x017F;ser, je<lb/>
grö&#x017F;ser die Summe der Kräfte einzelner Men-<lb/>
schen ist &#x2014; Unsere Herren Staatsrechenmei-<lb/>
ster verrechnen sich gewaltig, da sie die Zahl<lb/>
der Weiber auswerfen &#x2014;</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[395/0403] Der Mittelstand zwischen Skepticismus und Leichtgläubigkeit — ist ein unseliges Mittelding — So oder nicht so, ist mein Wahlspruch; — nicht aber: so oder anders, oder halb so. Ja Ja, ist bei mir ein halbes Nein; und Nein Nein ein halbes Ja. Ja, Nein, was drüber und drunter ist, ist vom Übel — Und die Gesetze! — wird dies Buch es mit ihnen ausmachen? Mein kleinster Kummer! mögen es die Ge- setze mit den Gesetzen ausmachen! mögen die Todten die Todten begraben! — Freilich thun die Gesetze zuweilen so, als ob es Kräfte in der Menschheit gäbe, die auſserhalb der Menschheit lägen — Was will das sagen? Es giebt Gesetze, welche die einzelne Kraft des Menschen unterdrücken, damit die Summe aller Kräfte desto stärker sei; und doch ist natürlich die Gesammtkraft desto gröſser, je gröſser die Summe der Kräfte einzelner Men- schen ist — Unsere Herren Staatsrechenmei- ster verrechnen sich gewaltig, da sie die Zahl der Weiber auswerfen —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/403
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/403>, abgerufen am 04.05.2024.