Staate, so wie man dem Golde eine höhere Farbe giebt; und sie werden über den Leib die See- le nicht versäumen -- Ist es Ernst, lieber Einwender, oder ist deine Behauptung, dass die Weiber eine unüberwindliche Neigung zur Pracht besitzen, wodurch sie ihre Männer zur Verschwendung und zu betrügerischen Concur- sen verleiten, Scherz? -- Ernst also! Lie- ber! wer brachte sie auf die Bahn zur Pracht? nicht der Stand des Mannes? müssen sie nicht diesem oft die glücklichsten Neigungen ihres Herzens aufopfern? Ist ihre natürliche Stimmung nicht für Einsamkeit und Landle- ben? -- Landleben? -- Allerdings! Nicht aber für jenes, das keine Wohnung der Welt- entfernung, sondern eine Gelegenheitsmache- rin zu neuen Üppigkeiten und zu einer ganz neuen Art der Übertreibung ist -- An der Hand des Weibes scheint die Natur sich mit uns vertraulicher einzulassen und recht Gele- genheiten aufzusuchen, ihre Milch und ihren Honig, den ganzen Reichthum ihrer Wollüste, uns schmecken und sehen zu lassen. Die ed- len Ergüsse der Zärtlichkeit, wenn sie reitzend
Staate, so wie man dem Golde eine höhere Farbe giebt; und sie werden über den Leib die See- le nicht versäumen — Ist es Ernst, lieber Einwender, oder ist deine Behauptung, daſs die Weiber eine unüberwindliche Neigung zur Pracht besitzen, wodurch sie ihre Männer zur Verschwendung und zu betrügerischen Concur- sen verleiten, Scherz? — Ernst also! Lie- ber! wer brachte sie auf die Bahn zur Pracht? nicht der Stand des Mannes? müssen sie nicht diesem oft die glücklichsten Neigungen ihres Herzens aufopfern? Ist ihre natürliche Stimmung nicht für Einsamkeit und Landle- ben? — Landleben? — Allerdings! Nicht aber für jenes, das keine Wohnung der Welt- entfernung, sondern eine Gelegenheitsmache- rin zu neuen Üppigkeiten und zu einer ganz neuen Art der Übertreibung ist — An der Hand des Weibes scheint die Natur sich mit uns vertraulicher einzulassen und recht Gele- genheiten aufzusuchen, ihre Milch und ihren Honig, den ganzen Reichthum ihrer Wollüste, uns schmecken und sehen zu lassen. Die ed- len Ergüsse der Zärtlichkeit, wenn sie reitzend
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Staate, so wie man dem Golde eine höhere Farbe
giebt; und sie werden über den Leib die See-
le nicht versäumen — Ist es Ernst, lieber
Einwender, oder ist deine Behauptung, daſs
die Weiber eine unüberwindliche Neigung zur
Pracht besitzen, wodurch sie ihre Männer zur
Verschwendung und zu betrügerischen Concur-
sen verleiten, Scherz? — Ernst also! Lie-
ber! wer brachte sie auf die Bahn zur Pracht?
nicht der Stand des Mannes? müssen sie
nicht diesem oft die glücklichsten Neigungen
ihres Herzens aufopfern? Ist ihre natürliche
Stimmung nicht für Einsamkeit und Landle-
ben? — Landleben? — Allerdings! Nicht
aber für jenes, das keine Wohnung der Welt-
entfernung, sondern eine Gelegenheitsmache-
rin zu neuen Üppigkeiten und zu einer ganz
neuen Art der Übertreibung ist — An der
Hand des Weibes scheint die Natur sich mit
uns vertraulicher einzulassen und recht Gele-
genheiten aufzusuchen, ihre Milch und ihren
Honig, den ganzen Reichthum ihrer Wollüste,
uns schmecken und sehen zu lassen. Die ed-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/373>, abgerufen am 25.11.2024.
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