derinnen dagegen im Schatten des eingezoge- nen Lebens und in der häuslichen Ruhe -- Man lasse sie zu Staats-Geschäften, und wir werden finden, dass sie nicht bloss zum Englischen Frühstück, zu einer Französischen Assemblee, sondern auch in Geschäfte die nämliche Milde und Güte bringen werden, die sie überall, wo sie sind, verbreiten -- Sie sind das Salz der Erden, das Allem Geschmack giebt, das Licht, das überall erleuchtet, es mag als Mond des Hauswesens, oder als Sonne des Staates aufgehen. Nicht nur die ange- borne Moral ihrer schönen Seelen; nicht nur ihre Herzenskunst die feinsten Winkelzüge des menschlichen Empfindens zu erreichen; nicht nur ihr durchdringender Blick, der wie die Steine Davids Goliathe tödtet; sondern auch jene Eigenschaften, die uns die Kindheit so liebenswürdig machen, ihre edle Einfalt, ihre Güte des Herzens, ihre von aller Menschen- furcht entfernte Seele, ihr unbesorgtes Ver- trauen auf den Vater im Himmel und auf eine gerechte, eine gute Sache, würden die Staats- geschäfte wiedergebären, und wir einen neuen
Z 4
derinnen dagegen im Schatten des eingezoge- nen Lebens und in der häuslichen Ruhe — Man lasse sie zu Staats-Geschäften, und wir werden finden, daſs sie nicht bloſs zum Englischen Frühstück, zu einer Französischen Assemblee, sondern auch in Geschäfte die nämliche Milde und Güte bringen werden, die sie überall, wo sie sind, verbreiten — Sie sind das Salz der Erden, das Allem Geschmack giebt, das Licht, das überall erleuchtet, es mag als Mond des Hauswesens, oder als Sonne des Staates aufgehen. Nicht nur die ange- borne Moral ihrer schönen Seelen; nicht nur ihre Herzenskunst die feinsten Winkelzüge des menschlichen Empfindens zu erreichen; nicht nur ihr durchdringender Blick, der wie die Steine Davids Goliathe tödtet; sondern auch jene Eigenschaften, die uns die Kindheit so liebenswürdig machen, ihre edle Einfalt, ihre Güte des Herzens, ihre von aller Menschen- furcht entfernte Seele, ihr unbesorgtes Ver- trauen auf den Vater im Himmel und auf eine gerechte, eine gute Sache, würden die Staats- geschäfte wiedergebären, und wir einen neuen
Z 4
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0367"n="359"/>
derinnen dagegen im Schatten des eingezoge-<lb/>
nen Lebens und in der häuslichen Ruhe —<lb/>
Man lasse sie zu <hirendition="#i">Staats-Geschäften</hi>, und wir<lb/>
werden finden, daſs sie nicht bloſs zum<lb/>
Englischen Frühstück, zu einer Französischen<lb/>
Assemblee, sondern auch in Geschäfte die<lb/>
nämliche Milde und Güte bringen werden,<lb/>
die sie überall, wo sie sind, verbreiten — Sie<lb/>
sind das Salz der Erden, das Allem Geschmack<lb/>
giebt, das Licht, das überall erleuchtet, es mag<lb/>
als Mond des Hauswesens, oder als Sonne<lb/>
des Staates aufgehen. Nicht nur die ange-<lb/>
borne Moral ihrer schönen Seelen; nicht nur<lb/>
ihre Herzenskunst die feinsten Winkelzüge des<lb/>
menschlichen Empfindens zu erreichen; nicht<lb/>
nur ihr durchdringender Blick, der wie die<lb/>
Steine <hirendition="#i">Davids Goliathe</hi> tödtet; sondern auch<lb/>
jene Eigenschaften, die uns die Kindheit so<lb/>
liebenswürdig machen, ihre edle Einfalt, ihre<lb/>
Güte des Herzens, ihre von aller Menschen-<lb/>
furcht entfernte Seele, ihr unbesorgtes Ver-<lb/>
trauen auf den Vater im Himmel und auf eine<lb/>
gerechte, eine gute Sache, würden die Staats-<lb/>
geschäfte wiedergebären, und wir einen neuen<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Z 4</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[359/0367]
derinnen dagegen im Schatten des eingezoge-
nen Lebens und in der häuslichen Ruhe —
Man lasse sie zu Staats-Geschäften, und wir
werden finden, daſs sie nicht bloſs zum
Englischen Frühstück, zu einer Französischen
Assemblee, sondern auch in Geschäfte die
nämliche Milde und Güte bringen werden,
die sie überall, wo sie sind, verbreiten — Sie
sind das Salz der Erden, das Allem Geschmack
giebt, das Licht, das überall erleuchtet, es mag
als Mond des Hauswesens, oder als Sonne
des Staates aufgehen. Nicht nur die ange-
borne Moral ihrer schönen Seelen; nicht nur
ihre Herzenskunst die feinsten Winkelzüge des
menschlichen Empfindens zu erreichen; nicht
nur ihr durchdringender Blick, der wie die
Steine Davids Goliathe tödtet; sondern auch
jene Eigenschaften, die uns die Kindheit so
liebenswürdig machen, ihre edle Einfalt, ihre
Güte des Herzens, ihre von aller Menschen-
furcht entfernte Seele, ihr unbesorgtes Ver-
trauen auf den Vater im Himmel und auf eine
gerechte, eine gute Sache, würden die Staats-
geschäfte wiedergebären, und wir einen neuen
Z 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/367>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.