diese unverzeihliche Zerstreuung zu seinem Vortheile zu wenden; wenn er etwas über die Offenbarung Johannis schreibt, so thut es durch den Schutz, den sie ihm angedeihen lassen, ihm an dem Orte, wo er lebt, keinen Schaden. Ein grosser Gewinn! Nichts wird so wenig vergeben als persönliches Verdienst, und nichts wird so gern von Damen in Schutz genommen als eben dieses. Empfindlichkeit ist innig mit Genie verbunden: in unserem Glücke liegt auch immer der Keim unseres Unglückes; und wie viel haben Damen zu thun, um hier Alles zum Besten zu kehren, zu ebenen und in's Gleichgewicht zu bringen! Ruhe und Ruhm sind selten gute Freunde; Damen versuchen die Sühne unter ihnen, und wissen sie zu vergleichen. Sie vertreiben je- nen Rauch in den Schriften der schönen Gei- ster, der Alles räucherig gemacht haben würde, wenn nicht in Zeiten frische Luft dazu ge- kommen wäre. Sie stellen bei kleinen Sou- pers witzige Turniere an, und lenken das Ge- fecht. Sie widersprechen nicht wie mein Gegner, sondern oft nur, damit man einsehe,
Z 3
diese unverzeihliche Zerstreuung zu seinem Vortheile zu wenden; wenn er etwas über die Offenbarung Johannis schreibt, so thut es durch den Schutz, den sie ihm angedeihen lassen, ihm an dem Orte, wo er lebt, keinen Schaden. Ein groſser Gewinn! Nichts wird so wenig vergeben als persönliches Verdienst, und nichts wird so gern von Damen in Schutz genommen als eben dieses. Empfindlichkeit ist innig mit Genie verbunden: in unserem Glücke liegt auch immer der Keim unseres Unglückes; und wie viel haben Damen zu thun, um hier Alles zum Besten zu kehren, zu ebenen und in’s Gleichgewicht zu bringen! Ruhe und Ruhm sind selten gute Freunde; Damen versuchen die Sühne unter ihnen, und wissen sie zu vergleichen. Sie vertreiben je- nen Rauch in den Schriften der schönen Gei- ster, der Alles räucherig gemacht haben würde, wenn nicht in Zeiten frische Luft dazu ge- kommen wäre. Sie stellen bei kleinen Sou- pers witzige Turniere an, und lenken das Ge- fecht. Sie widersprechen nicht wie mein Gegner, sondern oft nur, damit man einsehe,
Z 3
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0365"n="357"/>
diese unverzeihliche Zerstreuung zu seinem<lb/>
Vortheile zu wenden; wenn er etwas über die<lb/>
Offenbarung Johannis schreibt, so thut es<lb/>
durch den Schutz, den sie ihm angedeihen<lb/>
lassen, ihm an dem Orte, wo er lebt, keinen<lb/>
Schaden. Ein groſser Gewinn! Nichts wird<lb/>
so wenig vergeben als persönliches Verdienst,<lb/>
und nichts wird so gern von Damen in Schutz<lb/>
genommen als eben dieses. Empfindlichkeit<lb/>
ist innig mit Genie verbunden: in unserem<lb/>
Glücke liegt auch immer der Keim unseres<lb/>
Unglückes; und wie viel haben Damen zu<lb/>
thun, um hier Alles zum Besten zu kehren,<lb/>
zu ebenen und in’s Gleichgewicht zu bringen!<lb/>
Ruhe und Ruhm sind selten gute Freunde;<lb/>
Damen versuchen die Sühne unter ihnen, und<lb/>
wissen sie zu vergleichen. Sie vertreiben je-<lb/>
nen Rauch in den Schriften der schönen Gei-<lb/>
ster, der Alles räucherig gemacht haben würde,<lb/>
wenn nicht in Zeiten frische Luft dazu ge-<lb/>
kommen wäre. Sie stellen bei kleinen Sou-<lb/>
pers witzige Turniere an, und lenken das Ge-<lb/>
fecht. Sie widersprechen nicht wie mein<lb/>
Gegner, sondern oft nur, damit man einsehe,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Z 3</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[357/0365]
diese unverzeihliche Zerstreuung zu seinem
Vortheile zu wenden; wenn er etwas über die
Offenbarung Johannis schreibt, so thut es
durch den Schutz, den sie ihm angedeihen
lassen, ihm an dem Orte, wo er lebt, keinen
Schaden. Ein groſser Gewinn! Nichts wird
so wenig vergeben als persönliches Verdienst,
und nichts wird so gern von Damen in Schutz
genommen als eben dieses. Empfindlichkeit
ist innig mit Genie verbunden: in unserem
Glücke liegt auch immer der Keim unseres
Unglückes; und wie viel haben Damen zu
thun, um hier Alles zum Besten zu kehren,
zu ebenen und in’s Gleichgewicht zu bringen!
Ruhe und Ruhm sind selten gute Freunde;
Damen versuchen die Sühne unter ihnen, und
wissen sie zu vergleichen. Sie vertreiben je-
nen Rauch in den Schriften der schönen Gei-
ster, der Alles räucherig gemacht haben würde,
wenn nicht in Zeiten frische Luft dazu ge-
kommen wäre. Sie stellen bei kleinen Sou-
pers witzige Turniere an, und lenken das Ge-
fecht. Sie widersprechen nicht wie mein
Gegner, sondern oft nur, damit man einsehe,
Z 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/365>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.