Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

mit Glück und Unglück der Menschen Handel
trieb, der Alles drüber und drunter warf,
wussten sie auf eine bessere Bahn zu lenken!
Weiber halten den Faden, an dem die Cabi-
nette geleitet werden: sie mischen die Karten,
mit denen die Excellenzen spielen; und so
wie neue Hindernisse neue unberechnete Kräf-
te erzeugen, so gelangten sie oft vermittelst
ihrer Schwachheit zum höheren Grade der
Stärke -- Ein sanfter gemässigter Charakter
ist dem andern Geschlecht eigen -- Die Na-
tur verlieh ihm dazu grosse unverkennbare
Anlagen, und nur bei wenig mehr philosophi-
schem Nachdenken und Ausweichung der Ver-
führung, würde das schöne Geschlecht uns
eine gewisse edle unempfindliche Gleichgül-
tigkeit gegen so Manches lehren, was uns
jetzt so leicht ausser uns setzt; und diese
Gleichgültigkeit ist ohne allen Zweifel die
Krone des diesseitigen Lebens. Hat die Natur
nicht oft den Correggio an der Schönheit und
Sittsamkeit übertroffen, womit er seine Frauen-
zimmer ausstattete? Woher nehmen Mahler
ihre Engelgesichter? und was ist der Sanft-

mit Glück und Unglück der Menschen Handel
trieb, der Alles drüber und drunter warf,
wuſsten sie auf eine bessere Bahn zu lenken!
Weiber halten den Faden, an dem die Cabi-
nette geleitet werden: sie mischen die Karten,
mit denen die Excellenzen spielen; und so
wie neue Hindernisse neue unberechnete Kräf-
te erzeugen, so gelangten sie oft vermittelst
ihrer Schwachheit zum höheren Grade der
Stärke — Ein sanfter gemäſsigter Charakter
ist dem andern Geschlecht eigen — Die Na-
tur verlieh ihm dazu groſse unverkennbare
Anlagen, und nur bei wenig mehr philosophi-
schem Nachdenken und Ausweichung der Ver-
führung, würde das schöne Geschlecht uns
eine gewisse edle unempfindliche Gleichgül-
tigkeit gegen so Manches lehren, was uns
jetzt so leicht auſser uns setzt; und diese
Gleichgültigkeit ist ohne allen Zweifel die
Krone des diesseitigen Lebens. Hat die Natur
nicht oft den Correggio an der Schönheit und
Sittsamkeit übertroffen, womit er seine Frauen-
zimmer ausstattete? Woher nehmen Mahler
ihre Engelgesichter? und was ist der Sanft-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0288" n="280"/>
mit Glück und Unglück der Menschen Handel<lb/>
trieb, der Alles drüber und drunter warf,<lb/>
wu&#x017F;sten sie auf eine bessere Bahn zu lenken!<lb/>
Weiber halten den Faden, an dem die Cabi-<lb/>
nette geleitet werden: sie mischen die Karten,<lb/>
mit denen die Excellenzen spielen; und so<lb/>
wie neue Hindernisse neue unberechnete Kräf-<lb/>
te erzeugen, so gelangten sie oft vermittelst<lb/>
ihrer Schwachheit zum höheren Grade der<lb/>
Stärke &#x2014; Ein sanfter gemä&#x017F;sigter Charakter<lb/>
ist dem andern Geschlecht eigen &#x2014; Die Na-<lb/>
tur verlieh ihm dazu gro&#x017F;se unverkennbare<lb/>
Anlagen, und nur bei wenig mehr philosophi-<lb/>
schem Nachdenken und Ausweichung der Ver-<lb/>
führung, würde das schöne Geschlecht uns<lb/>
eine gewisse edle unempfindliche Gleichgül-<lb/>
tigkeit gegen so Manches lehren, was uns<lb/>
jetzt so leicht au&#x017F;ser uns setzt; und diese<lb/>
Gleichgültigkeit ist ohne allen Zweifel die<lb/>
Krone des diesseitigen Lebens. Hat die Natur<lb/>
nicht oft den <hi rendition="#i">Correggio</hi> an der Schönheit und<lb/>
Sittsamkeit übertroffen, womit er seine Frauen-<lb/>
zimmer ausstattete? Woher nehmen Mahler<lb/>
ihre Engelgesichter? und was ist der Sanft-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[280/0288] mit Glück und Unglück der Menschen Handel trieb, der Alles drüber und drunter warf, wuſsten sie auf eine bessere Bahn zu lenken! Weiber halten den Faden, an dem die Cabi- nette geleitet werden: sie mischen die Karten, mit denen die Excellenzen spielen; und so wie neue Hindernisse neue unberechnete Kräf- te erzeugen, so gelangten sie oft vermittelst ihrer Schwachheit zum höheren Grade der Stärke — Ein sanfter gemäſsigter Charakter ist dem andern Geschlecht eigen — Die Na- tur verlieh ihm dazu groſse unverkennbare Anlagen, und nur bei wenig mehr philosophi- schem Nachdenken und Ausweichung der Ver- führung, würde das schöne Geschlecht uns eine gewisse edle unempfindliche Gleichgül- tigkeit gegen so Manches lehren, was uns jetzt so leicht auſser uns setzt; und diese Gleichgültigkeit ist ohne allen Zweifel die Krone des diesseitigen Lebens. Hat die Natur nicht oft den Correggio an der Schönheit und Sittsamkeit übertroffen, womit er seine Frauen- zimmer ausstattete? Woher nehmen Mahler ihre Engelgesichter? und was ist der Sanft-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/288
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/288>, abgerufen am 13.05.2024.