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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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und Rechte waren, würden auf diese Weise
Personen und Staatsbürger werden. -- Plato
wollte die Vertheilung des Privatvermögens
den Gesetzen in die Hände spielen. So viel
Gerechtigkeit auch in dieser Idee zu liegen
scheint, zu so vielen Ungerechtigkeiten würde
sie verleiten -- Das Vermögen der Weiber
indess, wenn sie gleich ganz allein darüber
zu verfügen glauben, scheint bloss ihrer Ge-
walt unterworfen zu seyn; denn eigentlich sind
Männer die Eigenthümer desselben, die mit
diesem Kreuz, das sie wohlbedächtig in Hän-
den behalten, sich zu segnen nicht ermangeln.
Wie viele Kassen-Defraudationen hier vorfal-
len, liegt am Tage. -- Bloss der Entschluss
der Weiber, sich dem Staate nicht entziehen
zu wollen, setzt sie in das Eigenthum ihres
Vermögens, und sie werden nur sich selbst
nöthig haben, um zu denken und zu handeln.
"Er beleidigte nicht mich, sondern den, für
den er mich ansahe," sagte König Archelaus,
als man ihn auf der Strasse mit Wasser begos-
sen hatte; -- und so wird das andere Ge-
schlecht sich oft erklären müssen, und sich gern

und Rechte waren, würden auf diese Weise
Personen und Staatsbürger werden. — Plato
wollte die Vertheilung des Privatvermögens
den Gesetzen in die Hände spielen. So viel
Gerechtigkeit auch in dieser Idee zu liegen
scheint, zu so vielen Ungerechtigkeiten würde
sie verleiten — Das Vermögen der Weiber
indeſs, wenn sie gleich ganz allein darüber
zu verfügen glauben, scheint bloſs ihrer Ge-
walt unterworfen zu seyn; denn eigentlich sind
Männer die Eigenthümer desselben, die mit
diesem Kreuz, das sie wohlbedächtig in Hän-
den behalten, sich zu segnen nicht ermangeln.
Wie viele Kassen-Defraudationen hier vorfal-
len, liegt am Tage. — Bloſs der Entschluſs
der Weiber, sich dem Staate nicht entziehen
zu wollen, setzt sie in das Eigenthum ihres
Vermögens, und sie werden nur sich selbst
nöthig haben, um zu denken und zu handeln.
»Er beleidigte nicht mich, sondern den, für
den er mich ansahe,» sagte König Archelaus,
als man ihn auf der Straſse mit Wasser begos-
sen hatte; — und so wird das andere Ge-
schlecht sich oft erklären müssen, und sich gern

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[232/0240] und Rechte waren, würden auf diese Weise Personen und Staatsbürger werden. — Plato wollte die Vertheilung des Privatvermögens den Gesetzen in die Hände spielen. So viel Gerechtigkeit auch in dieser Idee zu liegen scheint, zu so vielen Ungerechtigkeiten würde sie verleiten — Das Vermögen der Weiber indeſs, wenn sie gleich ganz allein darüber zu verfügen glauben, scheint bloſs ihrer Ge- walt unterworfen zu seyn; denn eigentlich sind Männer die Eigenthümer desselben, die mit diesem Kreuz, das sie wohlbedächtig in Hän- den behalten, sich zu segnen nicht ermangeln. Wie viele Kassen-Defraudationen hier vorfal- len, liegt am Tage. — Bloſs der Entschluſs der Weiber, sich dem Staate nicht entziehen zu wollen, setzt sie in das Eigenthum ihres Vermögens, und sie werden nur sich selbst nöthig haben, um zu denken und zu handeln. »Er beleidigte nicht mich, sondern den, für den er mich ansahe,» sagte König Archelaus, als man ihn auf der Straſse mit Wasser begos- sen hatte; — und so wird das andere Ge- schlecht sich oft erklären müssen, und sich gern

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/240>, abgerufen am 27.04.2024.