d'Etat et du Citoyen die Rechte der Mensch- heit mit Freimuth, Wahrheit und Stärke. Weiber fühlten jene Zurücksetzung, jenes tie- fe Stillschweigen bei einem so schönen Anlass, jene Verstossung, wenn es Staatsdienst gilt -- Eins unter ihnen wagte es, ihren Unwillen laut werden zu lassen. In einem an die Na- tionalversammlung abgelassenen Briefe bemerkt es, dass kein Wort in der Constitution von den Weibern vorkomme, obgleich die Mütter Bürgerinnen des Staates seyn müssten. Es schmeichelt sich mit dem Befehle, kraft dessen den Müttern erlaubt seyn werde, in Gegen- wart der Bürgerbeamten diesen feierlichen Eid abzulegen. Diese ehrwürdige Ceremonie wür- de es wünschenswerth gemacht haben, Mutter zu seyn. Die Geschichte sagt nicht, was von den Repräsentanten der Nation auf diese Adresse einer edlen Französin beschlossen worden ist. Betrübt feire ich heute ihr An- denken, heute den 18ten März 1792, da ich in öffentlichen Blättern lese, dass die Franzo- sen, ungerührt durch diesen Wink, es dahin kommen lassen, dass das andere Geschlecht
N 3
d’État et du Citoyen die Rechte der Mensch- heit mit Freimuth, Wahrheit und Stärke. Weiber fühlten jene Zurücksetzung, jenes tie- fe Stillschweigen bei einem so schönen Anlaſs, jene Verstoſsung, wenn es Staatsdienst gilt — Eins unter ihnen wagte es, ihren Unwillen laut werden zu laſsen. In einem an die Na- tionalversammlung abgelassenen Briefe bemerkt es, daſs kein Wort in der Constitution von den Weibern vorkomme, obgleich die Mütter Bürgerinnen des Staates seyn müſsten. Es schmeichelt sich mit dem Befehle, kraft dessen den Müttern erlaubt seyn werde, in Gegen- wart der Bürgerbeamten diesen feierlichen Eid abzulegen. Diese ehrwürdige Ceremonie wür- de es wünschenswerth gemacht haben, Mutter zu seyn. Die Geschichte sagt nicht, was von den Repräsentanten der Nation auf diese Adresse einer edlen Französin beschlossen worden ist. Betrübt feire ich heute ihr An- denken, heute den 18ten März 1792, da ich in öffentlichen Blättern lese, daſs die Franzo- sen, ungerührt durch diesen Wink, es dahin kommen lassen, daſs das andere Geschlecht
N 3
<TEI><text><body><divn="1"><p><hirendition="#i"><pbfacs="#f0205"n="197"/>
d’État et du Citoyen</hi> die Rechte der Mensch-<lb/>
heit mit Freimuth, Wahrheit und Stärke.<lb/>
Weiber fühlten jene Zurücksetzung, jenes tie-<lb/>
fe Stillschweigen bei einem so schönen Anlaſs,<lb/>
jene Verstoſsung, wenn es Staatsdienst gilt —<lb/>
Eins unter ihnen wagte es, ihren Unwillen<lb/>
laut werden zu laſsen. In einem an die Na-<lb/>
tionalversammlung abgelassenen Briefe bemerkt<lb/>
es, daſs kein Wort in der Constitution von<lb/>
den Weibern vorkomme, obgleich die Mütter<lb/>
Bürgerinnen des Staates seyn müſsten. Es<lb/>
schmeichelt sich mit dem Befehle, kraft dessen<lb/>
den Müttern erlaubt seyn werde, in Gegen-<lb/>
wart der Bürgerbeamten diesen feierlichen Eid<lb/>
abzulegen. Diese ehrwürdige Ceremonie wür-<lb/>
de es wünschenswerth gemacht haben, Mutter<lb/>
zu seyn. Die Geschichte sagt nicht, was von<lb/>
den Repräsentanten der Nation auf diese<lb/>
Adresse einer edlen Französin beschlossen<lb/>
worden ist. Betrübt feire ich heute ihr An-<lb/>
denken, heute den 18ten März 1792, da ich<lb/>
in öffentlichen Blättern lese, daſs die Franzo-<lb/>
sen, ungerührt durch diesen Wink, es dahin<lb/>
kommen lassen, daſs das andere Geschlecht<lb/><fwplace="bottom"type="sig">N 3</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[197/0205]
d’État et du Citoyen die Rechte der Mensch-
heit mit Freimuth, Wahrheit und Stärke.
Weiber fühlten jene Zurücksetzung, jenes tie-
fe Stillschweigen bei einem so schönen Anlaſs,
jene Verstoſsung, wenn es Staatsdienst gilt —
Eins unter ihnen wagte es, ihren Unwillen
laut werden zu laſsen. In einem an die Na-
tionalversammlung abgelassenen Briefe bemerkt
es, daſs kein Wort in der Constitution von
den Weibern vorkomme, obgleich die Mütter
Bürgerinnen des Staates seyn müſsten. Es
schmeichelt sich mit dem Befehle, kraft dessen
den Müttern erlaubt seyn werde, in Gegen-
wart der Bürgerbeamten diesen feierlichen Eid
abzulegen. Diese ehrwürdige Ceremonie wür-
de es wünschenswerth gemacht haben, Mutter
zu seyn. Die Geschichte sagt nicht, was von
den Repräsentanten der Nation auf diese
Adresse einer edlen Französin beschlossen
worden ist. Betrübt feire ich heute ihr An-
denken, heute den 18ten März 1792, da ich
in öffentlichen Blättern lese, daſs die Franzo-
sen, ungerührt durch diesen Wink, es dahin
kommen lassen, daſs das andere Geschlecht
N 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/205>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.