ein Heinrich IV. geboren; so lässt das andere Geschlecht, des Verdienstes dieser hervorra- genden Männer halben, dem ganzen männli- chen Geschlechte Gnade widerfahren. -- -- Lasst uns aufrichtig seyn! Alles wodurch Menschen sich auszeichnen können, ist dem Frauenzimmer benommen. Ein Cartel ernie- drigt es so tief, wie eine ungerächte Beleidi- gung den Ehemann; und in die Klasse der Unedlen, der Knechte, ward es unter dem Schreckbilde, dass die Gränzen seiner fräuli- chen Schamhaftigkeit verletzet werden könn- ten, verstossen, damit nur unser Geschlecht sicher bliebe, nie von ihm zum Zweikampfe gefordert zu werden -- Nicht die Ähnlich- keit, sondern das Gesetz bestimmt vermöge der Ehe den Vater; es benennt ihn, und lei- det keinen Widerspruch. Wie war es mög- lich, dass, da die Natur unmittelbar die Mut- ter bestimmt, dass, da diese so unbezweifelt gewiss wie unsere Existenz und der Tod ist -- die Kinder in solch eine Unerkenntlichkeit ausarteten! dass nicht gutgesinnte unter ihnen sich vereinigen, um ihre Mütter aus der
ein Heinrich IV. geboren; so läſst das andere Geschlecht, des Verdienstes dieser hervorra- genden Männer halben, dem ganzen männli- chen Geschlechte Gnade widerfahren. — — Laſst uns aufrichtig seyn! Alles wodurch Menschen sich auszeichnen können, ist dem Frauenzimmer benommen. Ein Cartel ernie- drigt es so tief, wie eine ungerächte Beleidi- gung den Ehemann; und in die Klasse der Unedlen, der Knechte, ward es unter dem Schreckbilde, daſs die Gränzen seiner fräuli- chen Schamhaftigkeit verletzet werden könn- ten, verstoſsen, damit nur unser Geschlecht sicher bliebe, nie von ihm zum Zweikampfe gefordert zu werden — Nicht die Ähnlich- keit, sondern das Gesetz bestimmt vermöge der Ehe den Vater; es benennt ihn, und lei- det keinen Widerspruch. Wie war es mög- lich, daſs, da die Natur unmittelbar die Mut- ter bestimmt, daſs, da diese so unbezweifelt gewiſs wie unsere Existenz und der Tod ist — die Kinder in solch eine Unerkenntlichkeit ausarteten! daſs nicht gutgesinnte unter ihnen sich vereinigen, um ihre Mütter aus der
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ein Heinrich IV. geboren; so läſst das andere
Geschlecht, des Verdienstes dieser hervorra-
genden Männer halben, dem ganzen männli-
chen Geschlechte Gnade widerfahren. — —
Laſst uns aufrichtig seyn! Alles wodurch
Menschen sich auszeichnen können, ist dem
Frauenzimmer benommen. Ein Cartel ernie-
drigt es so tief, wie eine ungerächte Beleidi-
gung den Ehemann; und in die Klasse der
Unedlen, der Knechte, ward es unter dem
Schreckbilde, daſs die Gränzen seiner fräuli-
chen Schamhaftigkeit verletzet werden könn-
ten, verstoſsen, damit nur unser Geschlecht
sicher bliebe, nie von ihm zum Zweikampfe
gefordert zu werden — Nicht die Ähnlich-
keit, sondern das Gesetz bestimmt vermöge
der Ehe den Vater; es benennt ihn, und lei-
det keinen Widerspruch. Wie war es mög-
lich, daſs, da die Natur unmittelbar die Mut-
ter bestimmt, daſs, da diese so unbezweifelt
gewiſs wie unsere Existenz und der Tod ist —
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/181>, abgerufen am 22.11.2024.
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