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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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von 50 Reichsthaler Alb. zu danken, die sie
mir mit der Bitte legirt hat: diesen Sonn-
tag ihr zum Andenken nicht zu vergessen, und
das will und werd ich erfüllen, bis auch ich
wissen werde, wie es in der Geisterwelt stehet?
Wie mir vorkommt, werd ich Sonntags ster-
ben, am Pensionstage. Frau v -- ist sehr
sanft gestorben. Ich konnte wegen Selbst-
krankheit bey ihrem Ende nicht seyn --


Des alten Herrn muß ich bey dieser Gele-
genheit auch denken, sowohl meiner Mut-
ter, als der Frau v -- b -- wegen, die
nach Geistern ausgieng, und am Ende doch
zu den Seligen gehörte, welche nicht sehen
und doch glauben.

Meine Mutter hatte ihn sogleich, nach-
dem sie von Minens Geschichte unterrichtet
war, citirt, und, nachdem sie ihm Himmel
und Hölle vorgestellet, seinem Herzen die Wahl
überlassen -- ob Himmel? oder Hölle? --

Herr v. E -- hatte, um sich aus der
Schlinge zu ziehen, den Herrmann völlig ver-
lassen. Magdalene aber schien, um einen Lit-
teratus zu heyrathen, ihn nicht aufgeben zu
wollen. Er schien wirklich Minens Andenken
und der Zurückerinnerung ihrer Mutter den

Gedan-

von 50 Reichsthaler Alb. zu danken, die ſie
mir mit der Bitte legirt hat: dieſen Sonn-
tag ihr zum Andenken nicht zu vergeſſen, und
das will und werd ich erfuͤllen, bis auch ich
wiſſen werde, wie es in der Geiſterwelt ſtehet?
Wie mir vorkommt, werd ich Sonntags ſter-
ben, am Penſionstage. Frau v — iſt ſehr
ſanft geſtorben. Ich konnte wegen Selbſt-
krankheit bey ihrem Ende nicht ſeyn —


Des alten Herrn muß ich bey dieſer Gele-
genheit auch denken, ſowohl meiner Mut-
ter, als der Frau v — b — wegen, die
nach Geiſtern ausgieng, und am Ende doch
zu den Seligen gehoͤrte, welche nicht ſehen
und doch glauben.

Meine Mutter hatte ihn ſogleich, nach-
dem ſie von Minens Geſchichte unterrichtet
war, citirt, und, nachdem ſie ihm Himmel
und Hoͤlle vorgeſtellet, ſeinem Herzen die Wahl
uͤberlaſſen — ob Himmel? oder Hoͤlle? —

Herr v. E — hatte, um ſich aus der
Schlinge zu ziehen, den Herrmann voͤllig ver-
laſſen. Magdalene aber ſchien, um einen Lit-
teratus zu heyrathen, ihn nicht aufgeben zu
wollen. Er ſchien wirklich Minens Andenken
und der Zuruͤckerinnerung ihrer Mutter den

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[86/0092] von 50 Reichsthaler Alb. zu danken, die ſie mir mit der Bitte legirt hat: dieſen Sonn- tag ihr zum Andenken nicht zu vergeſſen, und das will und werd ich erfuͤllen, bis auch ich wiſſen werde, wie es in der Geiſterwelt ſtehet? Wie mir vorkommt, werd ich Sonntags ſter- ben, am Penſionstage. Frau v — iſt ſehr ſanft geſtorben. Ich konnte wegen Selbſt- krankheit bey ihrem Ende nicht ſeyn — Des alten Herrn muß ich bey dieſer Gele- genheit auch denken, ſowohl meiner Mut- ter, als der Frau v — b — wegen, die nach Geiſtern ausgieng, und am Ende doch zu den Seligen gehoͤrte, welche nicht ſehen und doch glauben. Meine Mutter hatte ihn ſogleich, nach- dem ſie von Minens Geſchichte unterrichtet war, citirt, und, nachdem ſie ihm Himmel und Hoͤlle vorgeſtellet, ſeinem Herzen die Wahl uͤberlaſſen — ob Himmel? oder Hoͤlle? — Herr v. E — hatte, um ſich aus der Schlinge zu ziehen, den Herrmann voͤllig ver- laſſen. Magdalene aber ſchien, um einen Lit- teratus zu heyrathen, ihn nicht aufgeben zu wollen. Er ſchien wirklich Minens Andenken und der Zuruͤckerinnerung ihrer Mutter den Gedan-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/92>, abgerufen am 07.05.2024.