Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Freude an Gott und seinem Reiche
sey unsere Stärke. Bis unser Ende kommt,
wollen wir nicht weichen von unserer Fröm-
migkeit. Vergis, Lieber! was dahinten
ist, und strecke dich nach dem, das da vorn
ist, jage nach dem vorgesteckten Ziel, nach
dem Kleinod, welches verhält die himmlische
Berufung -- Wandle würdiglich, dem
Herrn zu gefallen, und sey fruchtbar in allen
guten Werken, bis uns der Herr erlöset von
allem Uebel und uns aushilft zu seinem
himmlischen Reiche! Denk, Einsamer! wenn
du Kinder hättest, die deine grauen Haare
in die Grube brächten? Kinder, deretwe-
wegen du wie Eli, der Priester, den Hals
brächest, Halsbrechende Söhne! Absalons?
die die gerechte Seele quälen Tag und Nacht.
Hat denn dein Bruder nicht einen Sohn?
und ist sein paradies-natürliches Weib nicht
wieder gesegnet? Sey frohen Muths! Gott
kann dir aus Steinen Kinder erwecken.
Dein Leichenstein, wenn er glücklich gelegt
ist, kann deinen Namen einem Seher ins
Gesicht bringen, der dich in sein ewiges Buch
schreibt, da lebst du dann so gut, als durch
deine Nachkommen! -- --

Soll

Die Freude an Gott und ſeinem Reiche
ſey unſere Staͤrke. Bis unſer Ende kommt,
wollen wir nicht weichen von unſerer Froͤm-
migkeit. Vergis, Lieber! was dahinten
iſt, und ſtrecke dich nach dem, das da vorn
iſt, jage nach dem vorgeſteckten Ziel, nach
dem Kleinod, welches verhaͤlt die himmliſche
Berufung — Wandle wuͤrdiglich, dem
Herrn zu gefallen, und ſey fruchtbar in allen
guten Werken, bis uns der Herr erloͤſet von
allem Uebel und uns aushilft zu ſeinem
himmliſchen Reiche! Denk, Einſamer! wenn
du Kinder haͤtteſt, die deine grauen Haare
in die Grube braͤchten? Kinder, deretwe-
wegen du wie Eli, der Prieſter, den Hals
braͤcheſt, Halsbrechende Soͤhne! Abſalons?
die die gerechte Seele quaͤlen Tag und Nacht.
Hat denn dein Bruder nicht einen Sohn?
und iſt ſein paradies-natuͤrliches Weib nicht
wieder geſegnet? Sey frohen Muths! Gott
kann dir aus Steinen Kinder erwecken.
Dein Leichenſtein, wenn er gluͤcklich gelegt
iſt, kann deinen Namen einem Seher ins
Geſicht bringen, der dich in ſein ewiges Buch
ſchreibt, da lebſt du dann ſo gut, als durch
deine Nachkommen! — —

Soll
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0659" n="651"/>
        <p>Die Freude an Gott und &#x017F;einem Reiche<lb/>
&#x017F;ey un&#x017F;ere Sta&#x0364;rke. Bis un&#x017F;er Ende kommt,<lb/>
wollen wir nicht weichen von un&#x017F;erer Fro&#x0364;m-<lb/>
migkeit. Vergis, <hi rendition="#fr">Lieber!</hi> was dahinten<lb/>
i&#x017F;t, und &#x017F;trecke dich nach dem, das da vorn<lb/>
i&#x017F;t, jage nach dem vorge&#x017F;teckten Ziel, nach<lb/>
dem Kleinod, welches verha&#x0364;lt die himmli&#x017F;che<lb/>
Berufung &#x2014; Wandle wu&#x0364;rdiglich, dem<lb/>
Herrn zu gefallen, und &#x017F;ey fruchtbar in allen<lb/>
guten Werken, bis uns der Herr erlo&#x0364;&#x017F;et von<lb/>
allem Uebel und uns aushilft zu &#x017F;einem<lb/>
himmli&#x017F;chen Reiche! Denk, Ein&#x017F;amer! wenn<lb/>
du Kinder ha&#x0364;tte&#x017F;t, die deine grauen Haare<lb/>
in die Grube bra&#x0364;chten? Kinder, deretwe-<lb/>
wegen du wie <hi rendition="#fr">Eli,</hi> der Prie&#x017F;ter, den Hals<lb/>
bra&#x0364;che&#x017F;t, Halsbrechende So&#x0364;hne! Ab&#x017F;alons?<lb/>
die die gerechte Seele qua&#x0364;len Tag und Nacht.<lb/>
Hat denn dein Bruder nicht einen Sohn?<lb/>
und i&#x017F;t &#x017F;ein paradies-natu&#x0364;rliches Weib nicht<lb/>
wieder ge&#x017F;egnet? Sey frohen Muths! Gott<lb/>
kann dir aus Steinen Kinder erwecken.<lb/>
Dein Leichen&#x017F;tein, wenn er glu&#x0364;cklich gelegt<lb/>
i&#x017F;t, kann deinen Namen einem Seher ins<lb/>
Ge&#x017F;icht bringen, der dich in &#x017F;ein ewiges Buch<lb/>
&#x017F;chreibt, da leb&#x017F;t du dann &#x017F;o gut, als durch<lb/>
deine Nachkommen! &#x2014; &#x2014;</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Soll</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[651/0659] Die Freude an Gott und ſeinem Reiche ſey unſere Staͤrke. Bis unſer Ende kommt, wollen wir nicht weichen von unſerer Froͤm- migkeit. Vergis, Lieber! was dahinten iſt, und ſtrecke dich nach dem, das da vorn iſt, jage nach dem vorgeſteckten Ziel, nach dem Kleinod, welches verhaͤlt die himmliſche Berufung — Wandle wuͤrdiglich, dem Herrn zu gefallen, und ſey fruchtbar in allen guten Werken, bis uns der Herr erloͤſet von allem Uebel und uns aushilft zu ſeinem himmliſchen Reiche! Denk, Einſamer! wenn du Kinder haͤtteſt, die deine grauen Haare in die Grube braͤchten? Kinder, deretwe- wegen du wie Eli, der Prieſter, den Hals braͤcheſt, Halsbrechende Soͤhne! Abſalons? die die gerechte Seele quaͤlen Tag und Nacht. Hat denn dein Bruder nicht einen Sohn? und iſt ſein paradies-natuͤrliches Weib nicht wieder geſegnet? Sey frohen Muths! Gott kann dir aus Steinen Kinder erwecken. Dein Leichenſtein, wenn er gluͤcklich gelegt iſt, kann deinen Namen einem Seher ins Geſicht bringen, der dich in ſein ewiges Buch ſchreibt, da lebſt du dann ſo gut, als durch deine Nachkommen! — — Soll

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/659
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 651. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/659>, abgerufen am 21.11.2024.