Seht ihr aber, ihr Romanhelden! seht ihr nicht in meinem Buche das gemeine Leben? Ist der Geist wahr, wie er denn wahr und wahrhaftig ist, was kümmert euch der Leib? Ein König von England, sagte über einen Betrunkenen, der sich Freyheiten gegen ihn herausnahm, die den übrigen, die zu Tische saßen, nicht wohlgefielen: Laßt ihn! ein Be- trunkener ist mein College! Wer geizig ist, um zur rechten Zeit drauf gehen zu laßen, kann der geizig heissen? und wer seine Zinsen verzehrt, ohne den Hauptstuhl anzugreifen, ist das ein Verschwender? Wo Holz gehauen wird, fallen Spähne! Spaarpfennige sind wie gute Feuranstalten, um gleich zu löschen, wenn es brennt! --
Ich fühl es, Freunde! Ich hab einen gu- ten Kampf gekämpfet, ich habe den Lauf vol- lendet, forthin ist mir beygelegt die Krone der Gerechtigkeit, nicht allein aber mir, son- dern allen, welche die Erscheinung, welche den Advent des Reichs Gottes, lieb haben! -- -- Komm, du schöne Freudenkrone! --
Der zeitlichen Ehr will ich gern ent- behren! -- Du wollst mir nur die ewige gewähren, und wenn ich mir noch etwas zur Gefälligkeit erbitten darf, zeichnet mein
Buch
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Seht ihr aber, ihr Romanhelden! ſeht ihr nicht in meinem Buche das gemeine Leben? Iſt der Geiſt wahr, wie er denn wahr und wahrhaftig iſt, was kuͤmmert euch der Leib? Ein Koͤnig von England, ſagte uͤber einen Betrunkenen, der ſich Freyheiten gegen ihn herausnahm, die den uͤbrigen, die zu Tiſche ſaßen, nicht wohlgefielen: Laßt ihn! ein Be- trunkener iſt mein College! Wer geizig iſt, um zur rechten Zeit drauf gehen zu laßen, kann der geizig heiſſen? und wer ſeine Zinſen verzehrt, ohne den Hauptſtuhl anzugreifen, iſt das ein Verſchwender? Wo Holz gehauen wird, fallen Spaͤhne! Spaarpfennige ſind wie gute Feuranſtalten, um gleich zu loͤſchen, wenn es brennt! —
Ich fuͤhl es, Freunde! Ich hab einen gu- ten Kampf gekaͤmpfet, ich habe den Lauf vol- lendet, forthin iſt mir beygelegt die Krone der Gerechtigkeit, nicht allein aber mir, ſon- dern allen, welche die Erſcheinung, welche den Advent des Reichs Gottes, lieb haben! — — Komm, du ſchoͤne Freudenkrone! —
Der zeitlichen Ehr will ich gern ent- behren! — Du wollſt mir nur die ewige gewaͤhren, und wenn ich mir noch etwas zur Gefaͤlligkeit erbitten darf, zeichnet mein
Buch
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Seht ihr aber, ihr Romanhelden! ſeht
ihr nicht in meinem Buche das gemeine Leben?
Iſt der Geiſt wahr, wie er denn wahr und
wahrhaftig iſt, was kuͤmmert euch der Leib?
Ein Koͤnig von England, ſagte uͤber einen
Betrunkenen, der ſich Freyheiten gegen ihn
herausnahm, die den uͤbrigen, die zu Tiſche
ſaßen, nicht wohlgefielen: Laßt ihn! ein Be-
trunkener iſt mein College! Wer geizig iſt,
um zur rechten Zeit drauf gehen zu laßen,
kann der geizig heiſſen? und wer ſeine Zinſen
verzehrt, ohne den Hauptſtuhl anzugreifen, iſt
das ein Verſchwender? Wo Holz gehauen
wird, fallen Spaͤhne! Spaarpfennige ſind
wie gute Feuranſtalten, um gleich zu loͤſchen,
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Ich fuͤhl es, Freunde! Ich hab einen gu-
ten Kampf gekaͤmpfet, ich habe den Lauf vol-
lendet, forthin iſt mir beygelegt die Krone
der Gerechtigkeit, nicht allein aber mir, ſon-
dern allen, welche die Erſcheinung, welche
den Advent des Reichs Gottes, lieb haben!
— — Komm, du ſchoͤne Freudenkrone! —
Der zeitlichen Ehr will ich gern ent-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 599. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/609>, abgerufen am 25.11.2024.
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