ein Landgut, ein Haus gern, wenn es eben verkauft ist? Geht! auf die erste beste Auk- tion, um euch hievon zu überzeugen --
Das schlimste bey dem gegenwärtigen Fall war, daß Herr v. W -- fest entschlos- sen war, wenn Herr v. K -- nur irgend ernstlich wolte, auch zu wollen. Seine Mey- nung war es zu machen, wie meine Gros- mutter, da mein Vater nach meiner Mutter gieng. Herr v. W -- wolte seine Tochter auf keine Weise einem Major geben, dessen Vater Pastor in Curland gewesen; er mochte nun in seiner Jugend Alexander gespielt ha- ben, oder nicht! -- Man muß, sagte Herr v. W --, freylich nicht Fleisch und Blut Männern von Verdienst vorziehen; allein Ehre und Geburt sind die Wurzeln alles Gu- tes! O des verfehlten Wurzelmanns! Wie kam dieser Blätterliebhaber selbst aufs Wort Wurzel, das nur dem Herrn v. G -- zu- stand, den ich bey dieser Gelegenheit ver- mißte. Ich hatte freylich mein Auskommen; allein Junker v. K -- war reich --
Das korinthische Mädchen, Tine, wäre nun wohl bereit gewesen, mit ihrem Liebling zu ziehen, wie und wo ers verlangt; allein wer wolte das Licht mit dem Finger auslö-
schen,
ein Landgut, ein Haus gern, wenn es eben verkauft iſt? Geht! auf die erſte beſte Auk- tion, um euch hievon zu uͤberzeugen —
Das ſchlimſte bey dem gegenwaͤrtigen Fall war, daß Herr v. W — feſt entſchloſ- ſen war, wenn Herr v. K — nur irgend ernſtlich wolte, auch zu wollen. Seine Mey- nung war es zu machen, wie meine Gros- mutter, da mein Vater nach meiner Mutter gieng. Herr v. W — wolte ſeine Tochter auf keine Weiſe einem Major geben, deſſen Vater Paſtor in Curland geweſen; er mochte nun in ſeiner Jugend Alexander geſpielt ha- ben, oder nicht! — Man muß, ſagte Herr v. W —, freylich nicht Fleiſch und Blut Maͤnnern von Verdienſt vorziehen; allein Ehre und Geburt ſind die Wurzeln alles Gu- tes! O des verfehlten Wurzelmanns! Wie kam dieſer Blaͤtterliebhaber ſelbſt aufs Wort Wurzel, das nur dem Herrn v. G — zu- ſtand, den ich bey dieſer Gelegenheit ver- mißte. Ich hatte freylich mein Auskommen; allein Junker v. K — war reich —
Das korinthiſche Maͤdchen, Tine, waͤre nun wohl bereit geweſen, mit ihrem Liebling zu ziehen, wie und wo ers verlangt; allein wer wolte das Licht mit dem Finger ausloͤ-
ſchen,
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ein Landgut, ein Haus gern, wenn es eben
verkauft iſt? Geht! auf die erſte beſte Auk-
tion, um euch hievon zu uͤberzeugen —
Das ſchlimſte bey dem gegenwaͤrtigen
Fall war, daß Herr v. W — feſt entſchloſ-
ſen war, wenn Herr v. K — nur irgend
ernſtlich wolte, auch zu wollen. Seine Mey-
nung war es zu machen, wie meine Gros-
mutter, da mein Vater nach meiner Mutter
gieng. Herr v. W — wolte ſeine Tochter
auf keine Weiſe einem Major geben, deſſen
Vater Paſtor in Curland geweſen; er mochte
nun in ſeiner Jugend Alexander geſpielt ha-
ben, oder nicht! — Man muß, ſagte Herr
v. W —, freylich nicht Fleiſch und Blut
Maͤnnern von Verdienſt vorziehen; allein
Ehre und Geburt ſind die Wurzeln alles Gu-
tes! O des verfehlten Wurzelmanns! Wie
kam dieſer Blaͤtterliebhaber ſelbſt aufs Wort
Wurzel, das nur dem Herrn v. G — zu-
ſtand, den ich bey dieſer Gelegenheit ver-
mißte. Ich hatte freylich mein Auskommen;
allein Junker v. K — war reich —
Das korinthiſche Maͤdchen, Tine, waͤre
nun wohl bereit geweſen, mit ihrem Liebling
zu ziehen, wie und wo ers verlangt; allein
wer wolte das Licht mit dem Finger ausloͤ-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/498>, abgerufen am 25.11.2024.
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