dünkt, auch sich selbst! -- Sie ist still! -- tief -- was weis ich, wie sie ist, was weiß ich, was sie ist! --
Natürlich!
nicht ganz! --
Sie liebt ihre Mutter, die sie verläßt --
Die sie aber im Auge behält, wenn gleich nicht an der Hand!
Gnädigste! die Hand ist bey einer zärt- lichen Liebe die Hauptsache! Unter Mutter und Tochter unentbehrlich! --
Sie kann es mit so manchem Lebens- vorfall aufnehmen; ihre Entfernung ists nicht --
Ihr Bräutigam ist rauh; allein bieder und gut!
Fast solt ichs auch glauben! --
Gewiß! Gnädige! Gewiß! und solch ein Mann ist behäglicher, als einer der vorerst kriecht, und nachher sein Weib verläßt, wie es hier zu Lande zu meiner Zeit Sitte war -- -- und noch ist --
Desto glücklicher diese Wahl!
Nicht Raupe, nicht Schmetterling ist für ein Herz wie Tinchen -- Gnädige Frau! -- ich kenn es --
Kaum
duͤnkt, auch ſich ſelbſt! — Sie iſt ſtill! — tief — was weis ich, wie ſie iſt, was weiß ich, was ſie iſt! —
Natuͤrlich!
nicht ganz! —
Sie liebt ihre Mutter, die ſie verlaͤßt —
Die ſie aber im Auge behaͤlt, wenn gleich nicht an der Hand!
Gnaͤdigſte! die Hand iſt bey einer zaͤrt- lichen Liebe die Hauptſache! Unter Mutter und Tochter unentbehrlich! —
Sie kann es mit ſo manchem Lebens- vorfall aufnehmen; ihre Entfernung iſts nicht —
Ihr Braͤutigam iſt rauh; allein bieder und gut!
Faſt ſolt ichs auch glauben! —
Gewiß! Gnaͤdige! Gewiß! und ſolch ein Mann iſt behaͤglicher, als einer der vorerſt kriecht, und nachher ſein Weib verlaͤßt, wie es hier zu Lande zu meiner Zeit Sitte war — — und noch iſt —
Deſto gluͤcklicher dieſe Wahl!
Nicht Raupe, nicht Schmetterling iſt fuͤr ein Herz wie Tinchen — Gnaͤdige Frau! — ich kenn es —
Kaum
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duͤnkt, auch ſich ſelbſt! — Sie iſt ſtill! —
tief — was weis ich, wie ſie iſt, was weiß
ich, was ſie iſt! —
Natuͤrlich!
nicht ganz! —
Sie liebt ihre Mutter, die ſie verlaͤßt —
Die ſie aber im Auge behaͤlt, wenn gleich
nicht an der Hand!
Gnaͤdigſte! die Hand iſt bey einer zaͤrt-
lichen Liebe die Hauptſache! Unter Mutter
und Tochter unentbehrlich! —
Sie kann es mit ſo manchem Lebens-
vorfall aufnehmen; ihre Entfernung iſts
nicht —
Ihr Braͤutigam iſt rauh; allein bieder
und gut!
Faſt ſolt ichs auch glauben! —
Gewiß! Gnaͤdige! Gewiß! und ſolch ein
Mann iſt behaͤglicher, als einer der vorerſt
kriecht, und nachher ſein Weib verlaͤßt, wie
es hier zu Lande zu meiner Zeit Sitte war —
— und noch iſt —
Deſto gluͤcklicher dieſe Wahl!
Nicht Raupe, nicht Schmetterling iſt
fuͤr ein Herz wie Tinchen — Gnaͤdige
Frau! — ich kenn es —
Kaum
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/454>, abgerufen am 25.11.2024.
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