Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

dünkt, auch sich selbst! -- Sie ist still! --
tief -- was weis ich, wie sie ist, was weiß
ich, was sie ist! --

Natürlich!

nicht ganz! --

Sie liebt ihre Mutter, die sie verläßt --

Die sie aber im Auge behält, wenn gleich
nicht an der Hand!

Gnädigste! die Hand ist bey einer zärt-
lichen Liebe die Hauptsache! Unter Mutter
und Tochter unentbehrlich! --

Sie kann es mit so manchem Lebens-
vorfall aufnehmen; ihre Entfernung ists
nicht --

Ihr Bräutigam ist rauh; allein bieder
und gut!

Fast solt ichs auch glauben! --

Gewiß! Gnädige! Gewiß! und solch ein
Mann ist behäglicher, als einer der vorerst
kriecht, und nachher sein Weib verläßt, wie
es hier zu Lande zu meiner Zeit Sitte war --
-- und noch ist --

Desto glücklicher diese Wahl!

Nicht Raupe, nicht Schmetterling ist
für ein Herz wie Tinchen -- Gnädige
Frau! -- ich kenn es --

Kaum

duͤnkt, auch ſich ſelbſt! — Sie iſt ſtill! —
tief — was weis ich, wie ſie iſt, was weiß
ich, was ſie iſt! —

Natuͤrlich!

nicht ganz! —

Sie liebt ihre Mutter, die ſie verlaͤßt —

Die ſie aber im Auge behaͤlt, wenn gleich
nicht an der Hand!

Gnaͤdigſte! die Hand iſt bey einer zaͤrt-
lichen Liebe die Hauptſache! Unter Mutter
und Tochter unentbehrlich! —

Sie kann es mit ſo manchem Lebens-
vorfall aufnehmen; ihre Entfernung iſts
nicht —

Ihr Braͤutigam iſt rauh; allein bieder
und gut!

Faſt ſolt ichs auch glauben! —

Gewiß! Gnaͤdige! Gewiß! und ſolch ein
Mann iſt behaͤglicher, als einer der vorerſt
kriecht, und nachher ſein Weib verlaͤßt, wie
es hier zu Lande zu meiner Zeit Sitte war —
— und noch iſt —

Deſto gluͤcklicher dieſe Wahl!

Nicht Raupe, nicht Schmetterling iſt
fuͤr ein Herz wie Tinchen — Gnaͤdige
Frau! — ich kenn es —

Kaum
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0454" n="446"/>
du&#x0364;nkt, auch &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t! &#x2014; Sie i&#x017F;t &#x017F;till! &#x2014;<lb/>
tief &#x2014; was weis ich, wie &#x017F;ie i&#x017F;t, was weiß<lb/>
ich, was &#x017F;ie i&#x017F;t! &#x2014;</p><lb/>
        <p>Natu&#x0364;rlich!</p><lb/>
        <p>nicht ganz! &#x2014;</p><lb/>
        <p>Sie liebt ihre Mutter, die &#x017F;ie verla&#x0364;ßt &#x2014;</p><lb/>
        <p>Die &#x017F;ie aber im Auge beha&#x0364;lt, wenn gleich<lb/>
nicht an der Hand!</p><lb/>
        <p>Gna&#x0364;dig&#x017F;te! die Hand i&#x017F;t bey einer za&#x0364;rt-<lb/>
lichen Liebe die Haupt&#x017F;ache! Unter Mutter<lb/>
und Tochter unentbehrlich! &#x2014;</p><lb/>
        <p>Sie kann es mit &#x017F;o manchem Lebens-<lb/>
vorfall aufnehmen; ihre Entfernung i&#x017F;ts<lb/>
nicht &#x2014;</p><lb/>
        <p>Ihr Bra&#x0364;utigam i&#x017F;t rauh; allein bieder<lb/>
und gut!</p><lb/>
        <p>Fa&#x017F;t &#x017F;olt ichs auch glauben! &#x2014;</p><lb/>
        <p>Gewiß! Gna&#x0364;dige! Gewiß! und &#x017F;olch ein<lb/>
Mann i&#x017F;t beha&#x0364;glicher, als einer der vorer&#x017F;t<lb/>
kriecht, und nachher &#x017F;ein Weib verla&#x0364;ßt, wie<lb/>
es hier zu Lande zu meiner Zeit Sitte war &#x2014;<lb/>
&#x2014; und noch i&#x017F;t &#x2014;</p><lb/>
        <p>De&#x017F;to glu&#x0364;cklicher die&#x017F;e Wahl!</p><lb/>
        <p>Nicht Raupe, nicht Schmetterling i&#x017F;t<lb/>
fu&#x0364;r ein Herz wie Tinchen &#x2014; Gna&#x0364;dige<lb/>
Frau! &#x2014; ich kenn es &#x2014;</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Kaum</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[446/0454] duͤnkt, auch ſich ſelbſt! — Sie iſt ſtill! — tief — was weis ich, wie ſie iſt, was weiß ich, was ſie iſt! — Natuͤrlich! nicht ganz! — Sie liebt ihre Mutter, die ſie verlaͤßt — Die ſie aber im Auge behaͤlt, wenn gleich nicht an der Hand! Gnaͤdigſte! die Hand iſt bey einer zaͤrt- lichen Liebe die Hauptſache! Unter Mutter und Tochter unentbehrlich! — Sie kann es mit ſo manchem Lebens- vorfall aufnehmen; ihre Entfernung iſts nicht — Ihr Braͤutigam iſt rauh; allein bieder und gut! Faſt ſolt ichs auch glauben! — Gewiß! Gnaͤdige! Gewiß! und ſolch ein Mann iſt behaͤglicher, als einer der vorerſt kriecht, und nachher ſein Weib verlaͤßt, wie es hier zu Lande zu meiner Zeit Sitte war — — und noch iſt — Deſto gluͤcklicher dieſe Wahl! Nicht Raupe, nicht Schmetterling iſt fuͤr ein Herz wie Tinchen — Gnaͤdige Frau! — ich kenn es — Kaum

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/454
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/454>, abgerufen am 25.11.2024.