Erbschaftsangelegenheit. Was es mir an- genehm ist, eine Quittung zu geben und eine zu nehmen! -- Das ist der Abschied in Rechtsgeschäften.
Eben wolt ich den -- -- der die rußi- sche Angelegenheiten in Mitau betreibt, be- suchen, da er selbst zu mir kam, und mir ein Cabinetsschreiben übergab. Es enthielt einen Auftrag, den ich öffentlich bekannt ma- chen könnte, wenn ich wolte. Warum solt ich? Dieser Auftrag erforderte eine Reise ins Land, die ich unverzüglich antrat. Ich wolte meinem lieben Gotthard von Liefland aus Vorwürfe machen und ihm die Kosten zur Last legen, mich eben dort zu besuchen, und so wolt' ich auch aus meiner Heimath mein Versprechen erfüllen, das ich der Frau In- spektorin in Rücksicht ihres Herrn Schwie- gervaters gethan. Jetzt änderten sich diese Vorsätze, und ich hatte so wenig Ursach, die Hofnung aufzugeben, Gotthardten, den al- ten Herrn und wer weiß wen mehr zu spre- chen, daß ich ihnen vielmehr entgegen rei- sete.
Ich hatte das Glück gehabt, dem Ge- schenke der Kayserin durch den Ankauf eines kleinen benachbarten Guts, eine so beträcht-
liche
Erbſchaftsangelegenheit. Was es mir an- genehm iſt, eine Quittung zu geben und eine zu nehmen! — Das iſt der Abſchied in Rechtsgeſchaͤften.
Eben wolt ich den — — der die rußi- ſche Angelegenheiten in Mitau betreibt, be- ſuchen, da er ſelbſt zu mir kam, und mir ein Cabinetsſchreiben uͤbergab. Es enthielt einen Auftrag, den ich oͤffentlich bekannt ma- chen koͤnnte, wenn ich wolte. Warum ſolt ich? Dieſer Auftrag erforderte eine Reiſe ins Land, die ich unverzuͤglich antrat. Ich wolte meinem lieben Gotthard von Liefland aus Vorwuͤrfe machen und ihm die Koſten zur Laſt legen, mich eben dort zu beſuchen, und ſo wolt’ ich auch aus meiner Heimath mein Verſprechen erfuͤllen, das ich der Frau In- ſpektorin in Ruͤckſicht ihres Herrn Schwie- gervaters gethan. Jetzt aͤnderten ſich dieſe Vorſaͤtze, und ich hatte ſo wenig Urſach, die Hofnung aufzugeben, Gotthardten, den al- ten Herrn und wer weiß wen mehr zu ſpre- chen, daß ich ihnen vielmehr entgegen rei- ſete.
Ich hatte das Gluͤck gehabt, dem Ge- ſchenke der Kayſerin durch den Ankauf eines kleinen benachbarten Guts, eine ſo betraͤcht-
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Erbſchaftsangelegenheit. Was es mir an-
genehm iſt, eine Quittung zu geben und eine
zu nehmen! — Das iſt der Abſchied in
Rechtsgeſchaͤften.
Eben wolt ich den — — der die rußi-
ſche Angelegenheiten in Mitau betreibt, be-
ſuchen, da er ſelbſt zu mir kam, und mir
ein Cabinetsſchreiben uͤbergab. Es enthielt
einen Auftrag, den ich oͤffentlich bekannt ma-
chen koͤnnte, wenn ich wolte. Warum ſolt
ich? Dieſer Auftrag erforderte eine Reiſe ins
Land, die ich unverzuͤglich antrat. Ich wolte
meinem lieben Gotthard von Liefland aus
Vorwuͤrfe machen und ihm die Koſten zur
Laſt legen, mich eben dort zu beſuchen, und
ſo wolt’ ich auch aus meiner Heimath mein
Verſprechen erfuͤllen, das ich der Frau In-
ſpektorin in Ruͤckſicht ihres Herrn Schwie-
gervaters gethan. Jetzt aͤnderten ſich dieſe
Vorſaͤtze, und ich hatte ſo wenig Urſach, die
Hofnung aufzugeben, Gotthardten, den al-
ten Herrn und wer weiß wen mehr zu ſpre-
chen, daß ich ihnen vielmehr entgegen rei-
ſete.
Ich hatte das Gluͤck gehabt, dem Ge-
ſchenke der Kayſerin durch den Ankauf eines
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/440>, abgerufen am 22.11.2024.
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