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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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ben wirkt, was kehrt sich der an die Packans
seiner Zeit! --

In einem kleinen Garten kann füglich
nicht Natur seyn. Der Geschmack liebt Mi-
niatur! -- Er besteht in der Kunst, etwas aus
dem Großen ins Kleine zu bringen, um es über-
sehbar zu machen. Er ist so etwas menschli-
ches, als die Natur göttliches ist! -- Und
hiemit, löbliche Universitäten, lebet wohl, le-
bet wohl! Wir scheiden so, wie in diesem
Theil oft geschieden werden wird! -- Ihr
habt keine Authentica habita Cod. ne filius
pro patre &c.
nöthig, keinen Kranz, kein Gna-
denzeichen -- die ganze Fülle der Gelehrsam-
keit wohnt in euch leibhaftig!

In seinem ganzen Leben hatte mein Vater
keinen längern Brief geschrieben, als den ich
auf meinen berlinschen von ihm erhielt. Ein
gros Compliment für König Friedrich, wenn
er teutsch könnte. Mein Vater suchte Rin-
nen um abzulaufen, so voll war er --
Stellenweis.

Ich habe zwar die Melodie noch behal-
ten; allein den Text hab ich in diesem so ge-
nannten freyem Lande, daß sich Gott erbarm!
vergessen. Ein Hutmacher macht Cardinäle;
allein kein Juvelier einen König! -- Ich will

es

ben wirkt, was kehrt ſich der an die Packans
ſeiner Zeit! —

In einem kleinen Garten kann fuͤglich
nicht Natur ſeyn. Der Geſchmack liebt Mi-
niatur! — Er beſteht in der Kunſt, etwas aus
dem Großen ins Kleine zu bringen, um es uͤber-
ſehbar zu machen. Er iſt ſo etwas menſchli-
ches, als die Natur goͤttliches iſt! — Und
hiemit, loͤbliche Univerſitaͤten, lebet wohl, le-
bet wohl! Wir ſcheiden ſo, wie in dieſem
Theil oft geſchieden werden wird! — Ihr
habt keine Authentica habita Cod. ne filius
pro patre &c.
noͤthig, keinen Kranz, kein Gna-
denzeichen — die ganze Fuͤlle der Gelehrſam-
keit wohnt in euch leibhaftig!

In ſeinem ganzen Leben hatte mein Vater
keinen laͤngern Brief geſchrieben, als den ich
auf meinen berlinſchen von ihm erhielt. Ein
gros Compliment fuͤr Koͤnig Friedrich, wenn
er teutſch koͤnnte. Mein Vater ſuchte Rin-
nen um abzulaufen, ſo voll war er —
Stellenweis.

Ich habe zwar die Melodie noch behal-
ten; allein den Text hab ich in dieſem ſo ge-
nannten freyem Lande, daß ſich Gott erbarm!
vergeſſen. Ein Hutmacher macht Cardinaͤle;
allein kein Juvelier einen Koͤnig! — Ich will

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[27/0033] ben wirkt, was kehrt ſich der an die Packans ſeiner Zeit! — In einem kleinen Garten kann fuͤglich nicht Natur ſeyn. Der Geſchmack liebt Mi- niatur! — Er beſteht in der Kunſt, etwas aus dem Großen ins Kleine zu bringen, um es uͤber- ſehbar zu machen. Er iſt ſo etwas menſchli- ches, als die Natur goͤttliches iſt! — Und hiemit, loͤbliche Univerſitaͤten, lebet wohl, le- bet wohl! Wir ſcheiden ſo, wie in dieſem Theil oft geſchieden werden wird! — Ihr habt keine Authentica habita Cod. ne filius pro patre &c. noͤthig, keinen Kranz, kein Gna- denzeichen — die ganze Fuͤlle der Gelehrſam- keit wohnt in euch leibhaftig! In ſeinem ganzen Leben hatte mein Vater keinen laͤngern Brief geſchrieben, als den ich auf meinen berlinſchen von ihm erhielt. Ein gros Compliment fuͤr Koͤnig Friedrich, wenn er teutſch koͤnnte. Mein Vater ſuchte Rin- nen um abzulaufen, ſo voll war er — Stellenweis. Ich habe zwar die Melodie noch behal- ten; allein den Text hab ich in dieſem ſo ge- nannten freyem Lande, daß ſich Gott erbarm! vergeſſen. Ein Hutmacher macht Cardinaͤle; allein kein Juvelier einen Koͤnig! — Ich will es

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/33>, abgerufen am 25.04.2024.