Briefe mit französischen Aufschriften. Für aufbrechen, fortgehen, sagen sie marschieren, für Schlacht Bataille, für Rittmeister Capi- taine, für Rottmeister Corporal, für Feldwe- bel Sergeant -- Warum denn nicht Feld- herr, sondern General? Von den Pohlen können wir deutsch lernen; da giebts allein Groß- und Unterfeldherren. Zwar, fuhr der Professor fort, haben die Herren freylich auch ihre deutsche Kunstwörter. So heißt z. B. der Teufel hat ihn geholt, in unserer Sprache: er ist sanft und selig im Herrn entschlafen! aber -- Wer andre jagt, fiel der Officier ein, wird selbst müde, und der Professor wie ein Canonenschus: man muß sein Geld nicht in Einen Kasten werfen, wozu man den Schlüssel nicht hat.
Außer in den Gotteskasten, sagte der kö- nigliche Rath.
Soldat! aber wo! Eigentlich ist man Soldat fürs Vaterland. Da Curland indes- sen kein Vaterland ist, oder da Curland keine Soldaten hält; so war mir die ganze Welt offen. Wo, dacht' ich? Der gute Officier, ohne zu wissen, was ich dachte, sprach ohn End und Ziel von der überwiegenden Würde eines preußischen Soldaten. Ueberzeigt,
daß
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Briefe mit franzoͤſiſchen Aufſchriften. Fuͤr aufbrechen, fortgehen, ſagen ſie marſchieren, fuͤr Schlacht Bataille, fuͤr Rittmeiſter Capi- taine, fuͤr Rottmeiſter Corporal, fuͤr Feldwe- bel Sergeant — Warum denn nicht Feld- herr, ſondern General? Von den Pohlen koͤnnen wir deutſch lernen; da giebts allein Groß- und Unterfeldherren. Zwar, fuhr der Profeſſor fort, haben die Herren freylich auch ihre deutſche Kunſtwoͤrter. So heißt z. B. der Teufel hat ihn geholt, in unſerer Sprache: er iſt ſanft und ſelig im Herrn entſchlafen! aber — Wer andre jagt, fiel der Officier ein, wird ſelbſt muͤde, und der Profeſſor wie ein Canonenſchus: man muß ſein Geld nicht in Einen Kaſten werfen, wozu man den Schluͤſſel nicht hat.
Außer in den Gotteskaſten, ſagte der koͤ- nigliche Rath.
Soldat! aber wo! Eigentlich iſt man Soldat fuͤrs Vaterland. Da Curland indeſ- ſen kein Vaterland iſt, oder da Curland keine Soldaten haͤlt; ſo war mir die ganze Welt offen. Wo, dacht’ ich? Der gute Officier, ohne zu wiſſen, was ich dachte, ſprach ohn End und Ziel von der uͤberwiegenden Wuͤrde eines preußiſchen Soldaten. Ueberzeigt,
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Briefe mit franzoͤſiſchen Aufſchriften. Fuͤr
aufbrechen, fortgehen, ſagen ſie marſchieren,
fuͤr Schlacht Bataille, fuͤr Rittmeiſter Capi-
taine, fuͤr Rottmeiſter Corporal, fuͤr Feldwe-
bel Sergeant — Warum denn nicht Feld-
herr, ſondern General? Von den Pohlen
koͤnnen wir deutſch lernen; da giebts allein
Groß- und Unterfeldherren. Zwar, fuhr der
Profeſſor fort, haben die Herren freylich auch
ihre deutſche Kunſtwoͤrter. So heißt z. B. der
Teufel hat ihn geholt, in unſerer Sprache:
er iſt ſanft und ſelig im Herrn entſchlafen!
aber — Wer andre jagt, fiel der Officier
ein, wird ſelbſt muͤde, und der Profeſſor
wie ein Canonenſchus: man muß ſein Geld
nicht in Einen Kaſten werfen, wozu man
den Schluͤſſel nicht hat.
Außer in den Gotteskaſten, ſagte der koͤ-
nigliche Rath.
Soldat! aber wo! Eigentlich iſt man
Soldat fuͤrs Vaterland. Da Curland indeſ-
ſen kein Vaterland iſt, oder da Curland keine
Soldaten haͤlt; ſo war mir die ganze Welt
offen. Wo, dacht’ ich? Der gute Officier,
ohne zu wiſſen, was ich dachte, ſprach ohn
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/327>, abgerufen am 22.11.2024.
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