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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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der Soldatenstand so etwas männliches, so
etwas rüstiges an sich zu tragen, daß ich kei-
nem jungen Menschen, fals er nicht eine Mi-
ne
hat, verarge, wenn er dem Kalbfell folgt,
so wenig wie den Sokrates, daß er zwey
Schlachten pro patria et gloria übernommen.
Der Gebrauch, daß man dem Kinde den Sem-
mel erst mit einem Pfeile treffen lies, ehe man
ihm solchen bewilligte, hat er nicht sein Gu-
tes? und wer kann meinem Vater das Ale-
xanderspiel vorrücken? Man sieht den Krieg
als eine Staatsaderlasse an, und vielleicht
nicht ohne Grund. Der Professor war der
Meynung so wie es alle Schulmänner sind,
der Peditatus, das Fußvolk, sey der Kern, der
Phalaux der Armee; weil die Alten davor
gewesen, sagte der Officier, und weil die
Schulofficiere selbst alle Peripathetiker, Spa-
ziergänger, sind. Der Officier war ein Reu-
ter. Ein Pferd ist freylich ein gebohrner
Soldat unter den Thieren, und kann es vom
Reuter mit Recht heißen: doppelte Schnur
reißt nicht; indessen war ich mit dem Professor
sehr fürs Fußvolk. Kein Wunder, da ich
Student war. Ich blieb aber auch dieser
Meynung, weil ich in der Jugend schon bey
der Infanterie gedient und einen rühmlichen

Ab-

der Soldatenſtand ſo etwas maͤnnliches, ſo
etwas ruͤſtiges an ſich zu tragen, daß ich kei-
nem jungen Menſchen, fals er nicht eine Mi-
ne
hat, verarge, wenn er dem Kalbfell folgt,
ſo wenig wie den Sokrates, daß er zwey
Schlachten pro patria et gloria uͤbernommen.
Der Gebrauch, daß man dem Kinde den Sem-
mel erſt mit einem Pfeile treffen lies, ehe man
ihm ſolchen bewilligte, hat er nicht ſein Gu-
tes? und wer kann meinem Vater das Ale-
xanderſpiel vorruͤcken? Man ſieht den Krieg
als eine Staatsaderlaſſe an, und vielleicht
nicht ohne Grund. Der Profeſſor war der
Meynung ſo wie es alle Schulmaͤnner ſind,
der Peditatus, das Fußvolk, ſey der Kern, der
Phalaux der Armee; weil die Alten davor
geweſen, ſagte der Officier, und weil die
Schulofficiere ſelbſt alle Peripathetiker, Spa-
ziergaͤnger, ſind. Der Officier war ein Reu-
ter. Ein Pferd iſt freylich ein gebohrner
Soldat unter den Thieren, und kann es vom
Reuter mit Recht heißen: doppelte Schnur
reißt nicht; indeſſen war ich mit dem Profeſſor
ſehr fuͤrs Fußvolk. Kein Wunder, da ich
Student war. Ich blieb aber auch dieſer
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[319/0325] der Soldatenſtand ſo etwas maͤnnliches, ſo etwas ruͤſtiges an ſich zu tragen, daß ich kei- nem jungen Menſchen, fals er nicht eine Mi- ne hat, verarge, wenn er dem Kalbfell folgt, ſo wenig wie den Sokrates, daß er zwey Schlachten pro patria et gloria uͤbernommen. Der Gebrauch, daß man dem Kinde den Sem- mel erſt mit einem Pfeile treffen lies, ehe man ihm ſolchen bewilligte, hat er nicht ſein Gu- tes? und wer kann meinem Vater das Ale- xanderſpiel vorruͤcken? Man ſieht den Krieg als eine Staatsaderlaſſe an, und vielleicht nicht ohne Grund. Der Profeſſor war der Meynung ſo wie es alle Schulmaͤnner ſind, der Peditatus, das Fußvolk, ſey der Kern, der Phalaux der Armee; weil die Alten davor geweſen, ſagte der Officier, und weil die Schulofficiere ſelbſt alle Peripathetiker, Spa- ziergaͤnger, ſind. Der Officier war ein Reu- ter. Ein Pferd iſt freylich ein gebohrner Soldat unter den Thieren, und kann es vom Reuter mit Recht heißen: doppelte Schnur reißt nicht; indeſſen war ich mit dem Profeſſor ſehr fuͤrs Fußvolk. Kein Wunder, da ich Student war. Ich blieb aber auch dieſer Meynung, weil ich in der Jugend ſchon bey der Infanterie gedient und einen ruͤhmlichen Ab-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/325>, abgerufen am 22.11.2024.