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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Was habt ihr das Jahr, gestrenger
Herr, frägt' er einen Richter? Bald viel,
bald wenig, wie es fällt, erwiederte der ge-
strenge Herr. Sporteln meynt ihr doch,
fügte der Richter hinzu. Nicht doch, be-
schloß der Jude, Flüche und Segen.

Der Reiche, hat er sich verlauten laßen,
ist ein Kettenhund des lieben Gottes, den er
an die Kisten und Kasten gestellt hat. Der
Reiche bezahlt für den Armen, dieser genießt,
jener trägt die Kosten.

So gehts, sagt' er, da jemand fuhr, der
sich durch einen wohlthätigen Banquerot be-
reichert hatte, der Herr fährt, weil er sich
vergangen hat.


Eine Hand wäscht die andre. Gottfried
hat für mich ein gut Bekenntnis gethan und
ich kann ihm mit gutem Gewissen Gleiches
mit Gleichem vergelten! Es war kein Au-
gendiener, sondern einer von Herzensgrunde.
Wißbegierig bey mittelmäßigen Fähigkeiten.
Ein seltener Fall. Oft vergaß er aus Acht-
samkeit dem Königlichen Rath den Teller zu
nehmen, und bald gab er ihm Salz für Pfef-

fer,
U

Was habt ihr das Jahr, geſtrenger
Herr, fraͤgt’ er einen Richter? Bald viel,
bald wenig, wie es faͤllt, erwiederte der ge-
ſtrenge Herr. Sporteln meynt ihr doch,
fuͤgte der Richter hinzu. Nicht doch, be-
ſchloß der Jude, Fluͤche und Segen.

Der Reiche, hat er ſich verlauten laßen,
iſt ein Kettenhund des lieben Gottes, den er
an die Kiſten und Kaſten geſtellt hat. Der
Reiche bezahlt fuͤr den Armen, dieſer genießt,
jener traͤgt die Koſten.

So gehts, ſagt’ er, da jemand fuhr, der
ſich durch einen wohlthaͤtigen Banquerot be-
reichert hatte, der Herr faͤhrt, weil er ſich
vergangen hat.


Eine Hand waͤſcht die andre. Gottfried
hat fuͤr mich ein gut Bekenntnis gethan und
ich kann ihm mit gutem Gewiſſen Gleiches
mit Gleichem vergelten! Es war kein Au-
gendiener, ſondern einer von Herzensgrunde.
Wißbegierig bey mittelmaͤßigen Faͤhigkeiten.
Ein ſeltener Fall. Oft vergaß er aus Acht-
ſamkeit dem Koͤniglichen Rath den Teller zu
nehmen, und bald gab er ihm Salz fuͤr Pfef-

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[305/0311] Was habt ihr das Jahr, geſtrenger Herr, fraͤgt’ er einen Richter? Bald viel, bald wenig, wie es faͤllt, erwiederte der ge- ſtrenge Herr. Sporteln meynt ihr doch, fuͤgte der Richter hinzu. Nicht doch, be- ſchloß der Jude, Fluͤche und Segen. Der Reiche, hat er ſich verlauten laßen, iſt ein Kettenhund des lieben Gottes, den er an die Kiſten und Kaſten geſtellt hat. Der Reiche bezahlt fuͤr den Armen, dieſer genießt, jener traͤgt die Koſten. So gehts, ſagt’ er, da jemand fuhr, der ſich durch einen wohlthaͤtigen Banquerot be- reichert hatte, der Herr faͤhrt, weil er ſich vergangen hat. Eine Hand waͤſcht die andre. Gottfried hat fuͤr mich ein gut Bekenntnis gethan und ich kann ihm mit gutem Gewiſſen Gleiches mit Gleichem vergelten! Es war kein Au- gendiener, ſondern einer von Herzensgrunde. Wißbegierig bey mittelmaͤßigen Faͤhigkeiten. Ein ſeltener Fall. Oft vergaß er aus Acht- ſamkeit dem Koͤniglichen Rath den Teller zu nehmen, und bald gab er ihm Salz fuͤr Pfef- fer, U

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/311>, abgerufen am 22.11.2024.