milchgebende Kuh verkauft, um sich eine Alon- sche zu kaufen, oder eine brabanter Kante, oder einen Rubens, (ein Stück von ihm) was mei- nen Sie?
Wer recht viel vor sich gebracht hat, kann an Verfeinerungen denken. Wer sein Feld gebaut, an den Garten, und wer sein Haus in Dach und Fach berichtiget, an Verzierung in seinen Zimmern. Das Menschengeschlecht, in Wahr- heit, hat so wenig mehr zu verlieren, daß, wenn es noch lange mit zerbrechlichem Porcellain spielen wird, wenn es nicht bald anfängt sich zu besinnen, und eine silberne Dose, die was aushält, zu kaufen, wenn es nicht wieder auf Dauer, Stärke des Leibes und der Seele zu sehen sich entschließt, nicht viel drum zu ge- ben ist. Wäre das menschliche Geschlecht mehr renomist, mehr stark, mehr teutsch, man könnte eher was mit anheben.
Ja wohl, sagte Herr v. G --, der dies- mal in der Stunde war, wer nicht seine drey Tag und Nacht auf der Jagd seyn, und dem Hirsch den Fänger entgegensetzen kann, ist we- der zum Groben noch zum Subtilen aufgelegt. Mehr wollt' er nicht anbringen, um es mit dem Jüngling, der, so fein er war, doch wohl Herz haben können, nicht zur Jagd anzulegen.
Ein
B 5
milchgebende Kuh verkauft, um ſich eine Alon- ſche zu kaufen, oder eine brabanter Kante, oder einen Rubens, (ein Stuͤck von ihm) was mei- nen Sie?
Wer recht viel vor ſich gebracht hat, kann an Verfeinerungen denken. Wer ſein Feld gebaut, an den Garten, und wer ſein Haus in Dach und Fach berichtiget, an Verzierung in ſeinen Zimmern. Das Menſchengeſchlecht, in Wahr- heit, hat ſo wenig mehr zu verlieren, daß, wenn es noch lange mit zerbrechlichem Porcellain ſpielen wird, wenn es nicht bald anfaͤngt ſich zu beſinnen, und eine ſilberne Doſe, die was aushaͤlt, zu kaufen, wenn es nicht wieder auf Dauer, Staͤrke des Leibes und der Seele zu ſehen ſich entſchließt, nicht viel drum zu ge- ben iſt. Waͤre das menſchliche Geſchlecht mehr renomiſt, mehr ſtark, mehr teutſch, man koͤnnte eher was mit anheben.
Ja wohl, ſagte Herr v. G —, der dies- mal in der Stunde war, wer nicht ſeine drey Tag und Nacht auf der Jagd ſeyn, und dem Hirſch den Faͤnger entgegenſetzen kann, iſt we- der zum Groben noch zum Subtilen aufgelegt. Mehr wollt’ er nicht anbringen, um es mit dem Juͤngling, der, ſo fein er war, doch wohl Herz haben koͤnnen, nicht zur Jagd anzulegen.
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milchgebende Kuh verkauft, um ſich eine Alon-
ſche zu kaufen, oder eine brabanter Kante, oder
einen Rubens, (ein Stuͤck von ihm) was mei-
nen Sie?
Wer recht viel vor ſich gebracht hat, kann an
Verfeinerungen denken. Wer ſein Feld gebaut,
an den Garten, und wer ſein Haus in Dach
und Fach berichtiget, an Verzierung in ſeinen
Zimmern. Das Menſchengeſchlecht, in Wahr-
heit, hat ſo wenig mehr zu verlieren, daß, wenn
es noch lange mit zerbrechlichem Porcellain
ſpielen wird, wenn es nicht bald anfaͤngt ſich
zu beſinnen, und eine ſilberne Doſe, die was
aushaͤlt, zu kaufen, wenn es nicht wieder auf
Dauer, Staͤrke des Leibes und der Seele zu
ſehen ſich entſchließt, nicht viel drum zu ge-
ben iſt. Waͤre das menſchliche Geſchlecht
mehr renomiſt, mehr ſtark, mehr teutſch, man
koͤnnte eher was mit anheben.
Ja wohl, ſagte Herr v. G —, der dies-
mal in der Stunde war, wer nicht ſeine drey
Tag und Nacht auf der Jagd ſeyn, und dem
Hirſch den Faͤnger entgegenſetzen kann, iſt we-
der zum Groben noch zum Subtilen aufgelegt.
Mehr wollt’ er nicht anbringen, um es mit
dem Juͤngling, der, ſo fein er war, doch wohl
Herz haben koͤnnen, nicht zur Jagd anzulegen.
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/31>, abgerufen am 21.11.2024.
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