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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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her wie Ew. Wohlehrwürden leicht denken
können. Jeder Vater, der ihn ansieht,
möcht ihm seine Tochter geben, und jede
Tochter, das wolt ich wetten, möcht' ihn
auch gerne, mit Herzen, Mund und Hän-
den! Das läßt er aber bleiben. Er würd
sich durch keine in Gott andächtige Jungfer
anstecken laßen, ob er aber ohne Protokoll
abkommen wird, zweifle sehr! Wer hier
ein gutes Herz hat, kann an ein Protokoll
kommen, weiß nicht wie! Selten, glaub ich,
ist jemand, der nur mit dem Stempelpapier
abkommt, wie ich, wofür ich Seiner Gestren-
gigkeit großen Dank sage, und es zu rühmen
wissen werde. Lieschen ist ein und zwanzig
Jahr alt und, bis auf das Söhnchen, ein
vortrefliches Mädchen. Hoffe, daß das
Kind ihr Gemüth haben werde, und nicht des
liederlichen Burschen. Sonst solte mirs doch
wohl um die Paar Groschen leid thun, die
ich meinem Munde entziehe; der Magen ver-
liert nichts dran. Ob Ew. Wohlehrwürden
Dero Abkömmling kennen würden in seiner
gelben West und Hosen? Könnte wohl
schwarz seyn, wird auch wills Gott werden.
Gegen die Königsbergsche Jungfern, ist gleich
viel ob grünes oder dürres Holz, ist er wie

Eisen

her wie Ew. Wohlehrwuͤrden leicht denken
koͤnnen. Jeder Vater, der ihn anſieht,
moͤcht ihm ſeine Tochter geben, und jede
Tochter, das wolt ich wetten, moͤcht’ ihn
auch gerne, mit Herzen, Mund und Haͤn-
den! Das laͤßt er aber bleiben. Er wuͤrd
ſich durch keine in Gott andaͤchtige Jungfer
anſtecken laßen, ob er aber ohne Protokoll
abkommen wird, zweifle ſehr! Wer hier
ein gutes Herz hat, kann an ein Protokoll
kommen, weiß nicht wie! Selten, glaub ich,
iſt jemand, der nur mit dem Stempelpapier
abkommt, wie ich, wofuͤr ich Seiner Geſtren-
gigkeit großen Dank ſage, und es zu ruͤhmen
wiſſen werde. Lieschen iſt ein und zwanzig
Jahr alt und, bis auf das Soͤhnchen, ein
vortrefliches Maͤdchen. Hoffe, daß das
Kind ihr Gemuͤth haben werde, und nicht des
liederlichen Burſchen. Sonſt ſolte mirs doch
wohl um die Paar Groſchen leid thun, die
ich meinem Munde entziehe; der Magen ver-
liert nichts dran. Ob Ew. Wohlehrwuͤrden
Dero Abkoͤmmling kennen wuͤrden in ſeiner
gelben Weſt und Hoſen? Koͤnnte wohl
ſchwarz ſeyn, wird auch wills Gott werden.
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viel ob gruͤnes oder duͤrres Holz, iſt er wie

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[292/0298] her wie Ew. Wohlehrwuͤrden leicht denken koͤnnen. Jeder Vater, der ihn anſieht, moͤcht ihm ſeine Tochter geben, und jede Tochter, das wolt ich wetten, moͤcht’ ihn auch gerne, mit Herzen, Mund und Haͤn- den! Das laͤßt er aber bleiben. Er wuͤrd ſich durch keine in Gott andaͤchtige Jungfer anſtecken laßen, ob er aber ohne Protokoll abkommen wird, zweifle ſehr! Wer hier ein gutes Herz hat, kann an ein Protokoll kommen, weiß nicht wie! Selten, glaub ich, iſt jemand, der nur mit dem Stempelpapier abkommt, wie ich, wofuͤr ich Seiner Geſtren- gigkeit großen Dank ſage, und es zu ruͤhmen wiſſen werde. Lieschen iſt ein und zwanzig Jahr alt und, bis auf das Soͤhnchen, ein vortrefliches Maͤdchen. Hoffe, daß das Kind ihr Gemuͤth haben werde, und nicht des liederlichen Burſchen. Sonſt ſolte mirs doch wohl um die Paar Groſchen leid thun, die ich meinem Munde entziehe; der Magen ver- liert nichts dran. Ob Ew. Wohlehrwuͤrden Dero Abkoͤmmling kennen wuͤrden in ſeiner gelben Weſt und Hoſen? Koͤnnte wohl ſchwarz ſeyn, wird auch wills Gott werden. Gegen die Koͤnigsbergſche Jungfern, iſt gleich viel ob gruͤnes oder duͤrres Holz, iſt er wie Eiſen

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/298>, abgerufen am 25.11.2024.