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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Ein Atheist ist der, welcher seinen Bru-
der nicht liebet, den er siehet! Selbstver-
leugnung ist Ersparung an sich selbst, um ge-
gen den Nächsten freygebig zu seyn. Freude
ist Danksagung. Wolte Gott! daß ich alle
Menschen dies zu üben bewegen könnte! Das
würde heissen: sie beten lehren! Vergib dei-
nem Bruder, vergiß nicht, daß du erst von
den mehrern Pfunden, die Gott dir verlieh,
Rechnung abzulegen verbunden bist, ehe du
vor Gott treten kannst! -- Vor Johanni
bestellen die Leute ein Gebet beym Prediger,
nach Johanni, sagt Gevatter Hans, will ich
schon mit meiner Grete beten. Warum ha-
ben die gemeinsten Leute Neigung zu Spötte-
reyen? Man solte ihnen nicht mehr zu glau-
ben aufgeben, als glaublich ist. Ein Tho-
mas wirft alles über und über, und sein
Nachbar glaubt, was das Zeug hält, um
mit Glauben dem Thun auszuhelfen! --
Aufforderungen zu guten Handlungen, sind
nicht Handlungen selbst; das Geläute keine
Predigt. Der Christ hat zwar seinen Stern
am Himmel, wie die Weisen aus dem Mor-
genlande; allein er muß auch seine Lampe
in der Hand halten, wie die fünf klugen
Jungfrauen. Viele berufen, wenige aus-
erwählet.

Die

Ein Atheiſt iſt der, welcher ſeinen Bru-
der nicht liebet, den er ſiehet! Selbſtver-
leugnung iſt Erſparung an ſich ſelbſt, um ge-
gen den Naͤchſten freygebig zu ſeyn. Freude
iſt Dankſagung. Wolte Gott! daß ich alle
Menſchen dies zu uͤben bewegen koͤnnte! Das
wuͤrde heiſſen: ſie beten lehren! Vergib dei-
nem Bruder, vergiß nicht, daß du erſt von
den mehrern Pfunden, die Gott dir verlieh,
Rechnung abzulegen verbunden biſt, ehe du
vor Gott treten kannſt! — Vor Johanni
beſtellen die Leute ein Gebet beym Prediger,
nach Johanni, ſagt Gevatter Hans, will ich
ſchon mit meiner Grete beten. Warum ha-
ben die gemeinſten Leute Neigung zu Spoͤtte-
reyen? Man ſolte ihnen nicht mehr zu glau-
ben aufgeben, als glaublich iſt. Ein Tho-
mas wirft alles uͤber und uͤber, und ſein
Nachbar glaubt, was das Zeug haͤlt, um
mit Glauben dem Thun auszuhelfen! —
Aufforderungen zu guten Handlungen, ſind
nicht Handlungen ſelbſt; das Gelaͤute keine
Predigt. Der Chriſt hat zwar ſeinen Stern
am Himmel, wie die Weiſen aus dem Mor-
genlande; allein er muß auch ſeine Lampe
in der Hand halten, wie die fuͤnf klugen
Jungfrauen. Viele berufen, wenige aus-
erwaͤhlet.

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[244/0250] Ein Atheiſt iſt der, welcher ſeinen Bru- der nicht liebet, den er ſiehet! Selbſtver- leugnung iſt Erſparung an ſich ſelbſt, um ge- gen den Naͤchſten freygebig zu ſeyn. Freude iſt Dankſagung. Wolte Gott! daß ich alle Menſchen dies zu uͤben bewegen koͤnnte! Das wuͤrde heiſſen: ſie beten lehren! Vergib dei- nem Bruder, vergiß nicht, daß du erſt von den mehrern Pfunden, die Gott dir verlieh, Rechnung abzulegen verbunden biſt, ehe du vor Gott treten kannſt! — Vor Johanni beſtellen die Leute ein Gebet beym Prediger, nach Johanni, ſagt Gevatter Hans, will ich ſchon mit meiner Grete beten. Warum ha- ben die gemeinſten Leute Neigung zu Spoͤtte- reyen? Man ſolte ihnen nicht mehr zu glau- ben aufgeben, als glaublich iſt. Ein Tho- mas wirft alles uͤber und uͤber, und ſein Nachbar glaubt, was das Zeug haͤlt, um mit Glauben dem Thun auszuhelfen! — Aufforderungen zu guten Handlungen, ſind nicht Handlungen ſelbſt; das Gelaͤute keine Predigt. Der Chriſt hat zwar ſeinen Stern am Himmel, wie die Weiſen aus dem Mor- genlande; allein er muß auch ſeine Lampe in der Hand halten, wie die fuͤnf klugen Jungfrauen. Viele berufen, wenige aus- erwaͤhlet. Die

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/250>, abgerufen am 23.11.2024.