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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Gesetzen völlig folgen könnte. Die Welt hat
eine Beziehung auf unsere Seele und Körper,
nachdem wir die Welt aus diesem oder einem
andern Gesichtspunkte fassen. Bald so, bald
so. Gehts uns schlecht, ist alles schlecht.
Geht es uns wohl, so lächelt uns alles an.
Zwar ist der Geist unabhängig vom Körper,
und sagen wir also nicht: sein böser Geist, sein
guter Geist; sondern sein böses Herz, sein gu-
tes Herz. Wer kann den Geist indessen allen
äußern Antrieben entziehen? Diesen Geist,
wer kann ihn heiligen, so wie Gott heilig
ist? -- Wer kann ihn gewöhnen, blos nach
Grundsätzen der Vernunft zu handeln? Die-
ser Kampf des Geistes und des Fleisches ist
der gute Kampf, den wir alle kämpfen --
Um mich indessen in einer für mich so höchst
wichtigen Sache nicht in Ungewißheit zu las-
sen, und mich von der Sentenz zu unterrich-
ten, die Gott vor seinem Richterstuhl über
jede meiner Handlungen ausspricht, gab er
mir ein moralisches Gefühl.


Vor Gott sind die Himmel nicht rein, und
eine ganz absolute Vollkommenheit kann in
keinem redlichen Wesen seyn. Etwas, das

über

Geſetzen voͤllig folgen koͤnnte. Die Welt hat
eine Beziehung auf unſere Seele und Koͤrper,
nachdem wir die Welt aus dieſem oder einem
andern Geſichtspunkte faſſen. Bald ſo, bald
ſo. Gehts uns ſchlecht, iſt alles ſchlecht.
Geht es uns wohl, ſo laͤchelt uns alles an.
Zwar iſt der Geiſt unabhaͤngig vom Koͤrper,
und ſagen wir alſo nicht: ſein boͤſer Geiſt, ſein
guter Geiſt; ſondern ſein boͤſes Herz, ſein gu-
tes Herz. Wer kann den Geiſt indeſſen allen
aͤußern Antrieben entziehen? Dieſen Geiſt,
wer kann ihn heiligen, ſo wie Gott heilig
iſt? — Wer kann ihn gewoͤhnen, blos nach
Grundſaͤtzen der Vernunft zu handeln? Die-
ſer Kampf des Geiſtes und des Fleiſches iſt
der gute Kampf, den wir alle kaͤmpfen —
Um mich indeſſen in einer fuͤr mich ſo hoͤchſt
wichtigen Sache nicht in Ungewißheit zu laſ-
ſen, und mich von der Sentenz zu unterrich-
ten, die Gott vor ſeinem Richterſtuhl uͤber
jede meiner Handlungen ausſpricht, gab er
mir ein moraliſches Gefuͤhl.


Vor Gott ſind die Himmel nicht rein, und
eine ganz abſolute Vollkommenheit kann in
keinem redlichen Weſen ſeyn. Etwas, das

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[230/0236] Geſetzen voͤllig folgen koͤnnte. Die Welt hat eine Beziehung auf unſere Seele und Koͤrper, nachdem wir die Welt aus dieſem oder einem andern Geſichtspunkte faſſen. Bald ſo, bald ſo. Gehts uns ſchlecht, iſt alles ſchlecht. Geht es uns wohl, ſo laͤchelt uns alles an. Zwar iſt der Geiſt unabhaͤngig vom Koͤrper, und ſagen wir alſo nicht: ſein boͤſer Geiſt, ſein guter Geiſt; ſondern ſein boͤſes Herz, ſein gu- tes Herz. Wer kann den Geiſt indeſſen allen aͤußern Antrieben entziehen? Dieſen Geiſt, wer kann ihn heiligen, ſo wie Gott heilig iſt? — Wer kann ihn gewoͤhnen, blos nach Grundſaͤtzen der Vernunft zu handeln? Die- ſer Kampf des Geiſtes und des Fleiſches iſt der gute Kampf, den wir alle kaͤmpfen — Um mich indeſſen in einer fuͤr mich ſo hoͤchſt wichtigen Sache nicht in Ungewißheit zu laſ- ſen, und mich von der Sentenz zu unterrich- ten, die Gott vor ſeinem Richterſtuhl uͤber jede meiner Handlungen ausſpricht, gab er mir ein moraliſches Gefuͤhl. Vor Gott ſind die Himmel nicht rein, und eine ganz abſolute Vollkommenheit kann in keinem redlichen Weſen ſeyn. Etwas, das uͤber

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/236>, abgerufen am 23.11.2024.