bald er ihnen nur ins Auge sieht, fals sie nemlich noch nicht benahmt sind. Der Mensch verträgt alle Gegenden, und hat er einen gu- ten Hund, das natürlichste Hausgesinde, das Gott dem Menschen zugeordet hat, wie wir alle wissen, hetzt er Löwen, wie Hasen; ob- gleich der Löwe Herzog unter den Thüren ist; als welches ich ihm gar nicht streitig machen will. König mag ich, mit des Herrn Pastors Erlaubnis, solch ein edles Thier nicht nennen. Wo ist denn Unkraut? Nirgend. Freunde, nur dann ist Etwas Unkraut, wenn es nicht an der rechten Stelle steht, wenn es nicht ge- braucht, sondern gemisbraucht wird. Dem Thoren ist alles Unkraut. Dem Weisen ist alles Kraut, alles ist ihm gut, was in der Welt ist, er machts, wie Gott der Herr, sie- het an, was Gott gemacht hat, und es ist alles sehr gut.
Gott sahe an, alles was er gemacht hatte, und siehe da, es war alles sehr wohl! Was böse scheiner ist Gewinn; Der Tod selbst, ist mein Leben! singt ihre Frau! Der Schein trügt. Das, was böse aussieht, die Grundtriebe, womit der Mensch auf die Welt kommt, wie wickeln
sie
bald er ihnen nur ins Auge ſieht, fals ſie nemlich noch nicht benahmt ſind. Der Menſch vertraͤgt alle Gegenden, und hat er einen gu- ten Hund, das natuͤrlichſte Hausgeſinde, das Gott dem Menſchen zugeordet hat, wie wir alle wiſſen, hetzt er Loͤwen, wie Haſen; ob- gleich der Loͤwe Herzog unter den Thuͤren iſt; als welches ich ihm gar nicht ſtreitig machen will. Koͤnig mag ich, mit des Herrn Paſtors Erlaubnis, ſolch ein edles Thier nicht nennen. Wo iſt denn Unkraut? Nirgend. Freunde, nur dann iſt Etwas Unkraut, wenn es nicht an der rechten Stelle ſteht, wenn es nicht ge- braucht, ſondern gemisbraucht wird. Dem Thoren iſt alles Unkraut. Dem Weiſen iſt alles Kraut, alles iſt ihm gut, was in der Welt iſt, er machts, wie Gott der Herr, ſie- het an, was Gott gemacht hat, und es iſt alles ſehr gut.
Gott ſahe an, alles was er gemacht hatte, und ſiehe da, es war alles ſehr wohl! Was boͤſe ſcheiner iſt Gewinn; Der Tod ſelbſt, iſt mein Leben! ſingt ihre Frau! Der Schein truͤgt. Das, was boͤſe ausſieht, die Grundtriebe, womit der Menſch auf die Welt kommt, wie wickeln
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bald er ihnen nur ins Auge ſieht, fals ſie
nemlich noch nicht benahmt ſind. Der Menſch
vertraͤgt alle Gegenden, und hat er einen gu-
ten Hund, das natuͤrlichſte Hausgeſinde, das
Gott dem Menſchen zugeordet hat, wie wir
alle wiſſen, hetzt er Loͤwen, wie Haſen; ob-
gleich der Loͤwe Herzog unter den Thuͤren iſt;
als welches ich ihm gar nicht ſtreitig machen
will. Koͤnig mag ich, mit des Herrn Paſtors
Erlaubnis, ſolch ein edles Thier nicht nennen.
Wo iſt denn Unkraut? Nirgend. Freunde,
nur dann iſt Etwas Unkraut, wenn es nicht
an der rechten Stelle ſteht, wenn es nicht ge-
braucht, ſondern gemisbraucht wird. Dem
Thoren iſt alles Unkraut. Dem Weiſen iſt
alles Kraut, alles iſt ihm gut, was in der
Welt iſt, er machts, wie Gott der Herr, ſie-
het an, was Gott gemacht hat, und es iſt
alles ſehr gut.
Gott ſahe an, alles was er gemacht hatte,
und ſiehe da, es war alles ſehr wohl!
Was boͤſe ſcheiner iſt Gewinn;
Der Tod ſelbſt, iſt mein Leben!
ſingt ihre Frau! Der Schein truͤgt. Das,
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/227>, abgerufen am 24.11.2024.
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